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Etwas ist faul

Etwas ist faul

Titel: Etwas ist faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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weißgetünchtes Haus auf dem Land, schäbiger Chintz, aber mit schönem Muster, Vasen voll Rosen, hauchdünnes Teegeschirr, das man selbst abwäscht. So liest man es in Romanen. Im wahren Leben – wenn der Sohn ganz unten auf der Leiter des Geschäftslebens anfangen muss – bedeutet es London. Schmuddelige Vermieterinnen, schmutzige Kinder im Treppenhaus, Mitbewohner, die immer Mischlinge zu sein scheinen, Bückling zum Frühstück, der nicht mehr ganz – ganz… und so weiter.«
    »Wenn nur…« begann Mrs St. Vincent. »Wirklich, ich fange allmählich an zu fürchten, dass wir uns bald auch so ein Zimmer nicht mehr leisten können.«
    »Das würde heißen, wir schlafen und wohnen zusammen in einem Raum!«, sagte Barbara. »Einfach schrecklich! Und ein Klappbett für Rupert. Und wenn Jim mich besucht, muss ich ihn unten in dieser scheußlichen Halle empfangen, wo die alten Jungfern herumsitzen und stricken und uns beobachten und ständig so einen würgenden Husten haben.«
    Es entstand eine Pause.
    »Barbara«, sagte Mrs St. Vincent schließlich. »Willst du – ich meine – würdest du…«
    Sie errötete etwas und schwieg.
    »Du brauchst nicht taktvoll zu sein, Mutter«, antwortete Barbara. »Das ist heute kein Mensch mehr. Du meinst, ob ich Jim heiraten würde? Mein Ja käme wie aus der Pistole geschossen, wenn er mich fragt. Aber ich habe schreckliche Angst, dass er es nicht tut.«
    »Ach, liebste Barbara!«
    »Nun, es ist etwas anderes, wenn er mich mit Kusine Amy trifft, irgendwo in der feinen Gesellschaft, wie es in Romanen heißt. Da verliebte er sich nämlich tatsächlich in mich. Jetzt möchte er herkommen und erlebt mich hier, in dieser Umgebung. Er ist ein komischer Kerl, weißt du, anspruchsvoll und altmodisch. Mir – mir gefällt das eigentlich an ihm. Es erinnert mich an ›Ansteys‹ und das Dorf – so hundert Jahre hinter der Zeit, aber auch… ich weiß nicht, so duftend! Wie Lavendel!«
    Sie lachte, etwas beschämt über ihre Begeisterung.
    »Mir würde es gefallen, wenn du Jim Masterton heiratest«, sagte Mrs St. Vincent ernst und direkt. »Er gehört zu uns. Er ist sehr vermögend, das auch, aber ich finde es nicht so wichtig.«
    »Ich schon«, antwortete Barbara. »Ich habe es satt, immer knapp bei Kasse zu sein.«
    »Aber, Barbara, es ist nicht alles…«
    »Du glaubst, nur deshalb möchte ich… nein, das stimmt nicht. Ich – ach Mutter, spürst du es denn nicht?«
    Mrs St. Vincent sah sehr unglücklich aus.
    »Ich wünschte, er könnte dich in der richtigen Umgebung erleben, mein Liebling«, sagte sie betrübt.
    »Ach, warum sich Sorgen machen!«, rief Barbara. »Wir können genausogut versuchen, die Dinge positiv zu sehen. Tut mir leid, dass ich so schlechte Laune hatte. Sei wieder fröhlich, Mutter.«
    Sie neigte sich über sie, küsste sie leicht auf die Stirn und ging hinaus. Mrs St. Vincent gab alle Versuche, Ordnung in ihre Finanzen zu bringen, auf und setzte sich auf das unbequeme Sofa. Ihre Gedanken liefen im Kreis, wie Eichhörnchen in einem Käfig.
    Man kann sagen, was man will, überlegte sie, aber Männer geben was auf Äußerlichkeiten. Später nicht mehr, wenn sie erst verlobt sind. Dann wird er schon begreifen, was für ein süßes liebes Mädchen sie ist. Junge Leute passen sich so schnell ihrer Umgebung an. Rupert hat sich so verändert. Er ist ganz anders als früher. Natürlich sollen meine Kinder nicht arrogant sein. Das möchte ich selbstverständlich nicht. Aber es würde mir nicht besonders gefallen, wenn sich Rupert mit dem schrecklichen Mädchen aus dem Tabakladen verlobt. Na ja, sie ist ein ganz reizendes Kind, aber sie gehört nicht zu uns. Es ist alles so schwierig. Die arme kleine Barbara. Wenn ich ihr doch helfen könnte – irgendwie. Nur – woher soll ich das Geld nehmen? Wir haben alles verkauft, damit Rupert einen guten Start hat. Und eigentlich könnten wir uns nicht einmal das leisten.
    Um sich abzulenken, nahm sie die Morning Post und las die Anzeigen auf der ersten Seite. Die meisten kannte sie auswendig. Leute, die Kapital suchten, Leute, die welches hatten und es anlegen wollten, Leute, die Zähne kaufen wollten – sie fragte sich jedes Mal erneut, warum –, Leute, die Pelze und Kleider verkaufen wollten und bezüglich der Preise optimistische Vorstellungen hatten.
    Plötzlich wurde sie hellwach. Wieder und wieder las sie den Text der Anzeige.
     
    »Für Anspruchsvolle! Kleines Haus in Westminster, reizend ei n gerichtet, an Liebhaber gegen

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