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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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keine Sorgen « , versicherte sie. » Was Schlimmes planen sie sicher nicht. Sie freuen sich für uns, bestimmt. «
    Â» Eva, wenn ich deine Freundinnen auch täglich in Kauf nehmen müsste, um dich heiraten zu können, würde ich trotzdem keine Sekunde zögern. Du bist genau die richtige Frau für mich, und zusammen sind wir ein Team « , sagte er leise, obwohl niemand sie hören konnte.
    Eva spürte, wie ihr vor Glück die Tränen kamen. Sie schluckte sie herunter, lächelte Loh an und nestelte, statt ihm zu antworten, an dem kleinen Apfelblütenzweig herum, den er sich ans Revers gesteckt hatte.
    Sie hatten beschlossen, die Hochzeitsreise auf den Winter zu verschieben. Loh würde endlich seinen Traum realisieren– er und Eva planten einen Backpack-Trip nach Vietnam. Ja, wer eine Frau aus Berlin heiratete, dem war auch eine Reise nach Asien zuzutrauen, hieß es in Wannsee.
    Im Frühjahr zu fahren war natürlich unmöglich. Die Landwirtschaft lief auf Hochtouren. Da war die Feldarbeit, und die Galloway-Kälber, die im Februar geboren worden waren, mussten im Auge behalten werden. Eva hatte die Vermarktung des Biorindfleisches übernommen. Im Herbst hatte sie auch begonnen, die Äpfel an Bioläden zu verkaufen. Auch die Berliner sollten den Pfannkuchenapfel und den Ontario kennenlernen, die Goldparmäne und den Hasenkopf genießen! Loh hatte sie vor verklärender Romantik gewarnt, was ihr neues Leben als Landfrau anging. Aber das war Eva egal: Es war das Leben, das sie wollte. In der Welt, die sie wollte. Mit dem Mann, den sie wollte.
    Und in Berlin hatte sie schließlich auch viel gearbeitet. Mit dem Unterschied, dass sie nicht abends durch den Garten schlendern, Caruso kraulen und bei einem Glas Rotwein Lady D’Arbanville beobachten konnte, die vom Waldstück übers Feld geschwebt kam.
    Die Güllegrube war endlich geleert und zugeschüttet worden. Loh hatte Sauerts Scheck kommentarlos in der Post gefunden. Und– Eva wartete gespannt auf den ersten Andruck des Apfelbuchs, den sie und Nele in diesen Tagen bekommen sollten.
    Â» Es wird Zeit « , sagte sie und zeigte zu dem knorrigen Apfelbaum, unter dem Pfarrer Lobetal und Gandalf, Lohs Trauzeuge, bereits standen.
    Â» Mädels! Kommt! Es geht los! « , rief sie Dorothee, Nele, Marion, Julika und Dani zu, die sich daraufhin umwandten und durch das frisch gemähte Gras in ihre Richtung kamen.
    Zu siebt betraten sie den blühenden Apfelgarten, durch den gerade ein leichter Wind fuhr. Rosa-weißer Blütenschnee rieselte auf sie nieder.
    Â» Wie bitte? Hast du was gesagt, Gandalf? « , fragte Pfarrer Lobetal gerade.
    Anlässlich der Gartenhochzeit trug er seinen schwarzen Talar. Würdevoll sah er aus, sein weißer Haarkranz erinnerte vage an einen Heiligenschein, der aus luftiger Höhe auf seinen Kopf gefallen war und sich um sein kahles Haupt gelegt hatte. Und er war glücklich.
    Die Wege des Herrn waren wahrhaft wundersam, so wundersam, dass sogar Simon Lohmüller vor IHM heiraten wollte. Und vielleicht war es ein noch größeres Wunder, dass Simon sich in eine Frau verliebt hatte, die aus der Stadt kam und mehr Landfrau war, als es bei den meisten Dorfbewohnerinnen der Fall war. Wenn Eva, geborene Wedekind, bald verheiratete Lohmüller nun auch noch bekennende Christin wäre… dann wären sie zu Ostern vielleicht schon zehn Leute in der Kirche!
    Lobetal legte die Hand ans Ohr und beugte sich zu Gandalf hin, der neben ihm stand und die ungehaltenen Blicke ignorierte, die die näher kommende Nele ihm zuwarf. Viel lieber sah Gandalf da zu Dani, die wie eine zarte Elbenfrau zwischen den Apfelbäumen hindurchwandelte und ihn anstrahlte. Oh, Dani, wie gut sie aussah, seit das Dorf ihren Vater zum Teufel geschickt hatte… Seit sie ein Paar waren, hatte Gandalf nicht ein einziges Mal mehr daran gedacht, Leonore, Mandy oder Cindy zu einem DVD -Abend einzuladen.
    Â» Nein, nein. Ich habe nichts gesagt « , antwortete Gandalf und tat so, als müsse er seinen Pferdeschwanz fester binden.
    Das war eine glatte Lüge, obwohl man einen Pfarrer eigentlich nicht anlügen sollte. Und hätte Pfarrer Lobetal besser hingehört, hätte er verstanden, was Gandalf gemurmelt hatte, während er in seiner Jacketttasche mit den goldenen Trauringen spielte:
    Ein Ring, sie zu knechten,
    sie alle zu finden,
    ins Dunkel zu treiben und ewig zu

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