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Eva und die Apfelfrauen

Eva und die Apfelfrauen

Titel: Eva und die Apfelfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Kraetschmar
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braucht hier keiner! « , rief ein weiterer Dorfbewohner, der den Weg von der anderen Seite heruntergekommen war.
    Eva fand es erstaunlich, mit welcher Geschwindigkeit sich das halbe Dorf auf dem einsamen Feldweg eingefunden hatte. Ungehalten trat der Mann gegen die morschen Bretter. Es rumpelte, für Sauert in der Grube musste es klingen, als ob sie sie zumachen wollten.
    Â» Nein! « , stieß Sauert aus, so gut er noch konnte. Es hörte sich an, als ob er den Mund voller Gülle hätte.
    Loh trat wieder vor. » Es gibt nur eine Person, die Sie da rausholen kann, Sauert. «
    Die Wannseer, die um die Grube herumstanden, begannen durcheinanderzurufen.
    Â» Dani. «
    Â» Daniela. «
    Â» Das Mädchen. «
    Â» Seine Tochter. «
    Â» Die Kleene soll sagen, wat mit dem Mistkerl passiert. «
    Â» Die musste immer alles ausbaden. «
    Â» Wo steckt sie überhaupt? «
    Â» Hier bin ich. «
    Dani hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Etwas Unbeugsames ging von ihr aus, als sie langsam näher kam. Sie holte tief Luft, als sie sich vorbeugte und in die dunkle Tiefe sah.
    Â» Daniela « , erklang es flehentlich.
    Â» Nenn nicht mehr meinen Namen « , sagte sie verächtlich. » Du hast mich tyrannisiert, nur weil ich mich mit Gandalf getroffen habe. Du hast mich mies behandelt, seit Mama weggegangen ist. Dabei war es nicht meine Schuld, dass sie uns verlassen hat, sondern nur deine, deine ganz allein! Du hast das ganze Dorf drangsaliert, bis keiner mehr Luft zum Atmen hatte. Du warst gemein zu Tante Anna. Aber sie hat sich gerächt und mich auch. Deshalb steckst du da, wo du bist. Bis zum Hals in der Scheiße. «
    Â» Daniela… bitte. «
    Â» Hör auf zu jammern. Ich will, dass du Wannsee verlässt. Und vorher bringst du die Sache mit Karoppkes in Ordnung. Und du zerreißt alle Verträge, die du mit den Bauern geschlossen hast. Und du stornierst alle Strafzettel. Schwörst du das?
    Â» Und vergessen Sie nicht, Daniela das Gehalt der letzten… Jahre auszubezahlen « , fügte Eva hinzu.
    Â» J…ja… ja… ja… «
    Daniela machte Loh ein Zeichen. » Holt ihn raus. Und dann soll er seine Sachen packen und verschwinden. Heute noch. Ich will ihn nie, nie wiedersehen. «
    Daniela beobachtete, wie der Mann, der den Namen Vater nicht verdiente, Stück für Stück aus der Grube gezogen wurde. Es war kein schöner Anblick.
    Â» Sauert, ein letztes Foto « , rief Nele und hielt ihr Handy hoch. » Damit wir uns alle an Sie erinnern. Und fürsInternet, falls Sie Ihre Versprechen nicht einhalten oder jemals mit dem Gedanken spielen sollten, sich zu rächen. «
    Mit hochrotem Kopf kam Julika angerannt. Es war nicht leicht gewesen, Hans davon abzuhalten, auf den Weg hinter dem Lohmüller-Hof zu kommen. Die kleine Völkerwanderung entlang der Dorfstraße hatte ihn misstrauisch gemacht. Aber Julika hatte alle Schlagfertigkeit, die sie in dem Selbstverteidigungsseminar beigebracht bekommen hatte, aufgeboten. Und ohne Sauert fühlte sich Hans längst nicht so mutig wie sonst. Jedenfalls nicht mutig genug, Julika einfach aus dem Weg zu drängen.
    Â» Was habe ich versäumt? « , keuchte sie.
    Â» Fast alles « , sagte Dorothee trocken. » Jetzt kommt nur noch das Finale. «
    Besudelt und gesenkten Hauptes ging Sauert durch die Gruppe der Dorfbewohner, die ihm angewidert aus dem Weg gingen.
    Â» Sie stinken zum Himmel, Sauert « , rief Erwin Schlomske dem Exbürgermeister nach, bevor dieser aus ihrem Blickfeld verschwand.
    Und das war das Letzte, was man von Ulrich Sauert in Wannsee je sah.
    Nach Sauerts Abgang zerstreute sich die Menge nicht. Im Gegenteil, noch mehr Wannseer kamen den Feldweg entlang oder schlenderten über Lohs Hof. Sie standen herum, schauten und zeigten zu dem großen Loch, das sich im Feldweg aufgetan hatte, und auf die zersplitterten morschen Holzbohlen, die einst daraufgelegen hatten. Sieflüsterten miteinander. Einer klopfte Loh auf die Schulter. Andere wirkten, als trauten sie dem Frieden nicht ganz.
    Immer wieder streiften ihre Blicke Dani, die neben Gandalf stand. Er hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt, und sein Blick warnte alle davor, auch nur die kleinste Bemerkung zu machen.
    Â» Dani, meine Kleene, ist alles okay mit dir? « , fragte er sie leise. Sie nickte und lehnte sich an ihn.
    Loh verschwand auf seinem Hof, um einen Hammer, Holzleisten

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