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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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und Gewichtskontrollen und achtete darauf, dass wir alle unsere Vitamine einnahmen. Als Ruby ihre Tage eine Woche später als alle anderen an der Schule bekommen hatte, wurde sie von der Schulleiterin sogar zu Dr. Hertz geschickt.
    Ich zog die dünne weiße Decke bis zum Kinn. Seit ich klein war, hatte man mir immer erzählt, es gäbe einen Plan für mich – einen Plan für uns alle. Zwölf Jahre an der Schule, dann einmal auf die andere Seite des Schulgeländes und vier Jahre Berufsausbildung. Danach in die Stadt aus Sand, wo Leben und Freiheit auf uns warteten. Dort würden wir unter der Herrschaft des Königs leben und arbeiten. Ich hatte immer alle Anweisungen der Lehrerinnen befolgt, schließlich gab es keinen Anlass, es nicht zu tun. Selbst jetzt ergab Ardens Theorie keinen Sinn. Warum wurde uns beigebracht, Angst vor Männern zu haben, wenn wir am Ende Kinder bekommen und Familien gründen würden? Warum wurden wir ausgebildet, wenn wir bloß Nachwuchs produzieren sollten? Die Betonung unserer Ausbildung, die Art, wie wir ermutigt wurden, unseren Weg zu gehen – »Eve? Hast du mir zugehört?« Pip riss mich aus meinen Gedanken. Ruby und sie starrten mich an.
    »Nein, was?«
    Ruby nahm die Karten, ihr dickes schwarzes Haar war noch immer kurz und an der Stelle, wo Arden es abgeschnitten hatte, unterschiedlich lang. »Bevor wir schlafen gehen, würden wir gern etwas von deiner Rede hören.«
    Wenn ich an meine Abschiedsrede dachte, schnürte es mir die Kehle zu; die drei hingekritzelten Seiten lagen zerknittert in meiner Nachttischschublade. »Ich möchte, dass es eine Überraschung ist«, erklärte ich nach einer Weile. Ich hatte über die bedeutende Rolle geschrieben, die die Fantasie beim Aufbau des Neuen Amerika spielte. Doch die Worte, die ich gewählt hatte, die Zukunft, die ich mir ausgemalt hatte, erschienen mir jetzt so ungewiss.
    Ruby und Pip starrten mich an, aber ich drehte mich weg, ich konnte ihnen nicht in die Augen sehen. Ich konnte ihnen nicht erzählen, was Arden angedeutet hatte: dass die Freiheit nach dem Abschluss nur eine Illusion war, etwas, das man erfunden hatte, damit wir ruhig und zufrieden blieben.
    »Gut, wie du willst.« Pip blies die Kerze auf ihrem Nachttisch aus. Ich blinzelte ein paarmal, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Mit der Zeit erkannte ich im grauen Mondlicht, das durch das Fenster hereinströmte, ihr rundes Gesicht. »Aber wir sind deine besten Freundinnen.«
    Wenige Minuten später erfüllte Rubys leichtes Schnarchen das Zimmer. Sie schlief immer als Erste ein. Pip starrte an die Decke, ihre Hand lag auf ihrem Herz. »Ich kann es nicht erwarten, meinen Abschluss zu machen. Wir werden lernen – richtig lernen. Und in ein paar Jahren gehen wir in die Welt hinaus, in die neue Stadt jenseits des Waldes. Es wird fantastisch, Eve. Wir werden so was wie … richtige Menschen sein.« Sie drehte sich zu mir und ich hoffte, dass sie die Tränen in meinen Augenwinkeln im schwachen Mondlicht nicht bemerken würde.
    Wie würde das Leben von Pip und mir tatsächlich aussehen? Pip wollte Architektin werden, ihr Vorbild war Frank Lloyd Wright. Sie wollte neue Häuser bauen, die, auch wenn sich niemand um sie kümmerte, nicht zerfallen würden, Häuser, die Schutzräume mit Vorräten an konservierten Lebensmitteln hatten, in die nicht einmal die allerwinzigsten tödlichen Viren eindringen könnten. Ich hatte ihr vorgeschlagen, dass wir nach unserer Berufsausbildung in der Stadt aus Sand zusammenleben könnten. Wir würden in eine Wohnung ziehen, wie wir es in Büchern gelesen hatten, mit breiten Betten und Fenstern, die einen Ausblick auf die andere Seite der Stadt hätten, wo die Männer lebten, weit weg von uns. Wir würden auf den riesigen Hallenpisten, von denen uns Lehrerin Etta erzählt hatte, Skilaufen lernen oder unsere guten Manieren in Restaurants mit gestärkten weißen Tischtüchern und blank poliertem Silber unter Beweis stellen. Wir würden unser Abendessen von einer Speisekarte auswählen und darum bitten, dass das Fleisch nach unseren Wünschen zubereitet wurde. »Ich weiß«, brachte ich hervor. »Es wird toll werden.« Ich tupfte mir die Tränen vom Gesicht und war dankbar, als Pips Atemzüge langsamer wurden. Doch dann überkamen mich Schuldgefühle und eine wachsende Angst, dass ich morgen vielleicht nicht nur eine Rede voller Illusionen und Sehnsucht halten würde. Vielleicht würde ich meine Freundinnen in den Tod führen.
     
    Ich wartete auf

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