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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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zu sehen, auf der Veranda, die das Haus umgab, lagen umgekippte Stühle. In der Ecke des Gartens stand ein Holzschuppen, dessen weiße Farbe überall abblätterte. Rings um das Anwesen verlief ein ausgebleichter, über zwei Meter hoher Zaun.
    Arden rannte darauf zu und trat mit dem Fuß dagegen. Er gab nicht nach. Draußen kamen die Schritte der Soldaten näher. Arden trat noch einmal gegen den Zaun, dieses Mal seitlich und mit ganzer Kraft. Die Anstrengung trieb ihr Tränen in die Augen. »Das kann doch nicht sein. Nein!«
    Auf der Rückseite des Hauses gab es weder eine Eingangstür noch ein Gartentor. Es gab keine Löcher im Zaun, nichts, wo wir uns hochhangeln konnten. Es gab nur den Weg durch das Tor, durch das wir hereingekommen waren.
    »Wir sitzen in der Falle.« Meine Hände zitterten, als mir das bewusst wurde.
    Arden zog mich hinter den Schuppen. Wir duckten uns, und während wir durch das zersprungene Fenster spähten, lag ihre Hand feucht in meiner. Die Soldaten stürmten mit gezogenen Waffen in den Garten und liefen um den Pool herum. Calverton legte den Finger auf den Mund, als wolle er Pssst andeuten.
    »Es tut mir leid«, flüsterte ich Arden ins Ohr, meine Worte waren kaum zu hören. Ich hatte die Nachricht gesendet und so die Soldaten auf Marjories Haus aufmerksam gemacht. Weil ich den falschen Weg gewählt hatte, würden wir gefangen genommen werden.
    Richards zog eine Taschenlampe aus dem Gürtel und leuchtete unter die baufällige Veranda. Arden starrte gebannt auf die umgekippten Stühle auf der Veranda. Sie deutete darauf. »Mit einem davon kannst du über den Zaun steigen. Und dann über die Rückseite fliehen.«
    Ich beobachtete Calverton durch die zersprungene Scheibe. Er lief auf eine alte Hundehütte auf der anderen Seite des Schuppens zu.
    »Und was machst du?«, fragte ich, obwohl ich die Antwort bereits kannte.
    Arden versuchte zu lächeln, aber es wirkte aufgesetzt. »Ich werde sie ablenken. Mach dir keine Sorgen – wir treffen uns in Califia«, beruhigte sie mich. »Ich werde die Straße wiederfinden.«
    »Nein«, erwiderte ich und wischte mir über die Augen. Ich hätte ihr gern geglaubt, aber ich wusste, dass wir es jeder für sich allein niemals schaffen würden. »Das kannst du nicht machen. Lieber lasse ich mich in die Stadt verschleppen, es ist mir egal, aber bitte –«
    »Du würdest dasselbe für mich tun«, unterbrach sie mich. »Du hast es bereits getan.«
    Sie wartete meine Antwort nicht ab, sondern zog ihre Hand aus meiner und rannte in den Garten. Richards verließ seine Stellung bei der Veranda und jagte ihr hinterher, Calverton folgte ihnen auf dem Fuß und sie verschwanden alle durch das Tor.
    Gewehrschüsse zerrissen die Stille. Ich wartete voller Angst, dass Arden aufschreien würde. Doch es war nur die Stimme des Soldaten zu hören, der sie weiter verfolgte, und schwere Schritte auf der trockenen Erde.
    Ich zog einen Stuhl zum Zaun, wie Arden es vorgeschlagen hatte, und stellte mir vor, sie stünde dort, ihre Hand läge auf meinem Arm und würde mir hinüberhelfen. Als ich über den Zaun war, lief ich in die entgegengesetzte Richtung und stellte mir vor, wie sie in ihrem knallblauen Pullover zwischen den Bäumen hindurchrennen würde. Ich sah, wie sie sich von Zeit zu Zeit mit geröteten Wangen zu mir umdrehte oder an einer Abzweigung mit einem Kopfnicken andeutete, dass wir abbiegen mussten. Ich lief immer weiter, hinter mir schnitten die gewaltigen Felsformationen in den Himmel. Erst als die Luft kühler wurde und der Wald dunkler, blieb ich stehen und mir wurde bewusst, dass ich mutterseelenallein war.

NEUNUNDZWANZIG
    Die Zeit verging. Zwei Tage, vielleicht drei. Es gab keinen Grund, sie zu zählen.
    Ich lag in der Badewanne eines verlassenen Hauses, die braune Ringe hatte, und hielt ein stumpfes Messer. Ich war so weit gelaufen, dass meine Füße blutverschmiert und nackt waren. Irgendwann waren meine Schnürsenkel gerissen und dann hatte ich meine Schuhe verloren.
    Während ich vor mich hindämmerte, stellte ich mir den Keller vor: Otis und Marjorie, ihre Körper verdreht, aufeinanderliegend, zuckend. Lark, mit dem Gesicht nach unten auf dem kalten Betonboden. Der Geruch von Schießpulver und Blut. Calverton, wie er stehen blieb und einen Kratzer auf seinem Stiefel glatt rieb. Ardens Finger, die sich verzweifelt in meinen Arm gruben. Richards’ Augen, die mich grau und unbarmherzig anstarrten.
    Es hätte das Allererste sein sollen, was ich beim Aufwachen

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