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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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altersfleckigen Hände bewegten sich langsam und man spürte ihr Alter jetzt deutlich. »Ich mache, so schnell ich kann«, antwortete sie mit zittriger Stimme. »Ich mach schon.« Sie wischte sich übers Gesicht. Erst da merkte ich, dass sie weinte. Dünne Rinnsale liefen ihr über die faltigen Wangen.
    Die Stimmen wurden lauter. Über uns trampelten Stiefel, von der Decke rieselte Putz.
    »Nur meine Frau«, sagte Otis, kurz darauf waren noch mehr Schritte zu hören. Als die Soldaten in grün-brauner Montur an der Treppe erschienen, sammelte Marjorie gerade die letzten Dosen auf. Arden umklammerte meine Hand und zog mich tiefer in den Raum hinein.
    Meine andere Hand presste ich auf Larks zuckenden Mund, um sie am Schreien zu hindern. Die Glastüren des Wandschranks wurden geschlossen. Durch die Zwischenräume der Dosen konnten wir Teile des Kellerraums erkennen. Aus unserem Versteck im Schatten beobachteten wir, wie die Männer die Treppe herunterkamen.
    Marjorie richtete sich in Sekundenschnelle auf, sie setzte eine undurchdringliche Miene auf und ließ die Arme herunterbaumeln. »Was kann ich dieses Mal für die Herren tun? Lieutenant Calverton«, begrüßte sie den alten Soldaten mit der Hakennase und dem silber melierten Haar. Neben ihm stand ein schmaler Mann mit blasser Haut, dessen Hand an der Waffe lag. »Sergeant Richards. Wollen Sie uns schon wieder schikanieren?«
    Die Soldaten standen am Fuß der Treppe, beide waren glatt rasiert, ihre Gesichter wirkten angespannt und glänzten. »Lassen Sie die Spielchen, Marjorie«, schnitt ihr Calverton das Wort ab. »Wir wissen, dass Sie hier ein Mädchen namens Eve verstecken. Sie ist Eigentum des Königs.«
    Arden zog mich näher an sich. Ich bekam weiche Knie, doch Arden stützte mich. »Wir tun nichts dergleichen«, widersprach Otis. »Wann lassen Sie uns endlich in Frieden? Wir versuchen einfach zu überleben, so wie alle anderen.«
    Richards untersuchte die Pappkartons, riss sie auf und spähte hinein. Er stapfte durch den Keller, öffnete eine Tür neben der Treppe, tastete die ramponierte Couch ab und klopfte hinter einem Haufen alter Maschinen gegen die Wände. »Müssen wir dieses Spielchen jedes Mal spielen?«, fragte Marjorie mit verschränkten Armen.
    Otis kam auf seinem schlimmen Bein die letzten Stufen hinuntergehinkt. Er lehnte sich gegen die Wand. Den Arm presste er an den Oberkörper, damit die Waffe von seinem Ellbogen verdeckt wurde. »Sie werden nichts finden«, verkündete er kurzatmig.
    »Irgendetwas sagt mir, dass ihr lügt«, erwiderte Calverton. Dann deutete er auf die Schranktüren. Mein Herz schlug weiter, der schnelle Rhythmus erinnerte mich daran, dass ich zumindest in diesem Augenblick noch am Leben war. Arden stieß mich hinter die Etagenbetten, dann zog sie Lark an sich. Wir kauerten uns aneinander und versuchten, so geräuschlos wie möglich zu atmen. In diesem Moment öffnete der junge Soldat die Schranktüren.
    Durch die Gitterstäbe des Etagenbettes hindurch konnte ich seine Beine sehen. Ich konnte hören, wie die Konservendosen auf dem obersten Regalbrett gegeneinanderstießen. Als Nächstes nahm er sich das Brett darunter vor und fuhr über das Holz. Plötzlich bewegten sich die Dosen, die den Einstieg verdeckten. Als Licht in den engen Raum schimmerte, gab Lark ein Wimmern von sich. Ich sah auf und starrte in die Augen des Soldaten.
    »Sir«, rief dieser und schob weitere Dosen beiseite. »Sir, da sind noch mehr Säue –«
    Otis zog die Waffe aus dem Hosenbund und feuerte auf Richards’ Oberkörper. Der Soldat stürzte und riss das Brett mit sich. Er hielt sich die Schulter, wo ihn die Kugel getroffen hatte.
    Als Otis sich auf Calverton stürzte, drehte sich Marjorie zu uns. »Lauft!«, schrie sie und deutete hinter uns, auf den Tunnel, der in die Dunkelheit führte. »Sofort!«
    Calverton schlug Otis die Waffe aus der Hand und warf ihn gegen die Wand. Er klopfte Staub von seiner Uniform an den Stellen, wo Otis ihn angefasst hatte, und strich den Stoff glatt. Dann zog er seine Pistole.
    »Nein! Nicht!«, kreischte Marjorie. Sie streckte verzweifelt die Hände nach Otis aus, als könnte sie den Abstand zu ihm überwinden. Es passierte so schnell. Ein Schuss, dann noch einer bohrte sich in Otis’ Oberkörper. Er war bereits tot, als er auf dem Boden aufschlug.
    Lark rannte in den Tunnel hinein, Arden folgte ihr und zerrte mich hinter sich her. Doch meine Füße waren schwer, Trauer überwältigte mich. Ich konnte den Blick

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