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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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aufspürten, selbst wenn ich in der Wüste zusammenbrach, im Schatten dieser gewaltigen Felsen, ich musste weiter. Ich musste es zumindest versuchen.

DREISSIG
    Ich machte mich früh auf den Weg, noch vor dem Erwachen der Vögel. Ich fand eine verrostete Dose Bohnen, die ich zum Frühstück aß. Ich leckte jeden Tropfen der erstarrten Flüssigkeit aus der Dose. Als ich von Haus zu Haus ging und die Siedlung durchkämmte, entdeckte ich noch zwei weitere Dosen ohne Etikett und ein Glas Marmelade. Es war nicht viel, aber es würde mir über die nächsten Tage helfen, bis ich einen Ort fand, der sicher genug war, um zu rasten.
    Der Morgen war kalt, als ich durch das niedrige Dickicht am Straßenrand Richtung Norden lief. Ich zog den Pullover enger um mich und war demjenigen dankbar, der in dem Haus gelebt hatte. Sie hatten ein paar Wechselkleider und ein Paar Turnschuhe Größe 39 mit der Aufschrift NIKE zurückgelassen. Der Weg auf der Karte führte weiter durch die Wüste in ein Gebiet, das sich goldbraun vor mir erstreckte. Obwohl ich noch immer schwach auf den Beinen war, ging ich, so schnell ich konnte, legte jede Stunde nur eine kurze Pause ein, um einen Finger voll Marmelade zu essen, der Zucker gab mir neue Energie.
    Kurz vor Mittag kam ich zu einer Straßenkreuzung. Auf einem großen Parkplatz standen verrostete Autos, schräg gegenüber war ein Ziegelgebäude mit zersprungenen Fensterscheiben, auf dessen Vorderseite in roten Lettern BANK OF AMERICA stand.
    Als ich auf einen geplünderten Supermarkt zuging, hörte ich plötzlich ein seltsames Geräusch. Mein Körper wusste Bescheid, bevor meine Erinnerung es zuordnen konnte: Es war ein Automotor. Ich rannte durch die kaputte Eingangstür der Bank in das Gebäude, wo Tische an den Fenstern standen. Ich verkroch mich darunter und wartete.
    Der Wagen fuhr langsam die Straße hinunter. Ich hörte das vertraute Dröhnen in meinem Versteck und das Knacken von Müll unter seinem Gewicht. Als das Auto für einen Moment stotternd stehen blieb, als würde es mit einem langen, verhängnisvollen Atemzug Luft holen, zitterten mir die Hände. Dann rollte es weiter.
    Als das Geräusch schließlich verebbte, lehnte ich mich gegen den Schreibtisch. Ich spürte, wie der Sinn meines Wegs meinem Körper neue Kraft gab. Die Suchtrupps waren wieder hinter mir her. Ich musste weiter.
    Auf dem Weg zur Tür stolperte ich über einen Stapel grüner Zettel, die unter einer Sand- und Staubschicht verstreut auf dem Fliesenboden lagen. Ich nahm einen Zettel, auf den die Zahl Hundert und das Bild eines alten Mannes mit strengem Gesicht gedruckt war. Es musste ein alter Geldschein sein. Ich zerknüllte die Banknote, warf sie auf den Boden und überließ sie wieder dem Staub.
    Ich lief schnell an den steinernen Rückseiten der Läden und Supermärkte vorbei, die Container an den Wänden waren voller Knochen. Ich rannte immer weiter und ließ schließlich die kaputten Ampeln und umgekippten Autowracks hinter mir. Die enge Stadt öffnete sich in die Wüste.
    Das Gelände vor mir war flach und am Straßenrand wuchs nur niedriges Gebüsch, das mir kaum Deckung bot. Ich zog alles bis auf mein verblichenes T-Shirt aus, so war ich gegen die trockene gesprungene Erde nicht so leicht auszumachen. Nach einem letzten Blick auf die Karte folgte ich der Straße durch die Ebene zu einer entfernten Häusergruppe. Die roten Felsen ragten am Horizont auf, immer wieder wurden sie von Wolken gestreift. Weit und breit war kein Jeep zu sehen. Es kann nicht so weit bis zu den nächsten Häusern sein, redete ich mir zu. Geh einfach weiter. Dreh dich nicht um.
    Am Horizont zeigte sich die Sonne und wärmte meine Haut. Ich versuchte, mir Arden vorzustellen oder Pip, die mit den Füßen Staub aufwirbelte, während sie ein Lied vor sich hinsummte, doch ihr Bild wollte nicht erscheinen.
    Ich aß noch etwas Marmelade und zerkaute die festen Himbeerkerne. Die Süße gab mir Kraft, mein Bündel auf dem Rücken fühlte sich leichter an, und als ich mich den Häusern näherte, die mir sichere Deckung bieten würden, wurden meine Schritte immer schneller. Langsam konnte ich die Fenster, die Türen und die Spielgeräte im Garten erkennen.
    In diesem Augenblick hörte ich erneut ein Motorengeräusch. Der Wagen musste auf der Straße hinter mir angehalten und gewartet haben. Ich sprintete los und bewegte dabei die Arme, so schnell ich konnte. Ich rannte über den aufgesprungenen Asphalt auf dichteres Gebüsch zu.
    Doch der Wagen

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