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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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beschleunigte. Ich konnte ihn hinter mir hören, er holte auf und kam immer näher. Ich bewegte die Arme noch schneller, meine Gummisohlen schlugen auf das Pflaster, aber es war sinnlos. Ich hörte, wie der Wagen bremste, schließlich blieb er stehen, eine Tür wurde geöffnet und Schritte hallten auf der Straße. Meine Beine brannten vor Anstrengung. Obwohl meine Kraft nachließ, rannte ich weiter. Sie sollten mich nicht einfach so draußen in der Wüste einfangen. Nicht jetzt, wo ich schon so weit gekommen war.
    »Bleib stehen! Bleib stehen!«
    Tränen rannen mir übers Gesicht und durch die dünne Staubschicht auf meiner Haut.
    »Eve!«, brüllte der Mann noch einmal, aber ich drehte mich nicht um. Plötzlich packte seine Hand mich am Arm und zerrte mich ins Dickicht. Ich wehrte mich nicht. Als er mich grob auf den Rücken drehte, ließ ich es wie betäubt über mich ergehen und schlug die Hände vors Gesicht.
    »Eve«, sagte die Stimme noch einmal, dieses Mal sanfter. »Ich bin’s.«
    Ich öffnete die Augen und sah das Gesicht, das ich mir so oft vorgestellt hatte. Caleb lächelte, seine Haare kitzelten mich an der Stirn. Ich umfasste sein Gesicht mit den Händen und überlegte, ob das ein Tagtraum war. Doch ich spürte seine Haut unter meinen Fingern. Ich war nicht sicher, ob ich lachen oder weinen sollte.
    Also umarmte ich ihn einfach. Unsere Körper drängten sich aneinander, unsere Arme zogen den anderen immer näher und näher, bis nichts mehr, nicht einmal Luft, zwischen uns war.
    »Du hast meine Botschaft gehört?«, fragte ich schließlich.
    Caleb sah mich an. »Ich wollte antworten, aber es ging nicht. Mir war klar, dass die Soldaten alles abhörten und sich schon auf den Weg gemacht hatten. Es war der Code von –«
    »Ich weiß«, unterbrach ich ihn und wischte mir über die Augen. »Es war der falsche.«
    »Wir müssen weiter«, sagte Caleb und half mir hoch. Auf der Straße stand ein verrostetes rotes Auto, dessen Motor nur stotternd lief. »Sie suchen dich immer noch.« Wir gingen auf das Auto zu, ein kastenartiges Ding, auf dem vorn VOLVO stand. Aus einem Riss im Vordersitz quoll dicker gelber Schaumstoff.
    Als Caleb das Pedal unter dem Lenkrad durchtrat, schmiegte ich mich erleichtert in das Polster. Der Schmerz in meinen Beinen ließ nach. Hinter uns wirbelte Staub auf und die Welt verschwand hinter einer undurchdringlichen orangefarbenen Decke.

EINUNDDREISSIG
    Der Wind, der durch das offene Fenster hereinwehte, strich über meine Haut und zerzauste meine Haare. Auf Calebs Gesicht, seinen braunen Dreadlocks und selbst auf der empfindlichen Haut hinter den Ohren lag goldener Staub. »Wie hast du mich gefunden?«, wollte ich wissen.
    Als wir über ein flaches Schlagloch fuhren, schlingerte der Wagen. »In Sedona gibt es auf dem Pfad nur eine Zwischenstation.«
    »Dann warst du also im Haus. Bist du in den Keller hinuntergegangen?« Ich krallte meine Finger in das zerfetzte Polster. Auf dem Rücksitz lagen Kleider, verrostete Dosen ohne Etikett und zwei verdreckte Rucksäcke.
    Caleb nickte, für einen Augenblick sahen wir uns in die Augen.
    Mir schnürte es die Kehle zu. Ich hatte gesehen, wie der Soldat seine Waffe senkte, ich hatte gesehen, wie er zielte. Trotzdem musste ich die Frage stellen. »Und Marjorie … war sie …«
    »Sie waren tot. Es waren drei Leute.« Caleb legte mir die Hand auf den Arm. Sein T-Shirt war an den Nähten aufgerissen und ich sah ein Stück sonnenverbrannte Schulter. »Von der Falltür führten Blutspuren weg vom Haus. Ich bin ihnen in den Wald gefolgt, aber nach etwa anderthalb Kilometern verlor ich die Spur und war mir sicher«, er hielt inne und rückte seinen Sicherheitsgurt zurecht, »dass sie dich erwischt haben. Ich wollte schon umdrehen, da fand ich etwas auf dem Boden – einen blutigen Frauenschuh. Den anderen fand ich hundert Meter weiter, da bin ich weiter in diese Richtung gegangen und habe den Straßenrand abgesucht.«
    »Hast du Arden gesehen?« Ich presste die Hand auf den Oberkörper, um mein Herz zu beruhigen. »Sie hat mir das Leben gerettet. Sie ist losgerannt und hat die Soldaten abgelenkt.«
    Caleb rieb mit dem Finger über das Lenkrad und bearbeitete irgendeinen unsichtbaren Fleck. Er hielt inne, schließlich schüttelte er den Kopf. »Nein, hab ich nicht.«
    Ich wischte mir über die Augen. »Sie meinte, wir würden uns in Califia treffen, aber … sie ist jetzt ganz allein und ich –«, ich redete nicht weiter, denn ich stellte mir vor, wie

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