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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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berührte meine Wange und wischte mir den letzten Schnee von den Wimpern. »Benny hat mir erzählt, dass jemanden zu lieben bedeutet, dass das Leben ohne den anderen trauriger wäre.« Er lächelte. »Von wem er das wohl hat?«
    Unter seinen Fingern fühlte sich meine Haut heiß an. Ich lächelte zurück und erwiderte nichts.
    Er beugte sich näher zu mir und fuhr über irgendwelche unsichtbaren Linien auf meinen Wangenknochen. »Deshalb musste ich dich finden.«
    Seine Lippen pressten sich auf meine, seine Arme schlangen sich fester um meine Schulter. Ich hob das Kinn und überließ mich seinem Kuss. Ich konnte nicht aufhören. Flüchtig dachte ich an die jahrelangen Lektionen – an Julias Dummheit und an Anna Karenina und Edna Pontellier. Doch zum ersten Mal wusste ich: Es war nur ein Augenblick. Aber es war zu schön, um darauf zu verzichten.

DREIUNDDREISSIG
    Als ich die Augen öffnete, sah ich nur noch Weiß. Einen Augenblick lang überlegte ich, ob ich gestorben und dies der Himmel war. Ich hob die Ecke der Plane, die zur Hälfte mein Gesicht bedeckte. Noch immer lag Schnee. Der Boden war gefroren. Doch der Sturm war vorüber und zurückgeblieben war nur die leuchtende Sonne.
    Caleb schlief noch, seine Lider flatterten und er hatte einen Arm um sich geschlungen. Ich kroch aus dem windschiefen Zelt. Vor unserem Unterstand, tief unter mir, war die Welt geräuschlos und klein, ein Wunder ohne Gewehre oder Suchtrupps oder Schulen. Mein Körper pulsierte im Einklang mit den Felsen, den Bäumen, dem Himmel. Ich war einfach unglaublich frei.
    Ich hob die Arme und ließ die Brise zwischen meinen Fingern hindurchwehen. Plötzlich traf mich etwas am Rücken. Ich drehte mich um. Caleb kniete neben unserem notdürftigen Zelt, er hielt einen nassen Schneeball in der Hand und auf seinem Gesicht spielte ein verschmitztes Lächeln. Er warf den Ball nach mir und traf mich wieder, diesmal am Hals.
    Erst protestierte ich, doch dann sammelte ich mit den Händen Schnee auf und presste ihn fest zusammen. »Das werde ich dir heimzahlen!« Ich jagte ihn durch die niedrigen Bäume und über Felsen, wäre fast gestolpert, zielte ein, zwei und ein drittes Mal auf seinen Rücken. Das Laufen fiel mir jetzt leichter, ich hatte meinen Spaß.
    Er warf noch einen Schneeball und verfehlte mich, doch ich packte ihn am Arm und zerrte ihn in den Schnee. »Erbarmen! Erbarmen!«, schrie er lachend.
    »Was meinst du mit Erbarmen?«, wollte ich wissen. Ich rieb ihm eine Handvoll Schnee in den Nacken. Er machte sich los, zitternd vor Kälte.
    Plötzlich drehte er mich mit einer schnellen Bewegung um, legte die Arme um mich und drückte sein Gesicht gegen meines. »Das bedeutet: Hab Gnade! Kennst du keine Gnade?« Er küsste mich noch einmal, langsam und schelmisch, und ließ mich weich nach hinten in den Schnee fallen.
     
    Vielleicht lag es daran, dass der Sturm vorübergezogen war, vielleicht am Schwung, den uns das Gefälle gab, oder an unserem überschwänglichen Glück, jedenfalls schafften wir den Abstieg in weniger als einem Tag. Als die Sonne sank, erreichten wir die Straße in der Ebene, der glatte moosbewachsene Straßenbelag war eine Wohltat für unsere Füße.
    »Dort können wir einen Halt einlegen«, sagte Caleb und deutete auf eine kleine Häusergruppe in ungefähr anderthalb Kilometern Entfernung. »Hoffentlich finden wir dort ein brauchbares Fortbewegungsmittel für den letzten Teil der Strecke – Fahrräder, ein Auto, irgendwas.«
    »Wo hattest du übrigens den Wagen her? Diesen Volvo?«, fragte ich. Ich war so erleichtert gewesen, ihn auf der Straße zu sehen, seinen Körper neben mir zu spüren, dass ich nicht darüber nachgedacht hatte, wie er dorthin gekommen war.
    Um Calebs Hinterkopf surrte eine Fliege und er schlug geistesabwesend nach ihr. Er hielt einen Moment inne, bevor er mir antwortete. »Ich habe Lila an eine der Banden verkauft.« Er verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. »Es sind nicht alles schlechte Menschen. Bloß egoistisch. Sie wird schon klarkommen.«
    Ich wusste, dass er dieses Pferd geliebt hatte – man hatte es an der Art gesehen, wie er ihre Mähne striegelte oder ihr beruhigend ins Ohr flüsterte. Man hatte es daran gesehen, wie er am Tag, nachdem wir den Soldaten begegnet waren, den Horizont abgesucht und Ausschau nach ihr gehalten hatte. Ich nahm seine Hand und drückte sie, denn ich wusste, ein einfaches Dankeschön wäre nicht genug. Nichts, was ich sagen konnte, wäre genug.
     
    Wir waren

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