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Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war

Titel: Eve & Caleb - 01 - Wo das Licht war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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ein paar Minuten schweigend gelaufen, als Caleb plötzlich unvermittelt stehen blieb und etwas am Straßenrand betrachtete.
    »Was?«, fragte ich, als er mich einen halben Schritt zurückzog. »Was ist denn?«
    »Wir müssen uns verstecken.« Er deutete auf das Gebüsch neben der Straße, durch das zwei flache gerade Streifen liefen, als wäre es von Reifen platt gefahren worden. »Das ist eine Falle.«
    Ich drehte mich um. Zwischen den hoch aufragenden Bergen und uns war nichts als Grasland. »Hier kann man sich nirgendwo verstecken.«
    Zweihundert Meter weiter, in der Nähe der Häusergruppe, bewegte sich etwas. In der Dämmerung war schemenhaft eine Gestalt zu erkennen, dann zwei.
    »Ihr seid hier an einer Straßensperre und müsst sie per Gesetz passieren.« Eine der beiden Gestalten hob den Arm und bedeutete uns, näher zu kommen.
    Caleb ließ meine Hand los. Er sah zu mir, dann zurück zum Berg. »Lauf einfach hinter mir her. Versteck dein Gesicht hinter deinen Haaren.«
    Mit dem schweren Rucksack auf meinem Rücken schob ich im Laufen meine Hand in das verfilzte Durcheinander unter meiner Kapuze und verdeckte meine Wangenknochen.
    Vor einem verlassenen Laden mit einem schiefen Schild, auf dem AUTOREPARATUREN stand, hielten drei Posten Wache. Im Inneren war ein Regierungsjeep geparkt und auf den staubigen Werkbänken lagen verstreut verrostete Stangen, Werkzeuge und ein Haufen geplatzter Reifen.
    »Es tut uns leid«, sagte Caleb mit gesenktem Blick. »Es sind nur meine Schwester und ich. Wir sind auf der Suche nach etwas Essbarem.«
    Ein Soldat kam auf uns zu. Seine Wimpern und Augenbrauen waren so hell, dass er so haarlos wie ein Salamander aussah. Ich hob den Blick nicht von seinen schwarzen, auf Hochglanz polierten Stiefeln. Noch nie hatte ich so saubere Schuhe gesehen. »Ihr habt in den Bergen nach Essen gesucht?« Seine Hand lag auf der Pistole an seiner Hüfte.
    »Wir sind über den Berg gelaufen. Wir kommen von der anderen Seite. Unser Haus wurde von einer Rebellenbande in Brand gesetzt.« Die Soldaten musterten uns, erfassten mit einem Blick unsere zerrissenen Kleider, die Trauerränder unter unseren Nägeln, die dünne Staubschicht, die unsere Haut braun aussehen ließ.
    »Und ihr habt eine Erlaubnis, außerhalb der Stadt zu leben?«, wollte ein anderer wissen. Er war kleiner und stämmiger, sein Bauch hing über dem Hosenbund. Er stützte sich mit der Hand auf den grünen Jeep.
    »Selbstverständlich.« Caleb nickte. Er hatte seine Jacke schon vor über einem Kilometer ausgezogen, trotzdem war der Ausschnitt seines dünnen T-Shirts nun völlig durchgeschwitzt. »Aber sie ist ebenfalls verbrannt.«
    Der dritte Soldat schnappte sich unsere Rucksäcke. Er kniete sich auf die Straße und durchwühlte sie, schaute sich die Dosen ohne Etiketten an, die zerfetzte Karte und das Zelt. Dann drehte er sich zu den anderen und schüttelte den Kopf. Seine Haare waren kurz geschoren.
    »Wie heißt ihr?«, fragte der Stämmige. Er sprach zu Caleb, aber seine Augen musterten meine Haare, den entblößten Halbmond meines Gesichts und meine dünnen Beine.
    Caleb stellte sich vor mich. »Ich bin Jacob und das ist Leah.« Obwohl seine Stimme klar und furchtlos klang, starrte mich der rothaarige Soldat weiter an.
    Mir stand der Schweiß auf der Haut. Lasst uns weitergehen, dachte ich, während ich auf die blank polierten Stiefel des Soldaten stierte. Bitte lasst uns weitergehen.
    Ich lauschte seinen Atemzügen. Plötzlich knackte er mit den Fingerknöcheln; es klang, als würde ein Ast brechen. »Zieh dein Shirt aus«, befahl er. In mir sträubte sich alles, doch dann begriff ich, dass er Caleb meinte.
    Er blieb mit hängenden Armen stehen. »Sir, ich habe nichts – ich –«, setzte er an, seine Stimme klang angespannt.
    »Bitte – tun Sie uns nichts«, warf ich ein und hob zum ersten Mal den Kopf. »Wir brauchen nur etwas zu essen und etwas Schlaf.«
    Doch der Soldat mit dem kahl geschorenen Kopf zog ein Messer, um seine Lippen spielte ein Lächeln. Mit einer schnellen Bewegung trennte er den Ärmel von Calebs Shirt ab, darunter kam die Tätowierung zum Vorschein.
    »Was haben wir denn da?«, fragte der Rothaarige. Seine Hand lag noch immer auf der Pistole. »Einen Flüchtigen? Wo hast du das Mädchen aufgegabelt, du Jammergestalt?«
    Der Kahlgeschorene starrte mich an. Er war jung und hatte einen kaum sichtbaren dünnen Schnurrbart »Das ist sie«, murmelte er schließlich. »Sie ist es.«
    Caleb stürzte sich auf den

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