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Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden

Titel: Eve & Caleb - 03 - Kein Garten Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Carey
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murmelte er.
    »Was meinst du?« Ich drehte mich zu ihm um, aber er weigerte sich, mich anzusehen. »Wohin bringen sie sie?«
    Er stellte sich neben mich ans Fenster. Unsere Spiegelbilder waren in dem Glas kaum auszumachen. »Sie fahren nicht raus, sie kommen«, sagte er schließlich. Er deutete auf das verlassene Krankenhaus in den Außenbezirken. »Die Mädchen.«
    »Welche Mädchen?« Ich beobachtete, wie die Jeeps sich auf der Hauptstraße bewegten, anhielten und wieder anfuhren. Einige Soldaten standen auf der Fahrbahn und wiesen sie ein. Es waren gut und gerne mehrere Dutzend Fahrzeuge. Mehr Autos, als ich jemals auf einem Fleck gesehen hatte.
    »Die Mädchen aus den Schulen«, erklärte er. Er legte mir die Hand an den Rücken, als könne mich allein diese Geste beruhigen. »Ich habe deinen Vater heute darüber sprechen hören. Es hieß, es handle sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme infolgedessen, was in den Lagern passiert ist.«
    Der König hatte sich nach dem Abendessen mit seinen Beratern in seinem Büro verschanzt. Ich wusste, dass sie sich eine Verteidigungsstrategie überlegen würden, so viel war klar, aber ich hätte niemals vermutet, dass sie so weit gehen würden, die Schulen zu evakuieren. Noch bevor ich diese Erkenntnis verarbeiten konnte, sammelten sich Tränen in meinen Augen und meine Sicht verschwamm. Sie waren hier, endlich, unglaublicherweise – Ruby, Arden und Pip.
    »Alle Mädchen? Wie viele insgesamt?« Ich huschte durchs Zimmer, zog einen Sweater aus dem Schrank und schlüpfte in eine schmal geschnittene Hose. Ich zog sie unter meinem Nachthemd an, anstatt wie sonst ins Badezimmer zu gehen. Dann drehte ich Charles meinen nackten Rücken zu, als ich das Nachthemd gegen den weichen beigefarbenen Sweater eintauschte.
    Als ich mich wieder umdrehte, starrte er mich mit geröteten Wangen an. »Ich glaube, alle. Bis zum Sonnenaufgang wollen sie fertig sein. Sie wollen nicht, dass die Öffentlichkeit etwas davon mitbekommt.«
    »Das ist nicht möglich.« Über seine Schulter hinweg warf ich einen Blick auf das Gebäude auf der anderen Straßenseite. In einigen Apartments waren die Lichter angegangen. Silhouetten zeichneten sich hinter den Vorhängen ab, die sich das Geschehen unten auf der Straße ansahen.
    Er antwortete nicht. Stattdessen musterte er mich aufmerksam, als ich die glänzenden schwarzen flachen Schuhe vom Boden meines Kleiderschranks aufhob und anzog. Alina, mein neues Zimmermädchen, erlaubte mir so gut wie nie, sie in der Öffentlichkeit zu tragen, sondern bestand auf den förmlichen Pumps, die mir die Zehen einquetschen und in denen ich das Gefühl hatte vornüberzukippen. »Du kannst nicht gehen – denk an die Sperrstunde«, sagte Charles, als er erkannte, was ich vorhatte. »Die Soldaten werden dich nicht rauslassen.«
    Ich zog ein Jackett von einem der Kleiderbügel, gefolgt von der Hose, die darunter gefaltet lag. »Und ob sie das werden«, entgegnete ich und reichte sie ihm nacheinander, »wenn du mich begleitest.«
    Er sah erst mich an, dann die Kleider, die sich an seiner Brust zusammenknüllten. Langsam, ohne ein Wort, ging er ins Badezimmer, um sich umzuziehen.
    * **
    Wir benötigten fast eine Stunde, bis wir das Krankenhaus in den Außenbezirken erreichten. Auf der Hauptstraße reihten sich immer noch die Fahrzeuge, daher eskortierte uns ein Soldat zu Fuß. Ich lief mit gesenktem Kopf, die Augen auf den sandigen Boden gerichtet. Das letzte Mal, als ich mich in dieser Gegend befunden hatte, war ich auf dem Weg zu Caleb gewesen. Die stille Nacht hatte mich umfangen, während mich die Vorstellung eines gemeinsamen Lebens außerhalb der Mauern angetrieben hatte. Die Vorstellung, dass es ein Wir geben könnte. Nun erhoben sich in der Ferne die vagen Umrisse des Flughafens. Meine Augen fanden den Hangar, in dem wir übernachtet hatten. Die dünnen Flugzeugdecken hatten nur wenig Schutz gegen die Kälte geboten. Caleb hatte meine Hand an seine Lippen gehoben und jeden Finger einzeln geküsst, bevor wir aneinandergeschmiegt eingeschlafen waren …
    Ein überwältigendes Gefühl von Übelkeit und Nervosität überfiel mich. Ich hielt die kalte Luft in meinen Lungen zurück, in der Hoffnung, das Gefühl würde vergehen.
    Während wir weiter in die Außenbezirke vordrangen, wanderten meine Gedanken von Caleb zu Pip. Es war viele Wochen her, seit ich das letzte Mal mit meinen Freundinnen gesprochen hatte. Das war während des »offiziellen« Besuchs gewesen, den ich meinem

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