Everything changes - Riskante Lust
würde; wo dem anderen etwas fehlte, das er zu seinem Vorteil verwenden konnte. Bis jetzt hatte er wenig von dem bedauert, was er in seinem Leben getan hatte.
Auf lange Sicht wäre es besser, wenn das hier auf Annes Drängen hin ein Ende fände. Jamie würde nicht aufhören. Das wusste Alex so sicher, wie er wusste, dass Jamie bei „Stein, Schere, Papier“ immer als Erstes Papier wählte. Und je mehr der Sommer sich dem Ende zuneigte, desto mehr stellte Alex fest, dass er es auch nicht konnte.
Es hätte geholfen, wenn er einen Job hätte, zu dem er zurückkehren müsste. Doch er hatte in seinen Anstrengungen, etwas zu finden, stark nachgelassen. Er könnte Jahre von dem leben, was sie ihm für Transcom bezahlt hatten. Er musste nicht arbeiten. Aber er hatte auch keine andere Entschuldigung, um zu gehen, außer, dass er ihre Gastfreundschaft schon viel zu lange in Anspruch nahm. Doch bislang hatte noch keiner seiner Gastgeber angefangen zu murren.
Er wusste, Anne hatte Zweifel. Die musste sie einfach haben. Es konnte nicht sein, dass sie die Geschichte von dem Streit und seiner Ursache wusste, ohne sich zu fragen, ob Alex sich irgendwann gegen sie und für Jamie entscheiden würde. Oder ob Jamie lieber mit Alex zusammen wäre als mit seiner Frau.
Es war nicht so leicht, sie Jamie zuliebe zu ignorieren, wie es gewesen wäre, hätten sie mit alldem niemals angefangen, aber Alex schaffte es. Und wenn es Zeiten gab, in denen es einfacher gewesen wäre, Jamie anzuleiten, damit er Anne besser kennenlernte, entschied sich Alex, seinem Freund zu folgen und so zu tun, als wüsste er es nicht besser. Sie konnte nicht ahnen, wie sehr ihn die Trauer in ihrem Gesicht traf, wenn er und Jamie sich alte Jugendwitze erzählten und sie aus dem geheimen Club ausschlossen, den sie vor so langer Zeit gegründet hatten. Und erwartungsgemäß merkte Jamie nichts davon.
„Warum berührt ihr Männer euch nie?“, wollte Anne, die schon seit ein paar Tagen etwas frustriert schien, eines Abends von ihnen wissen.
Alex sagte nichts. Jamie stotterte und warf ihm einen Blick zu, doch Alex würde ihm nicht helfen. Nicht bei diesem Thema.
„Ihr beide“, sagte Anne und schaltete den Fernseher aus, damit die Männer sie nicht mehr ignorieren konnten. „Warum berührt ihr einander nie, wenn wir zusammen im Bett sind?“
Da war sie nun. Die Frage, die Alex nie gestellt hatte, weil die Antwort so offensichtlich war, dass er sie nicht wissen wollte. Jamie hingegen war weniger subtil. Er hatte entspannt neben Alex auf dem Bett gelegen, zog sich jetzt jedoch ein wenig zurück, als wäre Schwänzelutschen ansteckend.
„Nun?“
„Ich bin nicht schwul“, sagte Jamie. „Ich meine, nicht, dass das schlimm wäre oder so.“
Wenigstens darin hatte sich sein Freund geändert. Wenn Alex für irgendetwas dankbar sein konnte, dann dafür, dass Jamie nicht mehr homophob war. Wieder einmal waren Wahrheit und Lüge nicht auseinanderzuhalten.
Alex schaute sie an. „Er ist nicht schwul, Anne.“
Diese Antwort schien sie jedoch nicht ganz zu befriedigen. Jamie versuchte, sie zu beruhigen, scheiterte aber kläglich. Alex hätte es besser gekonnt. Er wusste, was er sagen müsste. Doch er tat es nicht. Stattdessen kletterte er aus dem Bett und machte sich bereit, zu gehen.
„Was glaubst du, wo du jetzt hin verschwindest?“ Annes Stimme zitterte. Vielleicht nicht so sehr vor Wut, wie sie glaubte. Und vielleicht nicht so sehr vor Trauer, wie er meinte.
„Ich lasse euch ein wenig Privatsphäre.“ Eine Erinnerung daran, dass er nicht hierher gehörte.
„Privatsphäre?“ Sie lachte. „Du bist hier, wenn es an der Zeit ist, deinen Schwanz in meinen Mund zu stecken, aber wenn ich schlechte Laune habe, verschwindest du?“
„Mein Gott, Anne. Was ist denn mit dir los?“, fragte Jamie verwundert.
„Ich gehe eine Weile raus. Lasse euch ein bisschen allein.“ Es klang nett, wie eine überlegte Geste, doch so war es nicht gemeint und so fasste sie es auch nicht auf.
„Was willst du machen? Durch die Clubs ziehen? Irgendeinen Kerl aufreißen und ihm in irgendeiner Gasse einen blasen?“
„Guter Gott, Anne. Was zum Teufel soll das?“ Jamie sah aus, als wäre ihm übel.
Sie hatten sich noch nicht komplett entzweit, aber Alex versuchte nichts zu retten. „Geht dich das irgendetwas an?“
„Ich glaube schon. Zumindest wenn du danach hierher zurückkehrst, zu meinem Haus, meinem Bett und meinem Ehemann.“
Sie schrie so laut, dass ihre Stimme
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