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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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solchen Aufprall nie überleben. Welcher Teil von Gores Plan auch immer da unten in der Konvektionszone realisiert werden sollte, er wäre unwiderruflich vereitelt. Das würde Ilanthe das Zeitfenster verschaffen, um die Verschmelzung auszuführen.
    Die beiden Missiles schossen davon, beschleunigten mit hundertfünfzig g. Sein Exosicht-Display stellte ein Sensorbild dar, das fünfzigtausend Kilometer von seiner Position entfernt den Ausbruch einer Hyperraumanomalie erkennen ließ. Einer der riesigen Grenzwächter materialisierte aus der Raumdeformation. Seine konzentrischen Schalen aus elliptischen Strängen erstrahlten in wütendem Neonlicht. Die äußersten Stränge verdunkelten sich von einem grellen Jadegrün zu flammendem Karmesinrot. Marius' Sensoren zeigten an, dass das im Innern des Wächters tobende Energielevel beinahe die Messskala sprengte. Der Wächter feuerte auf die Quantenzerstörer-Missiles, die in der nächsten Sekunde in einer energiegeladenen Wasserdampffahne zerplatzten.
    »Verdammte Scheiße!« Marius blendete den Traum ganz aus und ließ sein Schiff mit siebenunddreißig g auf den Wächter zurasen. Waffen richteten sich auf den grell leuchtenden Nimbus aus. Er eröffnete das Feuer.
    Ganz gleich, wie sehr er auch fluchte, wie schnell sein expandierter Geist auch die Infiltrationspakete aktivierte, Gore wusste, was jetzt kam. Und er konnte nichts dagegen tun. Seine ganze Prahlerei mit Commonwealth-Netzfreaks hatte sich als eitel und hohl erwiesen. Und alles in der Galaxis würde deswegen sterben.
    Es sei denn ...
    »Scheiße. Energie marsch«, befahl er dem Delivery Man. »Initialisieren Sie das Wurmloch. Schieben Sie mir ein bisschen beschissene Power rüber. Tun Sie's. Jetzt gleich.«
    Er gab den Programmpaketen das Kommando, sich zu aktivieren und die Kontrolle zu übernehmen.
    Zu spät. Aus dem gedämpften Hintergrundgemurmel der Stadt heraus nahm Gore jenes kalte Bewusstsein wahr, das sich wieder erhob. Es analysierte seine Umgebung mit einer Unzahl seltsamer Sinne.
    »Dies ist ein feindseliger Akt«, sagte das Elevationssystem. »Du versuchst, meine fundamentale Beschaffenheit zu stehlen. Sie ist nicht für dich und die deiner Art, und das aus gutem Grund.«
    »Ja. Das sagtest du bereits. Und ich sagte dir, die Leere ist im Begriff zu expandieren und dieses Sternensystem auszulöschen.« Der Traum zeigte ihm den großen Firstlife in Sampalok, der heftig seinen bulligen Körper schüttelte, während er versuchte, sich zu orientieren. Dann tauchte Ilanthe über der Kuppel auf. »Oh gottverdammte Scheiße, nein!«, flehte Gore. »Nein, nicht sie, nicht jetzt.« Die Niederlage traf ihn mit der Wucht eines physischen Schlags, warf ihn auf dem Platz der Anomine-Stadt auf die Knie. Überall um ihn herum begannen die schwarz glänzenden Stränge des Infiltrationsnetzes zu schwelen und erfüllten die Luft mit einem dünnen, beißenden Rauch. »Du tötest uns«, schrie er in die Nacht. »Ich brauchte es dem Herz nur zu zeigen, mehr nicht! Brauchte ihm nur zu zeigen, dass es eine Alternative gibt, musste dem Arschloch nur beweisen, dass es sich weiterentwickeln kann.«
    Tyzak kam vorsichtig heran, schritt behutsam über das brutzelnde Netz.
    »Ich hab's«, vermeldete der Delivery Man in diesem Moment. »Siphon aktiviert. Wurmloch aufgebaut. Wir haben's geschafft!«
    »Hauen Sie ab«, erwiderte Gore tonlos. »Fliegen Sie in eine neue Galaxis, eine, die nicht so verflucht ist wie diese. Lassen Sie nicht zu, dass uns das Universum vergisst.«
    Der dritte Wächter implodierte in einem glühenden Leuchtfeuer aus Cherenkov-Strahlung. Zerrissene Stränge der konzentrischen Schalen trudelten davon, spien dichte, funkelnde Gase mit hoher Strömungsgeschwindigkeit aus. Marius ortete fünf weitere, die aus ihren eigenen hyperspatialen Rissen materialisierten. Er wendete das Schiff in einer engen Kurve und jagte den Trümmern, die sich von der letzten Implosion aus ausbreiteten, hinterher. Das Problem bei einem Gefecht so nah an dem Stern war, dass es nicht genug Masse für die Quantenzerstörer gab, um optimal zu funktionieren.
    Sensoren erfassten die drei größten Stücke der Hüllenelemente, dann feuerte er auf jedes davon eine Missile ab. Die Energieumleit-Quantenzerstörer aktivierten sich und transformierten die taumelnde Masse in Energie. Exotische Distorsionen donnerten in zwei der Wächter hinein, noch während sie dabei waren, den Hyperraum zu verlassen, und verzerrten das exotische Pseudogefüge.

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