Ewiger Schwur
aber durch das Überschreiten dieser Linie herausfinden zu wollen, wäre ziemlich fatal gewesen.
Wenn er nicht erlöst war, würde er tot sein.
Und Mischka verloren.
Also ja, er riskierte es nicht, es sei denn, dem Bastard gelang der Übertritt. Und die Chancen dafür standen anscheinend immer besser.
Brends entdeckte ein Flackern von heißem, leuchtendem Licht, als etwas – nein, jemand – sich durch den Gang nach oben zurückzog. Schön. Er würde sich später um die Gesellschaft kümmern, denn Eilor arbeitete offensichtlich nicht allein, und er war nicht bereit darauf zu wetten, dass ihr unsichtbarer Beobachter auch der Strippenzieher war.
Eilor drehte sich um, und Brends erhaschte einen ersten Blick auf den massiven Körper und die rohe Macht, auf deren Entfesselung der Abtrünnige nur wartete. Eilors Gesicht war eine Maske der Wildheit.
»Nun, Brends«, zischte er. »Wie nett von dir, zu uns zu stoßen. Wir wollten gerade einen kleinen Ausflug machen.«
»In den Himmel?« Irgendjemand im Himmel war auf Eilors Seite. Wirklich, wirklich auf Eilors Seite. Brends wog seine Möglichkeiten ab.
»Nun, ja. Genau dort wollten wir hin. Zu schade, dass du dich uns nicht anschließen kannst.«
Der Abtrünnige setzte seinen Stiefel absichtlich auf Mischkas Brust. Sie zerrte an seinem Knöchel, aber der Bastard hatte ihr die Hände gefesselt. Das flache Heben und Senken ihrer Brust verschaffte Brends selbst ein wenig Spielraum zum Atmen. Ja, sie und ihre Cousine lebten noch, aber seine Instinkte brüllten ihm zu, er solle sie von dort wegschaffen. Sofort.
»Was willst du?«
»Von dir?« Eilors provozierendes Lächeln war ein einziger Hohn. »Im Moment gar nichts. Ich habe, was ich wollte, vielen Dank. Du hast gedacht, du könntest sie als Köder benutzen, aber jetzt hat der Fisch den Wurm, und dir bleibt bloß die Geschichte von einem, der dir vom Haken gegangen ist.« Er strich in gespielter Sorge mit einer Hand über die glatte Haut von Mischkas Gesicht. »Und ich weiß deine Unterstützung zu schätzen, Brends Duranov. Überaus rücksichtsvoll von dir. Leider brauche ich heute nur eine Frau. Das heißt, lebend.« Sein Gesicht war eine Travestie des Bedauerns. »Das zwingt mich zu wählen, verstehst du? Welche soll ich behalten und welche töten?«
Optionen. Es gab keine, soweit Brends erkennen konnte. Er musste ihre Partnerinnen von dem Abtrünnigen wegbekommen. Dathan und die anderen Gefallenen waren zwei Minuten hinter ihm, aber diese zwei Minuten waren zwei Minuten zu viel. Der Bastard war zu nah. Ein Schlag, und der Abtrünnige gab ihnen den Rest. Pells Gesicht war zu bleich. Wie hart hatte der Bastard sie geschlagen? Den SUV leer vorzufinden, war ein Albtraum gewesen, den er nicht abschütteln konnte.
»Irgendwelche Vorschläge für mich, Krieger? Möchtest du wählen? Die Gefährtin deines Bruders – oder deine?«
Der Abtrünnige bot nicht an, eine der Frauen am Leben zu lassen. Das wusste Brends. Nein, was Eilor vorschlug, war lediglich ein Aufschub der Hinrichtung – und zweifellos eine lebendige Verurteilung zur Hölle. Brends wusste, ohne zu fragen, wie Mischka sich entscheiden würde. Ja, sie würde ihr Leben binnen eines Herzschlages für das ihrer Cousine geben. Das machte Brends’ Entscheidungen nur umso komplizierter. Auf keinen Fall würde er Mischka sagen, dass er ihre Cousine hatte sterben lassen.
Also, wie bekam er ihre Partnerinnen in die Hände, verdammt? Oder wie konnte er den Abtrünnigen zwingen zurückzuweichen?
»Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit«, sagte der Abtrünnige gedehnt. »Wirklich, Brends, ich muss mich an einen Zeitplan halten, und es war bisher ein schrecklich ausgefüllter Tag für mich. Wähle, oder ich werde für dich wählen.« Er hob Mischkas Haar an und atmete den Duft ein. »Sie ist wirklich viel zu hübsch zum Sterben, meinst du nicht auch? Möchtest du sie vor mir retten?«
Weder Klingen noch Waffen wären schnell genug, um Eilor den Kopf abzuschlagen, also musste er ihn dazu bringen, seine Last abzulegen und zu kämpfen.
»Brends«, schnurrte Eilor. »Immer eilst du zur Rettung herbei. Niemals hältst du inne und überlegst.« Er schüttelte spöttisch den Kopf. »Das wird dich eines Tages noch umbringen.«
Brends hatte die Risiken vor langer Zeit akzeptiert. Leider hatte Eilors Besitzer den Engel mit einem mächtigen Talisman ausgestattet. Der Bastard hatte nicht nur ein paar Flügel, die sich von Spitze zu Spitze über eine Spanne von mehr als drei
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