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Ewiger Schwur

Ewiger Schwur

Titel: Ewiger Schwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Marsh
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weiter verblasste. Brends hatte beschlossen, sie zu beschützen, indem er sie von sich stieß, hatte stattdessen aber den einzigen Rettungsanker abgeschnitten, den sie besaß. Ironie des Schicksals, dass sie Tage mit dem Kampf darum verbracht hatte, ihn so weit zu bringen anzuerkennen, dass sie
menschlich
war, zu leugnen, dass sie irgendwelches paranormale Blut in sich hatte – aber jetzt hätte sie diese unheilige Seite ihrer DNA begrüßt, wenn sie ihr einen Vorteil verschafft hätte.
    Ja, vielleicht hätte sie Brends deutlicher machen sollen, dass sie ihm nicht länger die Schuld an seinen Vorfahren gab. Denn offensichtlich machten Taten den Mann. Und das fleischgewordene Böse, das neben ihr saß und eine leicht unmelodische Version der »Schlachthymne der Republik« summte, war eindeutig der Paranormale, um den sie sich hätte Sorgen machen sollen.
    Ohne die Augen zu öffnen, ließ sie die Finger über die Knoten gleiten und suchte ein loses Ende. Einen Ausweg.
    »Die kriegst du nicht auf.« Eilor wandte den Blick nicht von der Straße ab, aber er wusste offensichtlich, dass sie wach war. Okay. Sie wollte nicht wissen, woher er das wusste, aber sie öffnete die Augen und zuckte zusammen bei dem matten nachmittäglichen Sonnenlicht, das durch die Windschutzscheibe fiel. Sie fuhren nach Westen, denn der dunkle Schatten der Mauer glitt am Fenster auf der Beifahrerseite vorbei. »Und du solltest wissen,
Bébé,
dass ich nur eine von euch brauche. Wenn du mir Scherereien machst, schlitze ich dir die Kehle auf.«
    Das war überzeugend.
    Aufzugeben kam ihr falsch vor, daher zog sie ein weiteres Mal an den Knoten, aber ja, diese Schnüre gaben nicht nach. Eilor hatte die Schlingen so verknotet, dass es selbst die Fähigkeiten eines Pfadfinders überstiegen hätte, sich daraus zu befreien.
    Das schloss eine dramatische Flucht aus, aber es kam ohnehin nicht infrage, Pell hier draußen zu lassen. Also, welche Möglichkeiten blieben ihr? Nach einer halben Drehung ihres Kopfes kehrten die Schmerzen mit Macht zurück, und sie sah Pell, die verschnürt auf dem Rücksitz lag. Ihre flache Atmung war beruhigend, aber es bedeutete auch, dass Mischka eine Rettung aus dieser Richtung ausschließen konnte.
    »Du Hurensohn«, sagte sie, weil die einzige Waffe, die ihr noch blieb, Worte waren. »Du hast uns hier herausgelockt und ein Loch in diese Mauer gesprengt, um uns abzulenken.«
    »Stimmt so ziemlich.« Er zog diese massigen Schultern hoch. »Nicht zu glamourös,
Bébé,
aber effektiv.«
    »Warum?« Ihre Gedanken rasten. Sie saß hier in dem SUV fest, aber vielleicht konnte sie trotzdem noch Kontakt zu Brends aufnehmen. Sie würde jedoch nicht viel Zeit haben. Das Band entglitt ihr, verblasste mit jedem Tintenmal um ihre Handgelenke.
    »Ich habe angenommen, du hättest es inzwischen herausgefunden.« Er lenkte den SUV mit einer harten Drehung seiner Handgelenke von der Straße weg und kam knirschend zum Stehen, um Haaresbreite vor der Mauer des Reservats. »Ende der Reise,
Bébé.
Da ist jemand, der dich gern kennenlernen würde.«
    »Du bist ein Abtrünniger«, sagte sie. »Das weiß ich.«
    »Alles leeres Gerede.« Er beäugte sie kalt. »Du nennst mich abtrünnig. Ich nenne mich klug.«
    Er stieg aus, bevor ihr eine Erwiderung einfallen wollte, und kam um den Wagen herum. Als er Pell herauszog und sie zu Boden warf, zuckte Mischka zusammen. Und hoffte. War da nicht ein Flackern von Augenlidern? Konnte Pell zu sich kommen? Sie wusste nicht, was es ihr nutzen würde, aber vielleicht konnte Pell Dathan erreichen. Sie waren schließlich immer noch verbündet. Sie hingegen wollte sich zusammenrollen und heulen, weil Brends sie verlassen hatte, weil er nicht einmal einen Blick zurück für sie erübrigt hatte, aber das war ein Luxus, den sie sich nicht leisten konnte.
    »Schwach«, bemerkte sie, weil er jetzt zu ihr zurückkam.
Da musst du noch was drauflegen
, tadelte sie sich.
Reizen wir den mörderischen Irren doch ein bisschen.
Warum nicht? Er hatte alle Vorteile auf seiner Seite.
    »Nein.« Er streckte die Hand nach dem Türgriff aus, und sie konnte nichts tun, um ihn daran zu hindern. Er roch falsch. Als sei er bereits tot und verwese von innen nach außen. »In nur wenigen Minuten werde ich wieder im Himmel sein, wo ich hingehöre. Du bist das Ticket, und ich kassiere.«
    Brends’ Flügel waren wiedergekommen, als sie sich geliebt hatten. Gott, sie hoffte, dass Eilor sie nicht für das Ticket zu seinen Flügeln hielt.
Du

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