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Ewigkeit

Ewigkeit

Titel: Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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schützender Mantel um ihren Kameraden bildete.
    Caliskan machte die Waffe bereit und gab wieder einen Strahl auf die vereinigte Umhüllung der silbernen Gestalten ab. Doch nun hielt die Rüstung seinem Angriff stand. Sie schwoll an und leuchtete heller, aber sie löste sich nicht auf. Floyd fragte sich, wann die anderen zurückschießen würden, statt einfach nur die Treffer einzustecken. Kaum war ihm dieser Gedanke durch den Kopf gegangen, als auch schon ein Lichtstrahl aus dem schwebenden Schiff abgegeben wurde und Caliskans Kopf durchbohrte.
    Er stürzte neben seinem Shuttle zu Boden, wobei ihm die Waffe aus der Hand fiel.
    Floyd vermutete, dass damit seine Zweifel an Caliskans Integrität ausgeräumt waren.
    Die sechs Gestalten hatten nur einen Verletzten zu beklagen. Während die erste Gruppe über Caliskans Leiche hinwegstieg und sein Schiff untersuchte, machten sich die übrigen drei auf den Weg zum Rand der Plattform, bis sie Cassandra erreichten, deren Körper immer noch schlaff über dem Geländer hing.
    Auger tippte gegen Floyds Ellbogen und zeigte nach unten. Floyd gab ihr ein Zeichen, noch zu warten, hin und her gerissen zwischen der Angst und der Neugier auf das, was diese Leute im Schilde führen mochten. Sie wussten, dass Cassandra tot war. Warum interessierten sie sich noch für ihre Leiche?
    Die bislang hellste Explosion riss den Horizont auf. Floyd presste die Augenlider zusammen, aber er sah trotzdem alles wie ein Negativbild, als das Licht durch die Metallkonstruktion flutete. Ein paar Sekunden später spürte er wieder das Beben wie von einem Güterzug, als die Basis des Turms erschüttert wurde.
    »Sie kommen näher«, sagte Auger. Ihre Hand lag auf der wie geschmolzen aussehenden Waffe, die Caliskan ihr gegeben hatte, aber sie hatte sie noch nicht vom Gürtel genommen.
    Er riskierte einen weiteren Blick über die Aussichtsplattform. Die drei Gestalten hatten sich um Cassandras Leiche versammelt. Ihre silbernen Rüstungen hatten sich miteinander verbunden, und aus der Brustregion schob sich nun ein gebogener Tentakel, der so dick wie ein Oberschenkel war. Mit widerwärtigen Bewegungen berührte der Tentakel die Tote vorsichtig und systematisch an verschiedenen Stellen, als wollte er versuchen, ihr noch ein letztes Zucken des Lebens zu entlocken.
    »Wonach suchen sie?«, fragte er unbehaglich.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Auger.
    Die drei Gestalten traten gleichzeitig zurück. Der silberne Tentakel sammelte mit einem Mal Kraft, holte aus und schlug in Cassandras Brustkorb. Die Gruppe trat einen weiteren Schritt zurück, und dabei zog sie die Leiche vom Geländer. Dann vollführte der Tentakel eine zuckende Bewegung, die viel zu schnell war, um ihr folgen zu können, und der aufgespießte Körper flog in fünf oder sechs Teilen auseinander.
    Der blutige Tentakel zog sich in die verschmolzenen Rüstungen zurück. Die drei Personen blieben noch einen Moment lang verbunden, dann teilte sich die Blase, worauf sie wieder zu individuellen Wesen wurden. Sie blickten sich um, entfernten sich ein Stück voneinander und suchten weiter die Oberfläche der Plattform ab.
    »Was immer sie vorhaben mögen, sie sind damit noch nicht fertig«, sagte Auger. Sie zog die zerschmolzene Waffe und drückte sie einsatzbereit an ihre Brust.
    Floyd schaute nach unten. Auger schien erkannt zu haben, dass die Treppe kein geeigneter Fluchtweg war. Sie endete etwa zehn Stufen unter ihnen, wo das Ende nutzlos im leeren Raum hing. Bis zur zweiten Aussichtsplattform waren es noch mindestens dreißig Meter. Dorthin konnten sie bestenfalls gelangen, wenn sie im Aufzugschacht (vorausgesetzt, er war noch auf ganzer Länge vorhanden) oder an den Streben hinunterkletterten, auf denen der gesamte Turm ruhte.
    Es gab sonst keine Möglichkeit von hier wegzukommen.
    Floyd schaute wieder zu Caliskans Schiff. Zwei der Gestalten waren an Bord gegangen, während eine draußen wartete. Floyd tippte Auger auf die Schulter und machte sie darauf aufmerksam, was sich dort tat. Eine Person kam mit einer Kiste heraus. Kurz darauf folgte der zweite Mann mit den restlichen zwei Kisten, in denen sich die Artefakte befanden.
    Floyd wandte sich wieder den anderen drei zu. Sie hatten Cassandras Überreste einfach liegen lassen. Das, wonach sie gesucht hatten, schienen sie weder an noch in ihrem Körper gefunden zu haben.
    Erneut wechselte seine Aufmerksamkeit zur anderen Gruppe. Er spürte, wie Auger sich anspannte und die silberne Waffe etwas

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