EwigLeid
war blutig.
Jase stürzte zu Boden. Er versuchte aufzustehen, packte Turners Unterschenkel und wollte sich daran hochziehen. Turner schnalzte mit der Zunge. „Gib’s auf, Mann. Du kannst nur verlieren.“ Er trat Jase ins Gesicht und auf sein verletztes Bein. Jase stöhnte auf und war dann still.
Turner schüttelte angewidert den Kopf. „Ein Schwächling. Ich weiß nicht, wie ich je auf die Idee kommen konnte, er wäre perfekt.“
Carrie weinte wieder, warf sich auf dem Stuhl von einer Seite auf die andere, versuchte freizukommen, um Turner umzubringen. „Du Schwein. Ich bringe dich um. Du Schwein.“ Sie wiederholte die Worte ein ums andere Mal, ohne den Blick von Jase zu wenden, der sich nicht mehr rührte.
Turner hob Jases Pistole auf. Er klappte den Lauf herunter und stellte offenbar zufrieden fest, dass die Waffe geladen war. Er schloss das Magazin und grinste Carrie an.
„Ach, tatsächlich? Ich habe nicht gewusst, dass er dir so viel bedeutet. Und du sagst, du triffst ein Zehncentstück aus hundert Metern Entfernung? Beweis es mir. Du brauchst ja nur auf irgendetwas zu schießen.“ Er hielt Jases Waffe auf sie gerichtet und löste ihre Fußfesseln gerade so weit, dass sie in der Lage war, sich selbst zu befreien. Er blickte um sich, grinste, hockte sich neben die bewusstlose Maria Nelson und legte etwas Kleines auf ihre Schulter. Etwas so Kleines, dass Carrie nicht einmal erkennen konnte, was es war.
Turner richtete sich wieder auf und stellte sich direkt neben Carrie. Er wies mit der Pistole auf ihre Füße. „Streif die Fesseln ab. Du stellst dich auf diese Seite des Raums und schießt die Glasscherbe von ihrer Schulter. Tu’s einfach. Beweise mir, wie perfekt du bist. Dann lass ich ihn gehen. Ich lass sie beide gehen, versprochen.“
Carrie wurde ruhiger und saß völlig still. Das war sie. Ihre Chance.
Sie brauchte fünf Minuten, um ihre Füße frei zu bekommen. Mit immer noch gefesselten Händen stand sie unbeholfen auf und warf einen raschen Blick auf Jase. Blut sammelte sich unter ihm, und sie betete darum, dass er noch lebte.
Gefolgt von Turner ging sie auf die Seite des Raums, die er ihr angewiesen hatte. Dann wartete sie darauf, dass er ihre Fesseln löste und ihr seine Waffe aushändigte. Doch er machte keine Anstalten. „Nun? Willst du mich nicht losbinden? Und ich brauche etwas, womit ich schießen kann, nicht wahr?“
„Das Gewehr aus deinem Auto.“ Turner sah zum Schrank, und als Carrie seinem Blick folgte, erkannte sie ihr Präzisionsgewehr. Der Anblick gab ihr Kraft. Ihre Angst um Jase barg sie tief in ihrem Herzen, um sich nicht von ihr unterkriegen zu lassen. Im Moment musste sie sich voll und ganz auf Turner konzentrieren.
Sie würde Turner töten. Sie würde Maria Nelson retten. Und sie würde Jase retten. Und wenn sie versagte? Tja, nur dann würde sie ihren Schmerz herauslassen. Zulassen, dass der Schmerz sie verzehrte, verschlang mit Haut und Haaren. Und sie an einen Ort führte, wo sie nie wieder Schmerz empfinden würde.
Zuerst glaubte Jase, er würde bei lebendigem Leib gefressen. Tausende von fleischfressenden Insekten würden auf ihm herumkrabbeln und sich an seinem Körper gütlich tun. Er wollte sie abschütteln und zwang sich, die Augen zu öffnen. Langsam begann er, seine Umgebung wahrzunehmen, und nur mit Mühe erkannte er Carrie, die mit Turner auf der anderen Seite des Raums stand. Er sah den verlassenen Stuhl, auf dem sie gesessen hatte, und daneben Seile von unterschiedlicher Länge.
Warum versuchte sie nicht, ihn zu überwältigen? Was ging hier vor? Weil er es nicht wusste, verhielt er sich mäuschenstill. War still, aber wachsam. Er wehrte sich mit aller Kraft gegen die Schmerzen, die rasiermesserscharf durch sein Bein zuckten. Sein Blick trübte sich, und er hatte Angst, wieder das Bewusstsein zu verlieren.
Nein! Er biss die Zähne zusammen, atmete ein paar Mal leise, aber tief durch. Nein. Er musste wach bleiben.
Denk an das, was du zu Carrie gesagt hast. Beim Rudern, beim Sport geht es nicht allein um Körperkraft. Sondern um Kreativität. Aufwärtsbewegung. Überwinden von Angst. Ausdauer.
Er sah Carrie vor sich, wie er sie an jenem Abend in dem Restaurant erlebt hatte. Leicht beschwipst vom Wein. Offener, als er sie je gesehen hatte.
Du bist ganz schön stark , hatte sie zu ihm gesagt.
Und stark war er. Stark genug, um die sich nähernde Finsternis abzuwehren.
Carrie würde handeln. Und wenn sie handelte, wollte Jase vorbereitet
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