EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
Newark hatte man den Autoverkehr entlang des Fahrkorridors stillgelegt. Zwei Helikopter der Polizei schwebten eintausend Fuß über den Stra ß en östlich und westlich des Holland-Tunnels. Mit Feldstechern bewaffnete Agenten suchten die Dächer und Fenster entlang der Strecke ab. Der Tunnel war seit den frühen Morgenstunden gesperrt. Seine Einfahrten wurden von schwer bewaffneten Soldaten bewacht. Stra ß en, die die Fahrstrecke des Konvois kreuzten wurden von quergestellten Polizeifahrzeugen blockiert. Da erst unmittelbar vor der Abfahrt durch Wurf einer Münze der Weg zum Tunnel entschieden wurde, war eine Vielzahl von möglichen Routen abgesichert. Den Aufwand hielt man für gerechtfertigt, da die Strecke nach dem Konvoi von Vizepräsident King auch zum Transport anderer Politiker benutzt wurde.
»Ihr Peilsender ist ausgefallen.« Der Agent des Secret Service drückte King eine kleine schwarze Kugel in die Hand.
King griff in die Tasche und reichte dem Agenten den defekten Transponder.
»Gute Fahrt, Herr Vizepräsident!«
King stieg in die Limousine und nahm neben seiner Frau Platz. Erleichtert seufzte er auf, als die schwere Tür geschlossen wurde. Er blickte auf die Uhr. »Vier Stunden!«
»Jetzt haben wir es ja hinter uns«, tröstete ihn seine Frau.
Keine Minute später setzte sich der aus achtzehn Fahrzeugen bestehende Konvoi in Bewegung.
» Zwei Decoys heute?«, fragte King den neben dem Fahrer sitzenden Agenten, als sie mit hundert Stundenkilometern den Financial District verließen. Das aufgeregte Sirenengeheul war im limousinenähnlichen Radpanzer kaum hörbar.
»Sicher ist sicher!« Der Secret Service, der weiterhin für den Schutz des Vizepräsidenten verantwortlich war, hatte entschieden, heute zwei und nicht nur einen ›Lockvogel‹ in die Karawane einzugliedern. Die Lockvögel waren nichts anderes als mit Kings Limousine identische Fahrzeuge. Sie dienten zur Verwirrung eines möglichen Angreifers.
Der Wagen des Vizepräsidenten war bei Beginn der Fahrt hinter den beiden Decoys gewesen. Als der Konvoi um die erste Ecke bog, überholte der Fahrer wie vereinbart und setzte sich vor die beiden Lockvögel. Im Tunnel wurden die Plätze noch einmal getauscht. Jetzt fuhr der Vize an zweiter Stelle.
Der Transponder in Kings Hosentasche diente zur Lokalisierung im höchst unwahrscheinlichen Fall einer Entführung – ein noch schlimmeren Albtraum als ein Attentat. Im Web kursierende Bilder eines hochrangigen US-Politikers, der von seinen Entführern drangsaliert und zur Erpressung des Landes benutzt wird – so unvorstellbar wie ein Foto des Papstes unter der Dusche.
Präsidentin Adams, Richard und Barbara stiegen die Treppe hinauf, drehten sich um, winkten für die Kameras einem nicht anwesenden Publikum zu und verschwanden dann im vorderen Teil des Jumbos. Sofort wurde die Treppe weggefahren, die Tür geschlossen und die Triebwerke gestartet. Die Passagiere in den Terminals des JFK-Flughafens atmeten auf. Sobald Air Force One in der Luft war, konnte der Flugbetrieb weitergehen.
»Langsam wird’s ernst.« Trotz der vorgerückten Stunde wollte sich Maître den nächsten Punkt nicht entgehen lassen.
»Es wird immer ernster.« Trust, der seit Beginn des Experiments achtzehn Stunden pro Tag im Einsatzraum der STOG seine Mitarbeiter überwachte, war übermüdet. Hatte er die Anwesenheit seines Vorgesetzten am Anfang als überflüssig betrachtet, empfand er sie jetzt als störend.
Dreißig Minuten später wurde das Unfassbare bekannt gegeben. Die in Schwarzweiß gehaltene Schrifttafel mit dem Foto des Opfers war in ihrer Aussage unzweideutig.
Ross King, Vice President of the United States
1961–2016
Betroffen blickte Judith Roth in die Kamera. »Meine Damen und Herren, das Weiße Haus teilt mit, dass der Vizepräsident der Vereinigten Staaten Ross King heute einem Attentat zum Opfer gefallen ist. Mit ihm starben seine Frau Rosita und sieben Personenschützer des Secret Service.«
Das Bild wechselte auf Roberto McIntyre. »Vizepräsident Ross King kam ums Leben, als seine Limousine von einer starken Explosion zerfetzt wurde. King befand sich auf dem Weg zum Flughafen ...«
»Unglaublich!« Rodney Atkinson schüttelte fassungslos den Kopf.
»Das muss aber eine Riesenbombe gewesen sein. Diese Limos sind doch gepanzert wie ... ein Panzer«, kommentierte sein Bruder Jones und leerte mit einem großen Schluck sein
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