EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung
tot!«
Patricia Palmer saß an ihrem Platz und ignorierte Warrens Provokationen. Er hatte sie für den perfekten Auftritt als Sue Battista überschwänglich gelobt, als sie vorhin in den SitRoom zurückgekehrt war. Doch sie hatte ihn stehenlassen um mit O’Brien über die Szene zu sprechen. Worauf Warren nur gegrinst hatte.
»Was wir hier machen, ist eine ernste Angelegenheit. Kein Grund zur Schadenfreude.« O’Brien überlegte, ob er seine Aussage mit wissenschaftlicher Terminologie untermalen sollte, entschied sich dann aber dagegen.
»Oh! Wirklich? Eine ernste Angelegenheit?« Warren setzte sein Das-überrascht-mich-aber-Gesicht auf. »Ich dachte, es sei nur eine Simulation!« Er schlug sich mit der Hand auf die Stirn und schüttelte den Kopf.
»Hören Sie auf, Oberst.« O’Brien wandte sich wieder seinen Bildschirmen zu und hoffte, der Oberst würde einen anderen Zeitvertreib finden.
»Es geht los.« Patricia sah auf ihrem Ablaufplan, dass die erste Meldung über die Präsidentin bevorstand.
»Was sind die Konsequenzen einer Generalmobilmachung?«, fragte Roberto McIntyre einen Militärexperten.
»Also, das hat weitreichende Folgen. Zum einen ...«
Der Bildschirm wurde schwarz. »This is an NBC News Special Message!«
Ein kollektives »Nicht schon wieder!« ging durch den Raum. Tim Lewis setzte sich reflexartig auf den Stuhl, an dem er gerade vorbeiging.
Judith Roth. »Wie NBC aus zuverlässiger Quelle aus dem Weißen Haus soeben erfahren hat, gibt es, ich zitiere, seit einer halben Stunde Unklarheiten über den Aufenthaltsort und Status von Präsidentin Jeanne Adams.« Sie blickte so ernst in die Kamera wie noch nie seit der ersten Meldung über einen Anschlag auf den Flughafen London-Heathrow.
»Was soll das jetzt heißen?« Tim blickte einen am Tisch sitzenden Gast an. Der zuckte die Schulten.
»Am Telefon ist der NBC Chefredakteur Frank Bobbitt. Frank, was bedeutet die letzte Meldung aus dem Weißen Haus?«
»Guten Tag, Judith.« Bobbitt räusperte sich. »Also, die Meldung lässt sich in verschiedene Richtungen interpretieren. Ich glaube aber, dass eine Interpretation besonders hervorsticht. So erschreckend und traurig sie auch ist ...«
»Merkst du es?«, fragte Tim den Tischnachbarn.
»Was?«
»Sie wollen uns schonend beibringen, dass Adams tot ist!« Tim schlug hart mit der Faust auf den Tisch.
»... könnte – und ich sage könnte – bedeuten, dass Präsidentin Adams tatsächlich etwas zugestoßen ist. Vielleicht will man mitteilen, dass sie ... nicht in der Lage ist, ihr Amt auszuüben«, erklärte Bobbitt mit bedrückter Stimme.
Bundespräsident Giovanni Mattei blickte nachdenklich auf das einhundertsiebzig Meter hohe Washington Monument. Aus dem ersten Stock der Schweizerischen Botschaft an der Cathedral Avenue hatte man freie Sicht auf den Obelisken, der nach dem Bürgerkrieg zu Ehren des ersten Präsidenten errichtet worden war. Mit finanzieller Unterstützung aus der Schweiz – als Zeichen der Verbindung der beiden Schwesterrepubliken.
Mattei hatte sich immer noch nicht zur Entscheidung durchringen können, ob er Präsidentin Adams in die These von David Isler einweihen sollte oder nicht. Die Angelegenheit war in mehrfacher Hinsicht äußerst heikel.
Erstens hatte Isler ihm klar gemacht, dass strikte Geheimhaltung der Information – wenn man es so nennen durfte – an die Präsidentin unabdingbar war. Im Normalfall hätte Isler seine These zuerst innerhalb des SND besprochen. Anschließend wäre die Entscheidung gefallen, ob man den Residenten der CIA in der US-Botschaft in Bern informieren sollte. Dieser wiederum hätte die Information an die CIA-Zentrale in Langley weitergegeben. Dort wäre überlegt worden, ob man die Präsidentin informieren wollte oder nicht. So der Dienstweg. Dies hätte aber bedeutet, dass möglicherweise die falschen Kreise von der Sache Wind bekommen und Gegenmaßnahmen ergreifen würden. Deshalb hatte sich Isler für den kurzen Dienstweg entschieden. Isler. Mattei. Adams.
Zweitens wusste Mattei, dass er ein hohes Risiko einging, wenn er mit Adams über die Sache sprach. Vielleicht würde sich alles als Trugbild herausstellen und Mattei damit eine Verstimmung des bilateralen Verhältnisses riskieren. Wenn die Öffentlichkeit durch eine gezielte Indiskretion davon Wind bekäme, möglicherweise auch sein Mandat als Bundesrat.
Drittens konnte
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