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EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung

Titel: EXCESS - Verschwörung zur Weltregierung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Frey
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sie nicht ...«
       «Verdammt noch mal, Jeanne!» Richard schob sein Müsli beiseite und warf die Serviette auf den Tisch. »Wir hatten eine klare Vereinbarung: Ich bin kein Politiker und kein First Gentleman und kein Vorzeigeobjekt. Du machst deinen Job und ich meinen – darauf hatten wir uns gemeinsam geeinigt!«
       »Du hast aber auch ja gesagt zu in guten wie in schlechten Zeiten . Jetzt ist eine schlechte Zeit – ich bin Präsidentin! Also könntest du dir vielleicht überlegen ...«
       »Macht ihr schon wieder Stress?« Barbara betrat das Esszimmer, setzte sich an den Tisch und begann, einzelne Stücke aus dem Fruchtsalat zu fingern.
       »Barbara!«, spielte Jeanne unübersehbar übertrieben. »Schön, dass du auch kommst!«
       »Was war im China Room?«, fragte Richard gereizt.
       »Du meinst wegen des Geschirrs?«, erwiderte Barbara. »Das meiste davon war sowieso voll hässlich, aber um den einen Teller tut es mir leid. Er hatte einen schönen roten Rand und so ein Zeichen in der Mitte. Kann man den wohl irgendwo kaufen?« Neugierig sah sie ihre Eltern an.
       Die beiden blickten sich an und schüttelten die Köpfe.
       »Sicher, in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts. Dort kann man ihn kaufen«, erklärte Jeanne.
       »Wann wirst du endlich vernünftig? Die Republikaner werden deine Mutter vierteilen, wenn sie von dieser Sache erfahren!«
       »Ist doch nicht so tragisch«, gab Barbara schnippisch zurück.
       Richard seufzte. Jeanne blickte auf den nackten Bauch ihrer Tochter. Die Hose hing tief; niemand konnte den grell-rosa Slip übersehen. Wie lange es wohl dauert, bis so eine Pubertät endlich zu Ende geht? Sie seufzte.
       Eigentlich freute sie sich über den Besuch ihrer Familie, aber andererseits: So wie der Vormittag gelaufen war, ahnte sie die Entlastung für ihre Nerven, wenn sie Washington bald wieder verlassen würden. Ein Familienbrunch, wenn er so verlief wie heute, kostete sie mehr Nerven als eine saftige politische Intrige.
       Obwohl sie seit über dreißig Jahren in Washington arbeitete, war sie immer wieder überrascht, was alles in dieser Stadt passieren konnte. Politische Intrigen waren dabei noch die harmlosere Manifestation der Tatsache, dass Washington ein Machtzentrum war – zwar kein so mächtiges mehr wie noch im 20. Jahrhundert, aber immer noch eines der wichtigsten der Welt.
       Niemals hätte Präsident John Adams es für möglich gehalten, dass die USA – zumindest während einer gewissen Periode – die einzige Weltmacht sein würde, als er im November 1800 als erster Präsident ins Weiße Haus eingezogen war; es glich im Inneren zu diesem Zeitpunkt noch einer großen Baustelle. Hätte man ihm damals gesagt, dass sich zweihundert Jahre später sogar Akademiker zu der Aussage hinreißen lassen würden, die USA seien nur deshalb gegründet worden, um dereinst die Welt zu erobern, er hätte wahrscheinlich schallend gelacht. Zu groß waren zu dieser Zeit die Probleme der noch jungen und sehr unstabilen Republik. Wenigstens hatte man sich formell aus den Klauen des gierigen europäischen Feudalismus gelöst, und das war ein guter Anfang! Zwar ging die Zerstörung Washingtons durch die Briten im Jahr 1814 – sie hatten den Verlust ihrer amerikanischen Kolonien noch nicht verwunden – nicht spurlos am Weißen Haus vorbei, aber immerhin blieben die Außenwände stehen, während das Innere völlig ausbrannte.
    Präsidentin Adams hatte ihr Amt in einer Zeit amerikanischer Nemesis angetreten: Das Staatsdefizit betrug im Jahr 2014 zum ersten Mal mehr als eintausend Milliarden Dollar, und das war nur die offizielle Zahl. Überall im Land wucherten Bushvilles – hässliche Zelt- und Containerstädte, die nach dem Immobiliencrash während der Amtszeit von George W. Bush wie Pilze aus dem Boden schossen. Adams ahnte nicht, dass pubertierende und sich verweigernde Familienmitglieder, die üblichen politischen Intrigen, die in unregelmäßigen Abständen von Washingtoner Dächern fallenden Geheimnisträger oder die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und finanziellen Probleme der USA nichts waren im Vergleich zu dem, was in den nächsten fünfzehn Monaten auf sie und die USA zukommen würde. Ihre Präsidentschaft wackelte vor sich hin. Als Verwalterin des Notstandes gefiel sie sich keineswegs, aber noch konnte sie sich nicht entscheiden, von ihrer passiven Rolle in eine aktive zu wechseln. Als Kongressabgeordnete hatte sie gelernt, sich

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