Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Exodus

Titel: Exodus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leon Uris
Vom Netzwerk:
den Zentralrat und die Hagana Ausdruck.
    »Bitte, Akiba«, sagte Avidan, der sich mühsam beherrschte. »Ich verstehe durchaus, was dich bewegt. Ich bin mir auch über die Meinungsverschiedenheiten völlig klar, die zwischen uns bestehen. Doch man mag es ansehen wie man will. Die Deutschen stellen jedenfalls eine wesentlich größere Gefahr für unsere Existenz dar als die Engländer.«
    Akiba wandte Avidan den Rücken. Er stand in dem dunklen Raum und überlegte. Dann drehte er sich plötzlich herum, und in seinen
    Augen brannte das alte Feuer. »Jetzt ist der Augenblick gekommen«, rief er, »die Engländer dazu zu zwingen, ihre Palästina-Politik zu revidieren! Jetzt — gerade jetzt — sollten wir von den Engländern verlangen, einen jüdischen Staat anzuerkennen, der das Gebiet diesseits und jenseits des Jordan umfaßt! Jetzt! Man muß diese verdammten Engländer schlagen, wenn sie weiche Knie haben!«
    »Ist es für uns so wichtig, ein Staat zu werden, daß wir dieses Ziel selbst um den Preis anstreben sollen, dadurch zum Sieg der Deutschen beizutragen?«
    »Und bildest du dir vielleicht ein, die Engländer würden Bedenken haben, uns abermals zu verraten und zu verkaufen?«
    »Ich bin der Meinung, es gibt für uns nur eins — den Kampf gegen Hitler.«
    Akiba ging wie ein hungriges Tier über den Zementfußboden hin und her. Tränen schossen ihm vor Wut in die Augen. Schließlich sagte er leise und mit bebender Stimme: »Obwohl die Engländer unsere Küste blockieren und verzweifelten Menschen den Zugang verwehren — obwohl die Engländer mit unseren Jungen innerhalb ihrer Armee ein Ghetto einrichten — obwohl sie uns mit ihren letzten Beschlüssen an die Araber verraten haben — obwohl die Juden in Palästina in diesem Krieg ihre besten Kräfte für die Engländer einsetzen, während die Araber wie die Aasgeier dasitzen und nur darauf warten, daß die Engländer zu Boden gehen — trotz allem sind die Engländer nicht die schlimmsten unserer Feinde, und deshalb müssen wir auf ihrer Seite kämpfen. Also gut, Avidan — die Makkabäer werden Waffenstillstand schließen.«
    Akibas Feindlichkeit stand spürbar im Raum, als sich die beiden Männer zum Abschluß die Hände reichten. Dann räusperte sich Akiba und fragte: »Wie geht es meinem Bruder?«
    »Barak ist gerade von London zurückgekommen, wo er Verhandlungen geführt hat.«
    »Ja, Verhandlungen — das sieht Barak ähnlich. Und wie geht es Sara und den Kindern?«
    »Gut«, sagte Avidan. »Auf Ari kannst du stolz sein.«
    »O ja, Ari ist ein prima Bursche. Und wie — wie sieht es jetzt in Ejn Or aus?«
    Avidan senkte den Blick und sagte: »Ejn Or und Schoschana zeugen von der Liebe und dem Schweiß derer, die diese Siedlungen errichtet haben.« Avidan wandte sich und ging auf die Leiter zu, die zu der Falltür hinaufführte.
    »Der Tag, an dem wir mit den Engländern abrechnen, kommt noch!« rief ihm Akiba aus der Dunkelheit des Kellers nach.
    Ari hatte sich verändert. Er war verbittert und verdüstert. Es war schwer, genau festzustellen, was ihn so verändert hatte. Waffen hatte er von früh auf getragen. Dann war die Zeit der Wehrsiedlungen gekommen — Hamischmar — Malcolms Kommandotruppe — die Monate im englischen Gefängnis. Die zermürbende Arbeit für Aliyah Bet in Berlin. Und der Tod von Dafna. Ari lebte in Yad El, arbeitete als Landwirt und wünschte, in Ruhe gelassen zu werden. Er sprach kaum ein Wort.
    Auch als der Krieg ausbrach, blieb Ari in Yad El. Seine freie Zeit verbrachte er größtenteils in Abu Yesha bei seinem Jugendfreund Taha, dem jetzigen Muktar des Dorfes.
    Mehrere Monate nach Kriegsausbruch fand Ari eines Abends, als er von der Feldarbeit zurückkam, Avidan vor, der erschienen war, um mit Ari zu sprechen. Nach dem Abendessen zogen sich Ari, Avidan und Barak in das Wohnzimmer zurück.
    »Ich nehme an, du weißt, weshalb ich hergekommen bin«, sagte Avidan.
    »Ich kann es mir denken.«
    »Ich will mich nicht lange bei der Vorrede aufhalten. Es gibt ein paar Dutzend von unseren Jungen, von denen wir wünschen, daß sie in das englische Heer eintreten. Die Engländer haben sich wiederholt mit uns in Verbindung gesetzt und angefragt, ob du nicht mitmachen willst. Sie sind bereit, dir ein Offizierspatent zu geben.«
    »Interessiert mich nicht.«
    »Die Engländer legen aber großen Wert auf dich, Ari. Ich bin überzeugt, daß wir dich an einen Posten setzen könnten — beispielsweise als Abwehrmann für die arabischen

Weitere Kostenlose Bücher