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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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überzeugt war, daß auch dieses Problem gelöst worden war.
    Das Bild hatte gewechselt: Eine Walze fuhr über ein dickes Blech und hinterließ ein Muster, hervorgebracht aus Benetzung und Nichtbenetzung. Als Hal sich bereits zu wundern begann, weshalb die Einstellung so unverständlich lange blieb, bemerkte er, wie die benetzten Stellen zunächst immer deutlicher hervortraten und dann begannen aufzuwuchern. Das war, als verbrannten und verkohlten dort Eierkuchen. Es bildeten sich schwärzliche Bläschen, die aufplatzten, krustig zusammenfielen, als schwarzer Mulm herausquollen und so die Scharfzeichnung des Musters störten. Es dauerte nicht lange, da fiel vom Blech dunkler Staub auf den Boden. Hal übersah das alles noch nicht, als zwei Männer ins Bild traten und die Platte aufrichteten, um der Kamera die Draufsicht zu ermöglichen.
    Hal glaubte zu träumen: Das vorher aufgedruckte Muster hatte die Platte durchfressen. Was die zwei Männer zeigten, mutete an wie der Flügel eines in lebenslanger Mühe entstandenen filigranen Kunstschmiedetores.
    Hal riß sich den Helm vom Kopf. Die Kopfhaut prickelte.
    Schweiß ließ Kleidung und Haare am Körper kleben. Ungeheuerlich! Welch eine Beherrschung des Mikrokosmos, welche Perspektive! Hal begann, sich einiges begeistert auszumalen, was alles veränderbar wäre, was er nun für Katalysatoren entwickeln würde! Er wäre am liebsten aufgesprungen, um das Glashaus gerannt und hätte diejenigen, die das entwickelt hatten, umarmen mögen. Dann blickte er ungeduldig auf Djamila, zu Res. Aber offenbar lief da noch etwas. Djamila folgte dem Bild ebenso erregt, wie er es getan hatte.
    Hal hatte das Bedürfnis, sich auszutauschen, wollte, daß die anderen genauso empfanden wie er, daß sie seine Begeisterung teilten. Res! Sie saß unnatürlich vorgebeugt, hatte Lippen und Augen halb geöffnet, das Gesicht schweißglänzend, fiebrig.
    Die Hände krampfte sie zu Fäusten, daß die Fingerknöchel weiß hervorstachen. Sie schien so erregt, daß Hal einen Augenblick um ihre Gesundheit fürchtete und daran dachte, sie aus ihren Empfindungen zu reißen. Dann überlegte er: Die Res, die da im Organismenstrom stampfte, wirft das nicht um!
    Er brauchte nichts mehr zu sehen, für ihn war alles weitere vorstellbar geworden. Und wenn die Kleinen hier einige Beispiele, und wenn auch die eindrucksvollsten, gezeigt hatten, so war sich Hal im klaren darüber, daß seine Vorstellung in dieser Richtung wahrscheinlich nicht komplex genug sein konnte.
    Und wir wundern uns, dachte er, daß diese Organismen unseren Beton zerfressen. Es wird eines Lächelns bedürfen, um diesen Strom zu stoppen. Und was hat er den Menschen um Res schon für eine Mühe bereitet. Für Hal – und sicher auch für Res – gab es keinen Zweifel mehr: Nur die Kleinen konnten den afrikanischen Organismenstrom verursacht haben. Was bezweckten sie damit?
    Einen Augenblick durchrieselte Hal Freude, die auch ein Quantum Schadenfreude enthielt. Ich gönne diesem Mexer die Niederlage! Jemanden wie Res tut man nicht ungestraft als Spinner ab. Aber nun muß sie handeln!
    Endlich! Gwen nahm verschwitzt seinen Helm ab. Er sah zu Hal, ihre Blicke trafen sich. Sie dachten offenbar das gleiche, standen auf und gingen hinter den in sich Versunkenen aufeinander zu.
    »Du meinst…?« fragte Gwen erregt.
    »Ja.« Hal nickte.
    »Wollen wir unterbrechen?« fragte Gwen und deutete auf den Transopter.
    Hal schüttelte den Kopf. »Nimm ihnen nicht das Vergnügen«, sagte er lächelnd, auf Djamila und Res deutend, »im Augenblick kann nichts passieren, der Strom ist eingedämmt.
    Unser Gas vertragen die Biester doch nicht so gut.«
    »Trotzdem«, entgegnete Gwen, »vielleicht haben sie einen Vorrat an Gegenmitteln. Rein in den Gleiter, versprüht und fertig!«
    »Der Vorrat wird in einen Fingerhut passen«, spottete Hal.
    »Aber überlege lieber einmal, was sie mit dem Strom bezwecken!«
    Gwen sah Hal überrascht an. »Natürlich«, sagte er dann nachdenklich, und er ging zum Funkgerät, um einen Spruch abzusetzen.

Zwanzigstes Kapitel
    So war Res: Gwen traf sie videophonisch in ihrer Wohnung beim Sonnenbad. Sie hatte sich nicht etwa der Mühe unterzogen, sich zu bekleiden. Mit dem Fuß hatte sie offenbar die Drucktaste des Gerätes betätigt, als Gwens Ruf anstand, und nun sagte sie lässig: »Hallo Gwen, läßt doch noch von dir hören?« Freilich stand die Routinefrage im Gegensatz zu ihren hochgezogenen Brauen und den Falten, in die sie die

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