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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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sich Hal des Verdachts nicht erwehren konnte, daß er dieses technische Husarenstück von langer Hand vorbereitet hatte, wahrscheinlich mit Unterstützung der Kleinen.
    Daß Hal mit seiner Mutmaßung nicht auf Abwegen war, bestätigte ihm des Professors nächste Handlung: Er stellte eine Verbindung zu einer bis dahin unbekannten Zentrale der Kleinen her, die offenbar zum Transopter im direkten Kontakt stand.
    »Wenn es Fragen gibt«, sagte der Professor ungezwungen, »dann diese Taste drücken und einfach fragen.«
    Er kostete das Erstaunen der anderen insofern aus, als er sich mit undurchdringlicher Miene, aber betont langsam, einen Sondenhelm über den Kopf stülpte.
    Es wurde Hal nun auch klar, was der Professor so oft mit den kleinen Fahrgästen auf dem Katamaran zu besprechen gehabt hatte. Alles übrige, auch die Zentrale, dann über Funk vorzubereiten, war eine Kleinigkeit.
    Jedenfalls profitierten nun alle von seiner Voraussicht. Hal begann den Professor zu bewundern, auch wenn er in diesem Augenblick wieder eines seiner lächerlichen Plätzchen in den Mund schob.
    Hal setzte sich zwischen Djamila und Res in einen Luftkorb, stülpte sich den Sondenhelm über den Kopf, lehnte sich zurück, schloß die Augen und harrte der Dinge, die da kommen sollten.

Neunzehntes Kapitel
    Zunächst sahen sie etwas ganz Merkwürdiges: Blasen, eine unüberschaubare Menge von seifenblasenähnlichen Gebilden, perlenmatt.
    Hal überschlug Maßstäbe – etwa drei Zentimeter Durchmesser. Die Schicht erschien lichtdurchflutet.
    Dann begann das Bild zu wandern. Hal konnte feststellen, daß der Transopter mit der ersten Einstellung in die Dachkostruktion des Hauses gerichtet gewesen war und daß die Kugeln lose unter dem Dach schwebten, mindestens in einer Schicht von einem halben Meter.
    Häßliches Knacken und dann Fontaines Stimme: »Zentrale, was bedeutet das? Die Blasen meine ich.«
    Blechern kam es aus dem Automaten zurück: »Dachstütze.
    Mit komprimiertem Helium gefüllte dünnwandige Ballons. Sie würden eine Katastrophe mildern.«
    Dann fragte niemand mehr. Eine erstaunliche Welt tat sich auf, modellhaft phantastisch.
    Der Operator veränderte die Feldlinsen des Transopters so, daß der Eindruck entstand, der Betrachter flöge durch diese Welt. Er ließ entfernte Objekte auf ihn zu rücken, bis das kleinste Detail sichtbar wurde, ließ die optische Achse sich heben und senken, verfolgte da und dort Bewegtes, verhielt, sprang, überging diskret.
    Spätestens in diesem Augenblick mußte der letzte Skeptiker kapitulieren. Von wegen zurückgebliebene Kleine, die den großen nichts zu sagen, geschweige denn zu geben hätten! Vor ihnen lag eine dreistöckige Welt, nicht eine komplexe Stadt, wie es in der Welt der Großen gerade erst vier gab. Nein, der gesamte Lebensraum war vertikal aufgegliedert in drei Ebenen, von denen die obere zweifelsohne die eigentliche, von drei künstlichen großen und unzähligen kleinen gedämpften Sonnen lichtdurchflutete Lebenssphäre war. Es wimmelt dort, wo Turmhäuser diese Etage durchstießen, auf den Wegen von Menschen, die aber nicht hasteten, sondern sich erholten, sicher ohne störende Geräusche und umweltverschmutzende Faktoren.
    Zwischen den Wohnstätten dehnten sich hügelige Landschaften, Wälder, Seen und Flüsse, aber keine Straßen! Verstreut lagen, unauffällig in die Umgebung eingepaßt, wartehausähnliche Bauwerke. Erst nach und nach begriff Hal den Sinn: Sie stellten Kopfstationen von Aufzügen dar, die die obere Etage mit der darunterliegenden, auf der sich der gesamte Verkehr abspielte, verbanden. Dort flitzten Autos und Züge, samt und sonders Modelle des zwanzigsten Jahrhunderts, so gar nicht zur hypermodernen Raumaufgliederung passend. Das alles lag in gleichbleibendem gelbgrünlichem Licht, das diffus aus der Decke drang. Zwischen den Verkehrsadern außerhalb der Wohngebiete befanden sich Pflanzenanbauflächen: Obst- und Gemüseplantagen, Weiden mit Schafen und Kühen sowie Felder aller Art. Auch einige Waldstreifen gab es und kleine Hügel. Aber im allgemeinen war diese Etage eben.
    Es fiel sofort auf, daß sowohl der größte Teil der Nutzpflanzen als auch der Haustiere aus der Sicht der Großen im Mißverhältnis zu den Kleinen stand. So einem Kleinen, dachte Hal, muß eine Kuh vorkommen wie mir ein – ein riesiger Elefant!
    Der Abstand zwischen der Ebene und dem künstlichen, diffus wie Mattglas leuchtenden Himmel gab in den Wohngebieten fünf Stockwerken Raum, die

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