Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Extraleben

Extraleben

Titel: Extraleben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constantin Gillies
Vom Netzwerk:
reingekommen ist!« Nick bleibt völlig gelassen und nestelt an dem Klebeband rum. »Ich hätte nicht geglaubt, das mal sagen zu müssen: Aber du bist paranoider als ich«, sagt er und lacht etwas verkrampft .. Mit seinem Versuch, die Lage ein wenig zu entschärfen, erreicht er genau das Gegenteil. Da er seine Fantasie scheinbar aufgebraucht hat, versuche ich nachzuhelfen: »Die Sache ist doch völlig klar: Seit wir bei Twin Galaxies rumgeschlichen sind, hat uns die Datacorp auf dem Schirm. Alles war getürkt - die Panne in Iowa, die zufällig auftauchenden Helfer, das Paket in Sunnyvale! Denk doch mal nach: Die Typen in dem weißen Pick-up fuhren ja schon eine ganze Weile hinter uns her, bevor uns der Wagen verreckt ist. Wahrscheinlich haben sie unsere Motorelektronik mit einem elektromagnetischen Impuls gezielt zum Absturz gebracht, um dann den GPS-Tracker unauffällig anbringen zu können. Seit Jahren gehen doch die Gerüchte um, dass das FBI längst solche Geräte zur Intentional Electromagnetic Interference entwickelt hat. Ein Knopf, und alles, was mit Strom betrieben wird, verreckt. Und ab dem Moment, in dem der Tracker unter unser Motorhaube steckte, mussten die Herren von der Datacorp in ihrem Büro nur noch gemütlich zuschauen, wie unserer Wagen als kleiner Punkt über die Landkarte kriecht. Alles andere war nur noch eine Frage des Timing, bis ...« In diesem Moment röhrt hinter der übernächsten Kurve ein Motor auf. Der Fahrer scheint den Wagen mit Vollgas um die Haarnadelkurven zu prügeln. Das kann nur eines bedeuten: Sie haben gemerkt, dass wir über ihre kleine elektronische Leine gestolpert sind, und schlagen jetzt zu. Die Typen aus dem Taurus oder dem Crown Victoria oder mit welcher Kiste sie auch hinter uns her waren. Es war also doch nicht alles Einbildung. Ich schubse Nick auf seine Seite rüber und lasse die Motorhaube zufallen. »Los, weg hier!« Verwirrt steht mein Reisebegleiter neben dem Wagen herum und verplempert wertvolle Zeit, während der Lichtkegel des heranfahrenden Wagens bereits den nächsten Hügel streift. Wenn wir jetzt nicht Gas geben, haben sie uns gleich. Beim Einsteigen fällt mir auf, wie sinnlos diese Aktion eigentlich ist, schließlich steckt der Sender ja immer noch unter unserer Haube. Egal, wie blitzartig wir jetzt auch starten oder wie weit weg wir fahren - unsere Verfolger werden uns so oder so finden. »Den Schlüssel, Nick, den Schlüssel!« Mensch, der hat die Lage noch nicht gecheckt. Blick in den Rückspiegel, das Auto ist weg! Ist der abgebogen? Ich hebe die Hand: »Sei mal ruhig.« Nick erstarrt, die Finger weiter in der Jeansjackentasche eingeklemmt. Nein, man hört den Motor noch. Auf einmal zucken die Scheinwerfer um die Ecke. Shit, nur noch ein Hügel! Ich schubse Nick an: »Wo bleibt der Schlüssel? « »Ja ja.« Zitternd reicht er den Bund rüber. Ich drehe den Zündschlüssel, und der Wagen springt anstandslos an. Scheinbar hat Nick am richtigen Kabel geruckelt. Licht an, Gangschaltung auf N, Gas - zu spät! Unser Verfolger Rollt genau in dieser Sekunde an der Fahrerseite vorbei und blockiert den Weg. Wir sitzen in der Falle. Aus dem Augenwinkel erkenne ich die Worte ARMED RESPONSE auf der Seitentür des weißen Ford. Jetzt wird er gleich anhalten. Für einen Sekundenbruchteil scheint das Licht der Straßenlaterne dem Fahrer ins Gesicht: Hinter dem Steuer kauert ein Latino mit kahl geschorenem Schädel und wirft einen stechenden Blick zu uns rüber. Während er uns taxiert, lässt er seinen Wagen im Zeitlupentempo weiterrollen - und gibt schließlich Gas. Erst als er schon fast um die nächste Biegung ist, streifen unsere Scheinwerfer den Ford. Auf dem Kofferraum sind in blauen Buchstaben die Worte Bel Air Patrol zu lesen - nur ein privater Sicherheitsdienst. Wir brauchen die Länge von einem ganzen Song im Radio, bevor wir uns wieder trauen, uns zu bewegen. »Du warst gerade dabei, mir zu erklären, dass wir im Fadenkreuz einer internationalen Verschwörung stehen«, verkündet Nick, nachdem er deutlich hörbar einen Frosch im Hals runtergeschluckt hat. Ich brauche mich nicht mal umzudrehen, um mir sein hämisches Grinsen dazu vorzustellen. Und er grinst natürlich zu Recht: Ich stehe wie der letzte Idiot da. »Ja, Scully, du hast Recht. Alles könnte genauso gut nur ein Zufall gewesen sein.« Die Kapitulation fällt mir leicht, denn seit ein paar Minuten bin ich mir sicher, dass wir den letzten Stein des Puzzles längst in unserer Hand

Weitere Kostenlose Bücher