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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Körper des Menschen – und zu dem
ersten der eingemotteten Schiffe. Die andere in einem Anzug steckende
Gestalt, die persönliche Leibwache des Affronter Kommandanten,
drehte sich in alle Richtungen und hielt sichernd Ausschau.
    »Wenn du noch eine Minute gewartet hättest«, sagte
die Stimme des Kultur-Schiffs müde über den Kommunikator
des Anzugs, »dann hätte ich die Tür der Luftschleuse
für dich öffnen können.«
    »Ich bin sicher, daß du das gekonnt hättest«,
sagte der Kommandant. »Ist das Gehirn ganz und gar unter
Kontrolle?«
    »Vollkommen. Letztendlich rührend naiv.«
    »Und die Schiffe?«
    »Ruhiggestellt; ahnungslos; schlafend; sie werden alles
glauben, was immer man ihnen erzählt.«
    »Gut«, sagte der Kommandant. »Leite ihr Aufwecken
ein.«
    »Ist bereits eingeleitet.«
    »Niemand sonst hier«, meldete sein Sicherheitsoffizier
über den Kommunikator. Er war in den restlichen Teil des
Menschen-Unterkunft-Sektors gegangen, als sie sich zu der Tür
der Luftschleuse begeben hatten.
    »Irgend etwas Interessantes?« fragte der Kommandant,
während er seinem Waffenoffizier zum nächsten Kriegsschiff
folgte. Er mußte sich bemühen, seiner Stimme die Aufregung
nicht anmerken zu lassen. Sie hatten sie! Sie hatten sie! Er
mußte den Anzug scharf abbremsen; in seiner Begeisterung
wäre er beinahe mit seinem Waffenoffizier
zusammengestoßen.
    In der zerstörten Suite, wo der Mensch gelebt hatte, wirbelte
der Sicherheitsoffizier im Vakuum herum und nahm den Schaden in
Augenschein, den der Wirbelwind entweichender Luft angerichtet hatte.
Menschliche Hüllen; Kleidung, Möbelstücke,
irgendwelche komplizierten Gebilde, Modelle oder so etwas.
»Nein«, sagte er. »Nichts Interessantes.«
    »Hmm«, sagte das Schiff. Etwas an dem Ton übertrug
Unbehagen auf den Kommandanten. Im selben Augenblick wandte sein
Waffenoffizier seinen Anzug ihm zu. »Sir«, sagte er. Ein
Licht erstrahlte und beleuchtete einen Kreis von einem Meter
Durchmesser auf dem Rumpf des Schiffes. Seine Oberfläche war mit
wirren Verzierungen und Zeichen versehen und mit seltsamen
geschwungenen Mustern bedeckt. Der Waffenoffizier ließ den
Lichtstrahl über die angrenzenden Abschnitte des gewölbten
Schiffsrumpfes wandern. Es war überall dasselbe, alles war
bedeckt mit diesen eigenartigen verschlungenen Schnörkeln und
Bildern.
    »Was ist?« fragte der Kommandant besorgt.
    »Diese Komplexität«, sagte der Waffenoffizier, aus
dessen Stimme Fassungslosigkeit sprach.
    »Innen auch«, warf das Kultur-Schiff ein.
    »Es…«, stammelte der Waffenoffizier. Sein Anzug
bewegte sich näher an den Rumpf des Kriegsschiffes heran, bis er
ihn beinahe berührte. »Es wird ewig dauern, das mit dem
Scanner abzutasten«, sagte er. »Es reicht bis auf die
atomare Ebene hinunter.«
    »Was denn?« fragte der Kommandant streng.
    »Die Schiffe wurden barockisiert, um den technischen Ausdruck
zu benutzen«, sagte das Kultur-Schiff großspurig.
»Diese Möglichkeit hat immer bestanden.« Es gab ein
Geräusch von sich, das sich wie ein Seufzen anhörte.
»Die Schiffe wurden fraktal beschriftet mit teilweise
zufälligen, nicht vorhersehbaren Zeichen, wobei etwas weniger
als ein Prozent der Masse jedes einzelnen Schiffes verbraucht wurde.
Es besteht die Möglichkeit, daß zwischen dieser
Komplexität unabhängige Sicherheits-Nano-Gerätschaften
versteckt sind, die gleichzeitig mit dem Hauptsystem jedes Schiffes
aktiviert werden und die eine zusätzliche verschlüsselte
Versicherung brauchen, daß alles in Ordnung ist, ansonsten
werden sie versuchen, das Schiff außer Betrieb zu setzen oder
sogar zu zerstören. Diese Gerätschaften müssen gesucht
werden. Wie dein Waffenoffizier richtig bemerkte, muß jedes
einzelne Schiff mindestens bis auf die Ebene jedes individuellen
Atoms gesichtet werden. Ich werde mich dieser Aufgabe sofort
annehmen, sobald ich die Neuprogrammierung des Basisgehirns vollendet
habe. Das bedeutet lediglich eine Zeitverschiebung, mehr nicht; die
Schiffe hätten in jedem Fall einer Scanner-Abtastung bedurft,
und in der Zwischenzeit weiß niemand, daß wir hier sind.
Daß du deine Kriegsflotte bekommst, wird eine Sache von Tagen
anstatt von Stunden sein, Kommandant, aber du wirst sie
bekommen.«
    Der Raumanzug des Waffenoffiziers drehte sich zu dem des
Kommandanten um. Das Licht, das die fremdartigen Muster beleuchtet
hatte, erlosch. Durch die Art, wie diese Handlungen vor sich gingen,
verriet der Waffenoffizier dem Kommandanten seine skeptische

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