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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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einer Weile blickte er auf
und sah, daß die beiden Maschinen zur Tür der Luftschleuse
geschwebt waren. Es war Bewegung im Eingangsbereich, und dann kam
eine weitere Maschine den Korridor herunter; sie wurde langsamer, als
sie sich ihm näherte. Er duckte den Kopf wieder. Ein weiteres
Rauschen und ein weiterer Lufthauch.
    Er blickte wieder auf. Die drei Maschinen bewegten sich um die
Tür der Luftschleuse herum. Gestra schniefte die Tränen
zurück. Die drei Maschinen entfernten sich von der Tür und
ließen sich am Boden nieder. Gestra wartete, was als
nächstes geschehen würde.
    Ein Blitz zuckte auf, und es gab eine Explosion. Der mittlere Teil
der Tür flog in einer Qualmwolke auf, die durch den Korridor
rollte und dann zurückgerissen wurde; anscheinend wurde der
ganze Explosionsdruck von der Stelle angesaugt, wo die Tür
gewesen war. Die Tür war verschwunden, ein dunkles Loch
gähnte an ihrer Stelle.
    Ein Lufthauch streifte Gestra, dann wurde der Lufthauch zu einem
Windstoß, und der Wind wurde zu einem Sturm, der heulte und an
ihm vorbeipeitschte und ihn dann der Länge nach über den
Boden zerrte. Er schrie vor Angst, versuchte, sich mit seinem
unversehrten Arm am Teppich festzuhalten; er glitt mit der tobenden
Luft durch den Korridor, und seine Finger tasteten nach einem Halt.
Seine Nägel gruben sich ein, fanden einen Ansatz, und seine
Finger schlossen sich um die Fasern, klammerten sich fest. Er
rutschte nicht weiter.
    Er hörte Stöße und blickte japsend zum
Eingangsbereich. Aus seinen Augen flossen Tränen, und der Wind
peitschte über ihn hinweg. Etwas bewegte sich, sprang in der
erhellten Türöffnung des runden Aufenthaltsraums auf und
ab. Er sah die unbestimmte, gerundete Form einer Couch, die zwanzig
Meter weit entfernt auf den Boden krachte, abprallte und im heulenden
Sturm auf ihn zu flog. Er hörte sich selbst etwas schreien. Die
Couch krachte zehn Meter von ihm entfernt zu Boden und
überschlug sich.
    Er dachte, sie würde ihn nicht treffen, doch das eine Ende
schlug gegen seine strampelnden Füße, zog ihn weg; der
Sturm hob seinen Körper hoch, und er schrie, als er spürte,
wie er an den drei zuschauenden Maschinen vorbeistürzte. Eins
seiner Beine traf den gezackten Rand des Loches in der Tür der
Luftschleuse und wurde ihm am Knie abgetrennt. Er flog hinaus in den
großen Raum jenseits davon; die Luft wurde ihm vom Mund
gerissen, zuerst von seinem eigenen Schrei und dann von dem Vakuum im
Hangar.
    Er rutschte über den kalten, harten Boden des Hangars, bis er
fünfzig Meter von der zerstörten Tür liegenblieb; Blut
quoll aus seinen Wunden und gefror darum herum. Kälte und
absolute Stille umschlossen ihn; er spürte, wie seine Lunge
barst und ihm etwas in die Kehle blubberte; sein Kopf schmerzte, als
ob sein Gehirn im Begriff wäre, durch Nase, Augen und Ohren
herauszubrechen, und jede Faser und jeder Knochen an ihm schien in
kurzem, betäubendem Schmerz zu klingeln, bevor sie taub
wurden.
    Er blickte in die ihn einhüllende Dunkelheit und hinauf zu
den hochaufragenden, achtlosen Schiffen mit ihren bizarren
Mustern.
    Dann brachen die Eiskristalle, die sich in seinen Augen bildeten,
seine Sicht und ließen sie splittern und sich vervielfachen,
als ob er durch ein Prisma schaute, bevor alles düster und
schließlich schwarz wurde. Er versuchte zu rufen, zu schreien,
doch in seiner Kehle war nichts als schreckliche, würgende
Kälte. Im nächsten Augenblick konnte er sich nicht einmal
mehr bewegen, angefroren an den Boden des riesigen Raums, unbeweglich
in seiner Angst und Verwirrung.
    Die Kälte tötete ihn letztendlich, schaltete sein Gehirn
in konzentrischen Stufen aus, fror zuerst die höheren Funktionen
ein, dann das niedrige Säugetier-Gehirn, und schließlich
den primitiven, reptilischen Hirnstamm. Sein letzter Gedanke war,
daß er seine Meeresschiffs-Modelle niemals mehr sehen
würde und auch niemals erfahren würde, warum die
Kriegsschiffe in der kalten, dunklen Halle derart gemustert
waren.

    Sieg! Kommandant Risingmoon Parchseason IV vom Farsight-Stamm
schubste den Anzug vorwärts und schwebte durch die zerfetzte
Tür der Luftschleuse hinaus in den Hangarraum. Die Schiffe waren
da. Gangster-Klasse. Sein Blick wanderte über ihre Reihen. Es
waren vierundsechzig an der Zahl. Im stillen war er der Ansicht
gewesen, das Ganze sei vielleicht ein übler Streich, eine
listige Machenschaft der Kultur.
    Neben ihm lenkte sein Waffenoffizier seinen Anzug über den
Boden – über den

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