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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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beschlossen, die Dinge etwas voranzutreiben und die
Überarbeitung lieber jetzt als später
durchzuführen.« Die Drohne hängte den Anzug des
Menschen in der Nähe der Luftschleusentür auf, deren
Oberfläche vor Frost glitzerte.
    Gestra rieb sich die Hände und nahm die Hose und die Jacke
entgegen, die die Drohne ihm reichte. Sein Blick wanderte weiterhin
durch den Korridor.
    »Das Schiff wurde durch die nötigen
Sachverständigen von außen geprüft und seine
Identität verifiziert«, erklärte die Drohne, »es
geht also alles mit rechten Dingen zu, verstehst du?« Die
Maschine half ihm beim Zuknöpfen der Jacke und glättete
sein dünnes helles Haar. »Die Mannschaft hat darum gebeten,
hereinkommen zu dürfen, nur aus Neugier, wirklich.«
    Gestra sah die Drohne an, offensichtlich betrübt, aber die
Maschine klopfte ihm mit einem rosigen Feld auf die Schulter und
sagte: »Es geht schon in Ordnung, Gestra. Ich habe es einfach
als höflich empfunden, ihrem Wunsch zu entsprechen, aber du
kannst ihnen aus dem Weg gehen, wenn du möchtest. Wenn du sie am
Anfang begrüßen würdest, würde sich das bestimmt
gut machen, aber es ist nicht zwingend notwendig.« Das Gehirn
veranlaßte die Drohne, den Menschen eine Zeitlang genau unter
die Lupe zu nehmen, seine Atmung, seinen Herzschlag, seine
Pupillenerweiterung, Hautreaktion, Pheromonausstoß und
Gehirnwellen zu messen. »Ich weiß etwas«, sagte sie
beruhigend. »Wir werden ihnen erklären, du hättest ein
Schweigegelübde abgelegt. Wie findest du das? Du kannst sie
formell begrüßen, indem du nickst oder was auch immer, und
ich erledige das Sprechen. Wäre dir das recht?«
    Gestra rülpste. »J-j-j-ja! Ja«, sagte er und nickte
lebhaft. »Das… das wäre eine gute… gute Idee.
Danke.«
    »Schon gut«, sagte die Maschine und schwebte neben dem
Menschen, während sie durch den Korridor in Richtung des
Haupteingangsbereichs gingen. »In ein paar Minuten werden sie
sich hierher begeben. Wie gesagt, nicke ihnen nur zu, und ich
spreche, was gesprochen werden muß. Ich entschuldige dich bei
ihnen, und du kannst dich in deine Suite verziehen, wenn du
möchtest; ich bin sicher, es macht ihnen nichts aus, wenn sie
von mir, einer Drohne, herumgeführt werden. In der Zwischenzeit
empfange ich die neuen Chiffren und Anweisungen. Es ist allerlei Zeug
zu erledigen, das mit Mehrfach-Gegenprüfung und
bürokratischer Buchhaltung zu tun hat, aber trotzdem dürfte
das Ganze nicht länger als eine Stunde dauern. Wir werden ihnen
nichts zu essen und auch sonst nichts anbieten; wenn wir Glück
haben, wissen sie das richtig zu deuten und verschwinden so schnell
wie möglich wieder und lassen uns in Ruhe, wie?«
    Nach einem Augenblick bestätigte Gestra das Gesagte mit einem
lebhaften Nicken. Die Drohne zappelte neben dem Menschen in der Luft,
um ihm zu zeigen, daß sie ihn ansah. »Hört sich das
für dich annehmbar an?
    Ich meine, ich könnte sie von vornherein abweisen,
könnte ihnen sagen, daß sie nicht willkommen sind, aber
das wäre äußerst ungezogen, findest du
nicht?«
    »J-ja«, sagte Gestra, runzelte die Stirn und sah
entschieden unentschieden aus. »Ungezogen. Kann sein. Ungezogen.
Man darf nicht ungezogen sein. Wahrscheinlich kommen sie von weit
her, oder?« Ein Lächeln flackerte um seine Lippen, wie eine
kleine Flamme in starkem Wind.
    »Ich denke, davon können wir mit großer Sicherheit
ausgehen«, sagte die Drohne mit einem Lachen in der Stimme. Sie
klopfte ihm mit einem Feld sanft auf den Rücken.
    Gestra lächelte ein wenig selbstsicherer, als er den
Haupteingangsbereich der Unterkunftseinheit betrat.
    Der Eingangsbereich war ein großer runder Raum voller Sofas
und Sessel. Gestra schenkte ihm für gewöhnlich keine
Aufmerksamkeit; es war lediglich ein etwas ausgedehnterer Raum, den
er auf seinem Weg zu und von den Luftschleusen, die zu den
Kriegsschiff-Hangars führten, durchqueren mußte. Diesmal
betrachtete er jeden einzelnen der plump-komfortabel aussehenden
Sessel und Sofas, als ob sie eine schreckliche Bedrohung darstellten.
Er spürte, wie seine Nervosität wiederkam. Er rieb sich
über die Stirn, als die Drohne vor einer Couch innehielt und ihm
bedeutete, er möge sich doch setzen.
    »Wir wollen es uns ansehen, ja?« sagte die Drohne,
während Gestra sich setzte. Auf der anderen Seite des Raums
erschien ein Bildschirm in der Luft, anfänglich als heller
Fleck, sich schnell auf eine Linie von acht Metern Länge
verbreiternd, um sich dann scheinbar zu entrollen,

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