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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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so daß er
schließlich die vier Meter zwischen Boden und Decke
ausfüllte.
    Schwärze; kleine Lichter. Raum. Gestra kam mit einemmal zu
Bewußtsein, wie lange es her war, daß er ein solches Bild
gesehen hatte. Dann kroch langsam ein langes, dunkelgraues Gebilde
ins Blickfeld, schlank, symmetrisch, mit zwei Enden; es erinnerte
Gestra an die Spindel einer Schiffswinde.
    »Die Begrenzte Angriffs-Einheit Meinungs-Anpasser, Killer-Klasse«, sagte die Drohne mit gleichgültiger,
beinahe gelangweilt klingender Stimme. »Diese Sorte gibt es bei
uns hier nicht.«
    Gestra nickte. »Nein«, sagte er, dann verstummte er, um
sich ein paarmal zu räuspern. »Kein Muster… keine
Muster auf… auf seinem Rumpf.«
    »Das stimmt«, pflichtete die Drohne bei.
    Das Schiff wurde jetzt angehalten, füllte beinahe die ganze
Projektionsfläche. Die Sterne hinter ihm kreisten langsam.
    »Also, ich…«, setzte die Drohne an, hielt aber
gleich wieder inne. Der Bildschirm auf der anderen Seite des Raums
flackerte.
    Das Aurafeld der Drohne erlosch. Sie fiel aus der Luft, prallte
neben Gestra vom Sessel ab und schlug schwer, leblos am Boden
auf.
    Gestra starrte zu ihr hinab. Eine Stimme, die sich wie ein Seufzen
anhörte, sagte: »… rette… dich…« Die
Lichter wurden schwächer, rings um Gestra herum war ein Summen,
und eine winzige Rauchschwade stieg oben aus dem Gehäuse der
Drohne.
    Gestra sprang vom Sessel auf, blickte sich aufgeregt um,
hüpfte dann auf die Sitzfläche, kauerte sich dort zusammen
und starrte wieder die Drohne an. Die kleine Rauchschwade löste
sich auf. Das Summen wurde allmählich leiser. Gestra hockte da,
beide Arme um die Knie geschlungen, und sah sich in alle Richtungen
um. Das Summen hörte ganz auf; der Bildschirm schrumpfte zu
einer in der Luft hängenden Linie zusammen, schmolz dann zu
einem Punkt und verschwand schließlich mit einem letzten
Blinken. Nach einer Weile streckte Gestra die Hand aus und
berührte das Gehäuse der Drohne. Es fühlte sich warm
und fest an. Es bewegte sich nicht.
    Eine Reihe von Stößen von der anderen Seite des Raums
erschütterte die Luft. Hinter der Stelle, wo der Bildschirm in
der Luft gehangen hatte, blähten sich plötzlich vier
winzige Spiegelkugeln auf, wuchsen augenblicklich bis zu einem
Durchmesser von mehr als drei Metern an und schwebten über dem
Boden. Gestra sprang vom Sessel und wich vor den Kugeln zurück.
Er rieb sich die Hände und blickte durch den Korridor
zurück zu der Luftschleuse. Die Spiegelkugeln verschwanden wie
platzende Ballons, um kleine, komplizierte Gebilde freizugeben, wie
winzige Raumschiffe, nicht viel kleiner als die Spiegelkugeln
selbst.
    Eins davon sauste auf Gestra zu, der sich umdrehte und
losrannte.
    Er stürmte durch den Korridor, so schnell er konnte, die
Augen weit aufgerissen, das Gesicht vor Angst verzerrt, die
Fäuste pochend.
    Etwas hastete hinter ihm her, prallte auf ihn und schlug ihn
nieder, so daß er zappelnd und trudelnd über den mit
Teppich ausgelegten Boden schlitterte. Er kam zum Halt. Sein Gesicht
schmerzte, wo es über den Teppich geschrammt war. Er blickte
auf; sein Herz zuckte wie verrückt in seiner Brust, sein ganzer
Körper zitterte. Zwei der Miniaturschiffe waren ihm in den
Korridor gefolgt; beide schwebten ein paar Meter von ihm entfernt,
eins auf jeder Seite neben ihm. Ein sonderbarer Geruch hing in der
Luft. Frost hatte an verschiedenen Teilen der Schiffe irgendwelche
Gebilde geschaffen. Das nähere fuhr etwas aus, das aussah wie
ein langer Schlauch, und machte sich daran, ihn am Hals zu packen.
Gestra duckte sich und warf sich zu Boden, wo er mit der Seite auf
dem Teppich landete, das Gesicht zwischen die Knie gedrückt, mit
den Armen die Schienbeine umklammernd.
    Etwas stach ihn in die Schultern und den Rumpf. Er hörte
gedämpfte Geräusche, die von den beiden Maschinen kamen. Er
winselte.
    Dann schlug ihm etwas sehr fest in die Seite; er hörte ein
Knacken, und sein Arm brannte vor Schmerz. Er schrie auf,
während er immer noch versuchte, sein Gesicht zwischen den Knien
zu vergraben. Er spürte, wie sein Darm sich entleerte. Etwas
Warmes floß ihm in die Hose. Er merkte, daß etwas im
Innern seines Kopfes den brennenden Schmerz in seinem Arm
ausschaltete, doch nichts’ konnte die heiße Glut der Scham
und der Peinlichkeit löschen. Tränen füllten seine
Augen.
    Es war ein Laut zu hören, der sich wie »Ka!«
anhörte, dann folgte ein Rauschen, und ein Lufthauch streifte
sein Gesicht und seine Hände. Nach

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