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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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andere
Geschöpf mit einem Bewußtsein und der Fähigkeit zur
Sinneswahrnehmung gewesen war, war umgebracht worden, und die aus der
Einlagerung geholten Schiffe würden in voller Montur in ihr
voraussichtliches Verhängnis rasen; die Zukunft allein
würde zeigen, wen oder was sie sonst noch mit sich nehmen
würden. Der Krieg hatte begonnen, und die Meinungs-Anpasser konnte nichts anderes tun, als die Rolle zu spielen, die zu
spielen sie sich einverstanden erklärt hatte.
    Ein weiteres Kriegsschiff-Gehirn tauchte in den Wachzustand
auf.
    … Exzessions-Gefahr nahe des Esperi, erzählte die Meinungs-Anpasser dem neu erwachten Schiff, Sintflut-Fahrzeug
ahmt Kulturschiff-Konfigurationen nach, Kooperation des Affront,
höchste Dringlichkeit; befolge meine Anweisung oder die unserer
Affronter Alliierten, falls es mich erwischen sollte.
Bestätigungen der ASF Ohne Festen Wohnsitz und der AKE Unterschiedliche Gerbung sowie der MSF Nicht Hier Erfunden beigefügt…

    Das Modul Scopell-Afranqui ließ die Dringlichkeiten des
Augenblick für eine kurze Weile hinter sich zurück und zog
sich in eine Art Simulation seiner Misere zurück.
    Das Schiff hatte eine romantische, sogar sentimentale Ader, die
Genar-Hofoen bereits in den zwei Jahren aufgefallen war, die sie
gemeinsam auf dem Habitat Gottesloch verbracht hatten (und die es
tatsächlich sorgsam zu verbergen versucht hatte, aus Angst, sich
lächerlich zu machen), und nun sah es sich selbst als Kastellan
einer festungsähnlichen Botschaft in einer barbarischen Stadt,
weit weg von dem zivilisierten Land, das seine Heimat war; ein
weiser, nachdenklicher Mann, technisch ein Krieger, aber eher ein
Denker, einer, der viel mehr von den Realitäten hinter der
Aufgabe der Botschaft sah als die, für die er zuständig
war, und der ergebenst gehofft hatte, daß seine
Fähigkeiten als Krieger niemals gefragt sein würden. Nun,
diese Zeit war jetzt gekommen; die einheimischen Soldaten
hämmerten in diesem Augenblick an die Pforten des Anwesens, und
es war nur noch eine Frage der Zeit, bis das Botschaftsgelände
fiele. Es hatte Verrat in der Botschaft gegeben, und die Barbaren
würden keine Ruhe geben, bevor sie ihn aufgedeckt
hätten.
    Der Kastellan verließ den Turm, von dem aus er auf die
anstürmenden Truppen hinabgeblickt hatte, und zog sich in seine
Privatgemächer zurück. Seine wenigen Streitkräfte
stellten bereits die bestmögliche Verteidigung auf; alles, das
er nun noch hätte tun oder sagen können, würde sie nur
behindern. Seine wenigen Spione waren vor einiger Zeit schon durch
Geheimgänge in die Stadt geschleust worden, um so viel Schaden
wie möglich anzurichten, wenn die Botschaft selbst erst
zerstört wäre, wozu es unweigerlich kommen mußte. Es
gab nichts mehr, das seine Aufmerksamkeit erforderte. Mit Ausnahme
dieser einen Entscheidung.
    Er hatte bereits den Safe geöffnet und die versiegelten
Befehle herausgenommen; er hielt das Papier in der Hand. Er las es
noch einmal. Zerstörung sollte es also sein. Er hatte es
vermutet, aber dennoch war es irgendwie ein Schock.
    Es hätte nicht so weit kommen dürfen, aber es war
geschehen. Er hatte um die Gefahren gewußt, er war gleich zu
Anfang darauf hingewiesen worden, als er diese Stellung angetreten
hatte, aber er hatte sich niemals wirklich vorstellen können,
daß er sich eines Tages wirklich der Entscheidung zwischen
tiefster Unehre und dem Vorwurf des heimtückischen Verrats und
der – wenn auch erzwungenen – Kollaboration oder dem Tod
durch die eigene Hand entgegensehen würde.
    Er hatte natürlich eigentlich keine Wahl. Man mochte das auf
seine Erziehung schieben. Er sah sich wehmütig in dem kleinen
Privatgemach um, das seine Erinnerung an zu Hause enthielt, seine
Bibliothek, seine Kleidung und seine Wertsachen. Das war er selbst.
Das machte sein eigenes Ich aus. Dieselben Glaubensgrundsätze
und Prinzipien, die ihn hier an diesen einsamen Außenposten
geführt hatten, erforderten, daß es keine Wahl zwischen
Ergebung und Tod geben durfte. Dennoch stand noch eine einzige
Entscheidung aus, und dies war eine sehr bittere.
    Er konnte die Botschaft vollkommen zerstören – und
natürlich sich selbst mit ihr –, so daß für die
Barbaren nur noch die Steine übrigblieben. Oder er konnte die
gesamte Stadt mit sich nehmen. Es war eigentlich nicht einfach eine
Stadt; in gewissem Sinn war es nicht einmal dem Prinzip nach eine
Stadt; es war ein riesiges Waffenlager, mit Soldaten vollgestopfte
Kasernen und ein

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