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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Problem«, sagte er und bemühte sich um einen
mitfühlenden Ton. »Daß ihr euch als die wahre Kultur
bezeichnet, verstehst du? Für die Stuf-Sintrikate und auch
für den Affront muß sich das sehr verwirrend
anhören.«
    »Aber jeder weiß, daß wir mit dem Krieg nichts zu
tun haben wollen. Das ist einfach ungerecht!« Sie warf
das kurze schwarze Haar zurück und starrte in den
Rauschmittelbecher, den sie in der Hand hielt. Auch in ihm brodelte
es, wie in ihr selbst. »Scheiß- Krieg!« Sie
hörte sich an, als ob sie den Tränen nahe wäre.
    Nach Leffids Einschätzung war der richtige Zeitpunkt
gekommen, daß er den Arm um sie legte. Es schien ihr nichts
auszumachen. Er war klug genug, sich eine Andeutung darauf zu
verkneifen, daß er auf seine eigene kleine Weise zum Ausbruch
des Krieges beigetragen haben mochte. Das war zwar etwas, das die
Leute manchmal beeindruckte, aber beileibe nicht alle.
    Außerdem hatte er sein Wort gegeben, und die Tendenz war
für ihre rechtzeitige Warnung an das Hauptland mit diesem Schiff
belohnt worden, das gegenwärtig mit der höchst
humanitären Aufgabe beschäftigt war, bei der Evakuierung
des Habitats Stuf von den Vorübergehend Unerwünschten
Fremdweltlern zu helfen, ganz zu schweigen davon, daß diese
Situation der Tendenz einen dringend benötigten herzlichen Bonus
bei einer ganzen Reihe anderer Betroffener und Gruppen der Kultur
einbrachte. Das Mädchen seufzte tief und hielt sich den
Rauschmittelbecher ans Gesicht, um etwas von dem schweren grauen
Rauch in Richtung ihrer unsäglich hübschen kleinen Nase
steigen zu lassen. Sie sah sich um und schenkte ihm ein tapferes
kleines Lächeln, während ihr Blick über seine Schulter
hinweg nach hinten ging.
    »Mir gefallen deine Flügel«, sagte sie.
    Er lächelte. »Oh, danke…« (Verdammt!)
»… äh, meine Liebe.«

    Die Professorin blinzelte. Ja, es war wirklich ein Affronter, der
auf der anderen Seite des Raums in der Nähe der Fenster
schwebte. Ein Anzug wie ein kleines, pummeliges Raumschiff, ganz
schimmernde Knubbeligkeit, mit ausgeprägten Gliedmaßen und
glitzernden Prismen. Die hauchfeinen weißen Gardinen
blähten sich nach innen und um ihn herum und ließen
helles, hochwinkeliges Sonnenlicht in Wellen über den Teppich
fluten. O je, war das ihre Unterwäsche, die im Schatten des
Affronters über ein Fußkissen drapiert war?
    »Wie bitte?« sagte sie. Sie war sich nicht sicher, ob
sie richtig gehört hatte.
    »Phoese Cloathel-Deldrunsa Khoriem Iel Poere da’Merire,
du bist zur obersten menschlichen Repräsentantin auf der
Orbitalstation namens Cloathel ernannt. Hiermit wird dir
verkündet, daß diese Orbitalstation im Namen der Affronter
Republik vereinnahmt wird. Alle Kultur-Personen sind von jetzt an
Affronter Bürger (Dritter Klasse). Alle Befehle von oben
müssen befolgt werden. Jeder Widerstand wird als Verrat
geahndet.«
    Die Professorin rieb sich die Augen.
    »Cloudsheen, bist du das?« fragte sie den Affronter. Der
Zerstörer Flügelstutzer war tags zuvor mit einer
Kultur-Austauschgruppe angekommen, die von der Universität seit
einigen Wochen erwartet wurde. Cloudsheen war der Kapitän des
Schiffes; auf der Party am Abend zuvor hatten sie sich angeregt
über speziesübergreifende Semantik unterhalten. Ein
intelligentes, erstaunlich einfühlsames Geschöpf; bei
weitem nicht so aggressiv, wie sie erwartet hatte. Es sah aus wie er,
und doch wieder anders. Sie wurde das beunruhigende Gefühl nicht
los, daß die zusätzlichen Teile an seinem Anzug Waffen
waren.
    »Kapitän Cloudsheen, wenn ich bitten darf,
Professor«, sagte der Affronter und schwebte näher heran.
Er war direkt über ihrem Rock, der zerknüllt am Boden lag.
Herrje, sie war vergangene Nacht in einem etwas mitgenommenen Zustand
gewesen.
    »Meinst du das ernst?« fragte sie. Sie empfand das
starke Bedürfnis, einen Furz zu lassen, aber sie verkniff ihn;
sie war seltsam besorgt, daß der Affronter das als Beleidigung
auffassen könnte.
    »Ich meine es vollkommen ernst, Professor. Der Affront und
die Kultur befinden sich jetzt im Krieg.«
    »Oh«, sagte sie. Sie blickte hinüber zu ihrer
Terminal-Brosche, die auf der Erweiterung des Kopfbrettes des Bettes
lag. Aha, die Nachrichten-Blitzleuchte blinkte heftig; genau gesagt
war es sogar ein Röhrenblitz. Es mußte sich um etwas
wirklich Dringendes handeln. Sie dachte nach. »Solltest du diese
Ernennung nicht an die Nabe richten?«
    »Ich lehne es ab zu kommunizieren«, sagte der Affronter
Offizier. »Wir

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