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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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wie ein Jammern ankommen mußte.
    : Sofort!
    : Ich versuche es! Ich versuche es! Du hast mich
beschädigt! Hast mich sogar noch mehr beschädigt! Was
für Waffen! Wie soll ich mich wehren, ich, eine schwache Drohne,
kleiner als der Schnabel eines Affronters, gegen eine solche
Kraft?
    Beinahe in Reichweite. Nicht mehr weit. Gar nicht mehr weit. Nur
noch zwei Sekunden.
    : Laß deine Schilde fallen und laß es geschehen,
daß du eingenommen und unmittelbar darauf zerstört
wirst.
    Immer noch beinahe zwei Sekunden. Sie würde es niemals
schaffen, den Gegner lange genug in ein Gespräch zu
verwickeln…
    : Bitte nicht! Ich versuche, den Schild-Projektor
auszuschalten, aber er befindet sich in einem fehlergeschützten
Modus; er läßt sich nicht ausschalten. Er zetert; kannst
du dir das vorstellen? Aber ehrlich, ich tue mein Bestes. Bitte,
glaub mir. Bitte, töte mich nicht. Ich bin der einzige
Überlebende, wie du weißt; unser Schiff ist angegriffen
worden! Ich hatte das Glück davonzukommen. So etwas habe
ich noch nie gesehen. Und gehört auch nicht.
    Pause. Eine Pause von tierischer Länge. Zeit für
tierische Gedanken. Jede Menge Zeit.
    : Letzte Gelegenheit; schalte deine…
    : Da! Jetzt habe ich meine Schilde ausgeschaltet. Ich
gehöre ganz und gar dir.
    Die Drohne Sisela Ytheleus 1/2 schaltete ihre elektromagnetischen
Schilde aus. Im selben Augenblick feuerte sie ihre Laser direkt auf
das Affronter Schiff ab.
    Eine Sekunde später löste sie die Zügel um ihren
restlichen Vorrat von Antimaterie, brachte ihre eingebaute
Selbstzerstörungs-Ladung zur Detonation und gab der einzigen
Nanorakete, die sie immer noch in ihrem Körper trug, den Befehl,
ebenfalls zu explodieren.
    : Leck mich! waren ihre letzten Worte.
    Ihr letztes Gefühl war eine Mischung aus Traurigkeit,
Hochstimmung und einer Art verzweifelten Stolzes, daß ihr Plan
funktioniert haben könnte… Dann starb sie, sofort und
für immer, in einem kleinen Feuerball aus Hitze und Licht.

    Für das Affronter Schiff war der Laser der winzigen Drohne
kaum mehr als ein Kribbeln; er flackerte über seinen Rumpf und
hinterließ kaum eine Brandspur.
    Die Wolke glühenden Schutts, die die Selbstzerstörung
der Drohne verursacht hatte, wehte über das Affronter Schiff
hinweg und wurde von analysierenden Sensoren ordentlich aufgefegt.
Plasma. Atome. Nichts, das so groß gewesen wäre wie ein
Molekül. Das gleiche traf für den sich allmählich
ausbreitenden Schutt der beiden Gruppen von Nanoraketen zu.
    Dann Enttäuschung; das war ein besonders ausgefuchstes Modell
einer Elencher Drohne gewesen, die der führenden Drohnen-Technik
der Kultur kaum nachgestanden hatte. Eine von dieser Sorte
gefangenzunehmen, wäre eine lohnende Beute gewesen. Immerhin
hatte sie in Anbetracht der Umstände einen ganz ordentlichen
Kampf geliefert und ihrem Gegner zu einem unerwarteten sportlichen
Spaß verholfen.
    Der Affronter Leichte Kreuzer Wütende Absicht drehte
bei und entfernte sich langsam vom Schauplatz dieser
Miniaturschlacht, wobei er sorgsam Ausschau hielt nach weiteren
Nanoraketen. Natürlich stellten sie für den Kreuzer keine
Gefahr dar, aber anscheinend hatte die kleine Drohne einige dieser
winzigen Waffen dazu benutzt, Informationen darin unterzubringen, und
vielleicht hatte sie welche davon zurückgelassen, die unter
Effektor-Beschuß nicht zur Selbstzerstörung neigten. Es
zeigten sich keine. Der Kreuzer verfolgte den Weg zurück, den
die schwebende Drohne anscheinend genommen hatte. Er entdeckte an
einem bestimmten Punkt eine kleine, sich abkühlende Wolke von
Materie, aber das war alles. Sonst nichts. Wohin man auch sah –
nichts. Überaus unbefriedigend.
    Die unermüdlichen Offiziere des Kreuzers Wütende
Absicht diskutierten darüber, wieviel Zeit sie noch für
die Suche nach diesem verlorenen Elencher Schiff aufwenden sollten.
War ihm etwas geschehen? Hatte die kleine Drohne gelogen? Gab es
vielleicht einen interessanteren Gegner, der da draußen
irgendwo herumschwebte?
    Oder war das Ganze vielleicht nur eine List, eine Falle? Die
Kultur – die echte Kultur, nicht diese verschlagene Bande, nicht
diese halbmystischen Elencher mit ihrem jämmerlichen Verlangen
danach, jemand anderes zu sein – war dafür bekannt,
daß sie seit mehreren Monaten ganze Affronter Flotten nach
ihrer Pfeife tanzen ließ, und zwar immer mit ähnlichen
Verlockungen und Ausreden, und sie auf Trab hielt, dem Anschein nach
irgendeiner äußerst vielversprechenden Beute auf der Spur,
die sich

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