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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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die
Unwissenheit des Fleisches verabscheute, wenn das Herz einfach
schlapp machte…
    Das war das Abhängigkeits-Prinzip: daß man niemals
vergessen konnte, wo die eigenen Aus-Schalter angebracht waren,
selbst wenn es irgendwo ermüdend war. Es war ein Problem, dessen
man sich durch die Vergeistigung entledigen konnte, natürlich,
und es war einer der (im allgemeinen nebensächlicheren)
Gründe dafür, daß Zivilisationen ihre Altenschaft
wählten; wenn der eigene Kurs von Anfang an in diese Richtung
verlief, dann verkümmerte das Vertrauen auf das materielle
Universum allmählich, kam einem unsauber, sinnlos und sogar
peinlich vor.
    Das war nicht der Kurs, den die Kultur bedingungslos eingeschlagen
hatte, zumindest bis jetzt noch nicht, aber als Gesellschaft war sie
sich sehr wohl der Schwierigkeiten bewußt, die die verbleibende
Basisrealität darstellte, und auch der Verlockung des Erhabenen.
In der Zwischenzeit begnügte sie sich mit Kompromissen, indem
sie sich mit der makrokosmischen Tölpelhaftigkeit und der
kleinlichen, umständlichen Profanität der realen Galaxis
beschäftigte, während sie gleichzeitig die transzendentalen
Möglichkeiten des geheiligten Irrealen erkundete.
    Es ist einwandfrei der…
    Ein einziges Signal ließ die Aufmerksamkeit des Schiffes
wieder uneingeschränkt zur Basisrealität
zurückklicken.
     
    x Fels Am Ende Tränen
    o ASF Sleeper Service
    Erledigt.
     
    Das Schiff grübelte eine Zeitlang darüber nach, was die
aus einem Wort bestehende Botschaft für es selbst bedeuten
mochte, und wunderte sich über die Mischung aus verschiedenen
Gefühlen, die sie bei ihm ausgelöst hatte. Es setzte seine
neu aufgebaute Drohnenflotte in der äußeren Umgebung an
die Arbeit und überprüfte noch einmal den
Evakuierungsplan.
    Dann ortete es Amorphia – der Awatara wanderte
gedankenverloren über Kilometer von Bildausstellungs-Raum, der
einstmals Unterkunftsbereich gewesen war – und wies ihn an, die
Frau Dajeil Gelian noch einmal aufzusuchen.

 
IV
     
     
    Genar-Hofoen war sichtlich unbeeindruckt von seinen Gemächern
an Bord des Schlachtkreuzers Küß Die Klinge. Zum
einen deshalb, weil sie nicht gut rochen.
    : Was ist das? fragte er und rümpfte die Nase. : Methan?
    : Methan ist geruchlos, Genar-Hofoen, sagte der Anzug. : Ich vermute, der Geruch, gegen den du Einwände erhebst, ist
eine Mischung aus Methanol und Methylamin.
    : Jedenfalls stinkt es abscheulich, was immer es sein mag.
    : Ich bin sicher, deine schleimigen Membranrezeptoren werden in
Kürze nicht mehr darauf reagieren.
    : Das hoffe ich sehr.
    Er stand in dem Raum, der sein Schlafzimmer sein sollte. Er war
kalt. Er war sehr groß, zehn Meter im Quadrat – reichlich
Kopfraum –, aber er war kalt; er sah seinen Atemhauch. Er trug
immer noch den größten Teil des Gallertfeld-Anzugs, aber
er hatte das Kopfteil bis auf den Nackenverschluß gelöst,
so daß der Kopf des Anzugs auf dem Rücken hing; auf diese
Weise wollte er einen unmittelbaren Eindruck von seinen
Gemächern bekommen; sie bestanden aus einem Eingangsflur, einem
Aufenthaltsraum, einer beängstigend industriell aussehenden
Küche mit Eßabteil, einem gleichermaßen
einschüchternd mechanischen Bad und diesem sogenannten
Schlafzimmer. Allmählich wünschte er sich, es hätte
ihm nichts ausgemacht. Die Wände, der Boden und die Decke des
Raums bestanden aus einer Art weißem Plastik; der Boden war
gestuft, wodurch eine Art Plattform geschaffen wurde, auf der ein
großes weißes Ding ausgebreitet war, wie eine verfestigte
Wolke.
    : Was ist das? fragte er und deutete auf das Bett.
    : Ich nehme an, das ist dein Bett.
    : Darauf wäre ich auch gekommen. Aber was ist das… Ding,
das da drauf liegt?
    : Eine Steppdecke? Ein Samtüberwurf? Jedenfalls eine
Abdeckung.
    : Warum muß man es abdecken? fragte er, ehrlich
verwirrt.
    : Nun, ich denke, sie dient mehr dazu, dich zu bedecken, wenn
du schläfst, sagte der Anzug, der sich jetzt recht unsicher
anhörte.
    Der Mann ließ seine Reisetasche auf den glänzenden
Plastikboden fallen und ging zu der Liegestatt, um das weiße
wolkige Ding anzuheben. Es fühlte sich ziemlich leicht an.
Vielleicht ein bißchen feucht, es sei denn, der Tastsinn des
Anzugs war etwas durcheinander geraten. Er zog einen Handschuhteil
zurück und berührte das bettdeckenartige Gebilde mit der
nackten Haut. Kalt. Vielleicht feucht. : Modul? sagte Genar-Hofoen.
Er wollte dessen Meinung dazu hören.
    : Du kannst nicht direkt mit Scopell-Afranqui sprechen,

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