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Exzession

Exzession

Titel: Exzession Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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von Universen von
unbeschreiblicher Faszination, verzehrender Freude und höchster
Erleuchtung. Alles, was die Menschheit wußte und begreifen
konnte, jeder einzige Aspekt des Universums, der bekannt, erahnt oder
erhofft war, war wie eine armselige Lehmhütte, verglichen mit
dem riesigen, strahlenden, wolkenhohen Palast von monumental
erlesenen Proportionen und einer gewaltigen Pracht, der das
metamatische Reich war. Innerhalb der Unendlichkeiten, gesteigert zur
Kraft jener Unendlichkeiten, die diese metamatischen Regeln boten,
bauten die Gehirne ihre immensen Vergnügungskuppeln aus
überschwenglich-philosophischer Ekstase.
    Dort lebten sie. Das war ihr Zuhause. Wenn sie nicht gerade
Schiffe führten, mit fremden Zivilisationen interagierten oder
den Gehirnen in diesen phantastischen virtuellen Realitäten,
verweilten sie vorübergehend jenseits der multidimensionalen
Geografie ihrer ungezügelten Phantasien, weit entfernt von dem
einzelnen begrenzten Punkt, der die Realität war.
    Die Gehirne hatten schon vor langer Zeit einen passenden Namen
dafür erfunden; sie nannten es das Irreale, und sie hielten es
für den Unendlichen Spaß. Es war das Land des Unendlichen
Spaßes.
    Doch das wurde dem eigentlichen Erlebten erschütternd wenig
gerecht.
    … Die ASF Sleeper Service promenierte metaphysisch
zwischen den saftigen Schöpfungen seiner ausgezeichneten Laune
herum, einer ausgedehnten Hülle von Wachsamkeit in einer
Traumlandschaft von taumelndem Ausmaß und Komplexität, wie
eine schwerkraftfreie Sonne, geschaffen von einem grenzenlos
geduldigen und geschickten Juwelier. Es ist einwandfrei der Fall, sprach es zu sich selbst, es ist absolut der
Fall…
    Es gab nur ein einziges Problem mit dem Land des Unendlichen
Spaßes, und das bestand darin, daß man, wenn man sich
darin vollkommen verlor – wie es Gehirnen hin und wieder
geschah, genau wie Menschen sich manchmal bedingungslos irgendwelchen
KI-Umgebungen hingaben –, unter Umständen vergaß,
daß es überhaupt eine Basisrealität gab. In gewisser
Weise war das unerheblich, solange noch jemand dort war, woher man
kam, und den häuslichen Herd hütete. Das Problem war, wenn
man niemanden zurückgelassen hatte oder sich niemand
veranlaßt fühlte, sich um das Feuer zu kümmern, den
Laden zu schmeißen, den Haushalt zu führen (oder wie immer
man es ausdrücken möchte), oder wenn jemand oder etwas
anderes – jemand oder etwas von außen, zum Beispiel die
Art von Wesenheit, die unter den Oberbegriff Außerkontextuelles
Problem fiel – die Lust verspürte, mit dem Feuer in diesem
Herd oder den Waren im Laden oder der Einrichtung des Hauses
herumzuspielen und die Haushaltsführung zu übernehmen; wenn
man die ganze Zeit damit verbracht hatte, Spaß zu haben, ohne
Rückweg in die Realität oder ohne die geringste Ahnung, was
man tun konnte, um nicht bei der Rückkehr dorthin tot oder
versklavt zu sein.
    Es spielte keine Rolle, daß die Basisrealität armselig
und grau und gemein und herabwürdigend und völlig
sinnentleert war, verglichen mit der prächtigen Erhabenheit des
bunten Lebens, das man dank der Metamatik geführt hatte; es
spielte keine Rolle, daß die Basisrealität jeder
ästhetischen, hedonistischen, metamatischen, intellektuellen und
philosophischen Konsequenz entbehrte; wenn das der einzige Grundstein
war, auf dem der ganze höher angesiedelte Komfort und Spaß
ruhte, und wenn er unter einem weggestoßen wurde, dann
stürzte man unweigerlich ab, und das Reich des grenzenlosen
Vergnügens stürzte ebenfalls.
    Es war vergleichbar mit einem uralten
elektrizitätsbetriebenen Computer; es spielte keine Rolle, wie
schnell, fehlerfrei und rastlos er arbeitete, es spielte keine Rolle,
eine wie arbeitserleichternde Errungenschaft er war, es spielte keine
Rolle, was er alles zu tun vermochte und auf wie viele
unterschiedliche Weisen er einen verblüffen konnte; wenn man den
Stecker herauszog oder einfach nur den Aus-Schalter betätigte,
war er nichts anderes als ein Klumpen Materie; all seine Programme
waren dann nichts anderes mehr als tote Kulissen, leblose
Instruktionen, und all seine Berechnungen verschwanden so schnell,
wie sie sich bewegt hatten.
    Es war außerdem vergleichbar mit der Abhängigkeit des
human-basierten Gehirns vom human-basierten Körper; es spielte
keine Rolle, wie intelligent, wahrnehmend und begabt jemand war, es
spielte keine Rolle, wie ganz und gar man für den asketischen
Lohn des Intellekts lebte und die materielle Welt und

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