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Facetten der Lust

Facetten der Lust

Titel: Facetten der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K Marcuse
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schweifen. Ein Latte Caramel stand unberührt neben ihrem Laptop. Er war bereits kalt, doch das störte sie nicht. Genüsslich nahm sie den süßen Geschmack auf ihrer Zunge wahr. Ihr Blick glitt über die Gäste im Café und blieb an dem jungen Pärchen rechts neben ihr hängen. Der Mann hielt die Hand seiner Begleiterin und sah sie verliebt an.
    Annabelle seufzte innerlich und widmete sich ihrer Arbeit. Morgen würde sie die Ergebnisse ihrer Analyse präsentieren. Die Firma war in einem miserablen Zustand. Als sie Bruce Lorenz das erste Mal begegnete, hatte sie nicht damit gerechnet, ihm eine solche Nachricht überbringen zu müssen. Doch der äußere Schein war trügerisch. Das hatte sie mehr als einmal feststellen müssen. Mr. Lorenz’ Statur und die autoritäre Erscheinung hatten über seine mangelnde Führungskraft hinweggetäuscht. Anfangs war sie sich neben ihm wie ein Zwerg vorgekommen. Mit ihrer Größe von ein Meter fünfundsechzig kam das allerdings häufiger vor.
    Um Haupteslänge hatte er sie überragt, breitschultrig und zugegeben sehr attraktiv, in seinem maßgeschneiderten blauen Anzug.
    „Bitte helfen Sie mir, Ms. MacLean. Sie sind meine letzte Rettung“, hatte er sie angefleht, und seine Ausstrahlung mit diesen Worten zunichte gemacht. Von einem Moment zum nächsten hatte sie nicht mehr den interessanten Geschäftsmann gesehen, der die Traditionsfirma seines Vaters übernommen hatte, sondern einen jungen, völlig überforderten Mann. Und jetzt musste sie ihm sagen, dass seine Firma kurz vor dem Bankrott stand.
    Annabelle holte tief Luft, ließ ihre verspannten Schultern kreisen und beendete die letzte Seite der Präsentation. Ohne einen starken Investor würde Bruce Lorenz in einem halben Jahr keine Firma mehr leiten. Er tat ihr leid. In Gedanken spielte sie das Gespräch mit ihm durch.
    Wie würde er reagieren? Wäre er am Boden zerstört oder erleichtert? Zwei Wochen hatte sie die Firma durchleuchtet und Schwachstellen aufgedeckt. In dieser Zeit hatten sie viel miteinander geredet. Er hing nicht wirklich an der Firma, hatte sie nur aus sentimentalen Gründen weitergeführt. Die mangelnde Leidenschaft für seine Arbeit hatte zu den miserablen Bilanzen geführt. Doch dass Leidenschaft in ihm steckte, war nicht zu übersehen.
    Wenn er von seinen Fotografien sprach, leuchteten seine Augen geradezu. Annabelle schmunzelte. Wie ein Künstler sah er nicht aus. Er hatte nichts Feingliedriges, Verträumtes an sich. So stellte sie sich einen Künstler vor, nicht bullig wie einen kanadischen Holzfäller. Das Gespräch machte sich in ihrer Fantasie selbstständig. Er wäre nicht geknickt, sondern erfreut, und würde die Firma verkaufen, um sich seiner Kunst zu widmen. Zu seiner ersten Ausstellung würde er sie einladen. Das schelmische Lächeln, das ihn ungemein attraktiv machte, wäre die ganze Zeit auf seinem Gesicht.
    Plötzlich sah Annabelle sich mit Bruce allein. Er stand ganz dicht vor ihr. Seine Hand glitt in ihren Nacken, er zog sie zu sich heran und sein Blick bohrte sich in ihren.
    „Ich bin froh, dich getroffen zu haben, Annabelle“, flüsterte er, und dann senkten sich seine Lippen auf ihre. Annabelle spürte die sanfte Berührung fast in der Realität. Doch er würde nicht sanft bleiben. Stürmischer und von Verlangen getrieben würde er sie verschlingen. Seine Hände würden über ihren Körper wandern und jeden Zentimeter ihrer Haut erkunden. In ihrem Tagtraum waren sie von einer Sekunde zur anderen nackt. Glühend heiß drängte sich sein Körper an ihren. Seine Erregung drückte gegen ihren Unterbauch und Annabelle konnte nur mühsam ein Seufzen unterdrücken. Wie lange war es her, dass sie so berührt worden war? Eindeutig zu lange, wenn ihre Fantasie ein solches Verlangen hervorrufen konnte. Die Haut auf ihrem Rücken kribbelte, als die imaginären Hände sie streichelten.
    „Darf ich mich zu dir setzen?“
    Für den Bruchteil einer Sekunde verspürte Annabelle einen Anflug von Verdruss. Sie hatte keine Lust auf Gesellschaft und wollte ihre Fantasie weiterspinnen. Doch diese Empfindung ging in ein wildes Herzklopfen über, als sie die Stimme erkannte. Es war ihr kaum möglich aufzusehen, so sehr schlug ihr Herz. Nur mühsam konnte sie einen erstaunten Aufschrei zurückhalten.
    „Ryan?“
    Seine blauen Augen strahlten, als er mit einer geschmeidigen Bewegung den Stuhl an ihrem Tisch zurückzog und sich setzte. „Ich dachte, ich traue meinen Augen nicht.“ Sein Lächeln war

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