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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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halbes Dutzend Kriegsgewehre im Alentejo vergraben, wir sind am Ende, wenn wir keine Bank überfallen.
    - Verdammt, sorgte sich der Soldat, eine Bank überfallen, einfach nur so, Herr Oberleutnant?
    Keine große Bank, dazu fehlen uns die Mittel, erklärte Olavo, eine kleine Filiale in Alges, in der Nähe des Marktes, die zwischen einem Lebensmittelladen und einem Möbelladen liegt, drei oder höchstens vier Angestellte, kein Polizist in der Gegend, Dália ließ sich im Ministerium krank schreiben, sie stand früh auf und spionierte zwei Tage lang durch die Schaufenster die Bewegungen der Angestellten und der Kunden aus. Anfang des Monats wartete eine stumme, geduldige Schlange Rentner schlaff auf die Pension, zog sich über den Bürgersteig fast bis zur Avenida dos Bombeiros mit ihren glänzenden roten Wagen hin. Dort, wo sie die Stierkampfarena abgerissen hatten, lag jetzt ein leerer, runder, staubiger Platz, den im August Wanderzirkusse mit ihren hungrigen Zelten besetzten, rundherum kleine Häuser und würfelförmige moderne Gebäude, die Bushaltestelle und weiter längs das Dach und der lange Bahnsteig des Bahnhofs, eine unkrautbärtige Strandzunge, die Rudel von Hunden mit gesenkten Köpfen durchstreiften, die parallelen Friese gelber Gischt des Flusses, der seinen armen, erodierten Müll ohne Geheimnis auf dem Sand ablegte. Olavo traf sich, um die Einzelheiten der Operation durchzusprechen, jede Woche mit Dália, dem Funker, einem spindeldürren
Cellospieler mit Spinnenfingern und harmlos-sanftem Aussehen, der immer einen Schal trug und ständig merkwürdige Musikstücke pfiff, und dem ehemaligen Glasarbeiter, der nach fünf Minuten Unterhaltung auf dem Sessel zusammengesackt schnarchte. Karten mit Pfeilen, Kreuzen und Kreisen in verschiedenen Farben wurden ausgebreitet, Dieses kleine Viereck ist die Bank, diese Kreise die Orte mit größerer Bewegung in der Umgegend, der Supermarkt, der Schlachter, die Schule, die Pfeile die möglichen Fluchtwege, die Kreuze die Positionen von jedem von uns, Und der Wagen? fragte der Cellist, während er die Fingergelenke knacken ließ, wir werden einen Wagen brauchen, um von dort wegzukommen, Ihr hättet da aber nicht das Geld der reichen Leute geraubt, sagte anklagend der Oberstleutnant, das wären die Ersparnisse der Rentner gewesen, was zum Teufel ist das für ein Kommunismus, Wir klauen in Pedrouços einen Wagen, an Wagen fehlt es in diesem Land nicht, erklärte Olavo, kann übrigens einer von euch fahren? Die Reichen sollten die Krise bezahlen, Herr Oberstleutnant, entgegnete verächtlich der Funker, die Reichen sollten mit ihrem Geld denen beistehen, die keines haben, wichtig war zu der Zeit, die Stimmung der Arbeiterklasse zu heben, sie mit Prospekten, mit Flugblättern, mit Zeitungen aufzumuntern, ihnen kundzutun, daß jemand für sie kämpfte und ihnen den Weg zeigte, Treffen, Aufklärungssitzungen, Vorträge, Friedensmärsche, ihnen den Blutegel des Kapitalismus ins Gesicht werfen, Dália, der Funker, der Cellist und der Alte blickten einander verlegen an, niemand hatte je einen Wagen gefahren, niemand hatte jemals ein Lenkrad bewegt, Aber was für beschissene Mitglieder seid ihr denn bloß, empörte sich Olavo, indem er auf den Tisch haute, habt ihr denn von gar nichts eine Ahnung? Als Lopes gefragt wurde, drückte er die filterlose Zigarette in dem kleinen, von Kippen überquellenden Blechteller aus, verstummte in endloser, strategischer Meditation, strich schließlich die grauen Haarsträhnen mit der schwungvollen, inspirierten Geste eines Dirigenten zurück und befahl, Genosse Pires soll Geld bekommen,
dafür soll er sich in einer Fahrschule einschreiben und ein halbes Dutzend Fahrstunden nehmen, der Alte protestierte noch, Ich? ich?, schlug mit dickem, ungläubigem Zeigefinger gegen die Brust, wollte es nicht annehmen, konnte es nicht, weigerte sich, er würde ganz sicher nicht mit dem Schalthebel, dem Blinker, den Pedalen klarkommen, das Gebiß wanderte in Panik locker im Mund herum, doch Lopes schalt ihn hart und streng, Wo ist die revolutionäre Disziplin geblieben, Genosse, wo ist diese unbedingte Hingabe an die heilige Sache der Bauern, und der Glasarbeiter starrte uns mit den erschrockensten Augen der Welt an, Wenn ich nun jemanden überfahre, Scheiße, wenn ich gegen eine Wand donnere? Am nächsten Tag sahen wir ihn um zehn Uhr neben einem Fahrlehrer mit kleinem Schnurrbart, verzweifelt wie ein Schiffbrüchiger an den Korkrettungsreifen an das Lenkrad

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