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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Mistkerle vom Militär nicht alle mit den Russen unter einer Decke stecken.
    – Wenn Oberst Ricardo euch gehört hätte, lachte der Funker, hätte er gleich noch einen Infarkt bekommen: und gleich die Russen, was? Die Verwandten deiner Frau, das sind mir vielleicht ein paar Mistkerle, verdammt, immer diese Marotte, was Besseres zu sein, unter Moskau machen die’s nicht.
    Rücklings im Gras und im Schlamm, während sein Körper langsam im Wasser versank, erlebte er seine eigene Ankunft hinter Mariana und Inês im Saal mit dem Kamin (ein Sockel aus Ziegelsteinen und Glasplatten unter einem Schornstein aus schwarzem Metall, den der Schwiegervater gebaut hatte, um sein absolutes Nichtstun zu rechtfertigen), und da waren sie, Herr Hauptmann, wanderten sie wie erschreckte Gespenster zwischen den Sesseln und der Bar hin und her, flüsterten ernst in plötzlicher Kirchenfeierlichkeit miteinander, Cousins und Cousinen, Onkel und Tanten und ferne Verwandte, die normalerweise fast unbekannt waren, da war meine Schwiegermutter, die mit ihrem ältesten Bruder, einem grauhaarigen, verantwortlich wirkenden Herrn mit perlfarbener Krawatte konferierte, da war die Dame mit dem lila Haar, die vor Armreifen und Ringen glitzerte, die ihm zerstreut ihre knochige Storchenhand zum Kuß hinhielt (und die kleinen, kackfarbenen Vögel verließen einer nach dem anderen das Röhricht, ein zweites Motorboot kam mühsam den Fluß herunter), ich lehnte mich ans Fenster, und das Meer pulsierte leuchtend blau in der Ferne, und die Wolken spiegelten sich deutlich in seiner polierten Klinge, eine bange Stimme fragte am Telefon, Ist General Ricardo schon gekommen? könnten Sie mich mit General Ricardo verbinden?, der Schwiegervater versenkte sich wie ein Käuzchen in das durch die Jahre aufgelöste Bild eines Herrn mit Schnurrbart und Uhrkette, zwei oder drei Büsten des
Großvaters saßen auf den Kommodendeckeln verächtlich Fotorahmenversammlungen vor, der monströse Kamin erinnerte an alttestamentarische Altäre zum Schafeopfern, Willst du nicht rangehen? wunderte sich meine Mutter, willst du nicht mit deiner Freundin sprechen?, und ich hätte ihr am liebsten geantwortet (vor ihr stehend, die Hände in den Taschen, während mein Rücken vom Schlamm naß war und eine merkwürdige Feuchtigkeit mir die Knochen zerbröselte), Haben Sie denn nicht begriffen, daß ich gestorben bin? haben Sie denn nicht begriffen, daß es mich nicht mehr gibt?, weil ich in diesem Haus nie lebendig war, Herr Hauptmann, weil sie in diesem Haus immer durch mich hindurchsahen, als wäre ich durchsichtig, verstehen Sie, weil meine einzige und beinahe nicht vorhandene Dichte von der beiläufigen Tatsache herrührte, daß ich der Ehemann von Inês war, die die Dame mit dem lila Haar tröstete, indem sie ihr Schultern und Nacken liebkoste, sie kräftig an sich zog, das Knie an ihr Knie drückte, He, Jaime, geben Sie den Kindern die Flugtickets, befahl meine Schwiegermutter, die Soldaten stiegen wieder in den grauen Lastwagen, der holpernd und rüttelnd im Schatten eines vereinzelt stehenden kleinen Gebäudes verschwand, einer Hütte dieser grimmig einsamen Fischer mit großen Gummistiefeln, die nach faulem Fisch und Ebbe riechen, Inês’ Vater schreckte aus seiner Schafsmeditation hoch, um uns jedem ein schmales Heftchen mit der unterwürfigen Geste eines, der an einer Ecke Prospekte verteilt, zu überreichen, Um elf Uhr am Flughafen, um elf Uhr am Flughafen, um elf Uhr am Flughafen, wiederholte er im dumpfen Tonfall eines Gebets, Wir treffen uns in der Abflughalle, erklärte der Onkel, und jetzt kommt es darauf an, von hier zu verschwinden, los, los, sucht euch das Haus eines Freundes, von irgend jemand Vertrauenswürdigem, von jemandem, auf den die Polizei und das Militär im Traum nicht kommen würden, und wieder das Geräusch von Stiefeln auf der Treppe, die Türangeln, die zersplitternd bersten, heisere, undeutliche Schreie, viereckige Münder, die Befehle brüllen, die Marmorbüsten des Großvaters
spähten uns mit dem beunruhigenden Ausdruck von Statuen aus, die Schwager, die Cousins und Cousinen, die Verwandten schenkten sich mehr Whisky, mehr Gin ein, nahmen sich mehr Eis, während besiegte Falten ihnen die Mundwinkel vergrößerten, He, Jaime, befahl Inês’ Mutter schreiend, geben Sie dem Personal seinen freien Tag und holen Sie mir den Station Waggon aus der Garage, Gürtel, Krawatten, Schnürsenkel und Geld auf diesen Tisch, verlangte ein Fähnrich mit roter

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