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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Dame sah, spuckte sie verächtlich auf die Auslegeware, Komm her, Junge, und mach die Tür zu, muhte ihm wütend der Onkel zu, während er im Schreibtisch herumwühlte, es war nicht so furchtbar viel Kram, und wir hatten den Plunder im Handumdrehen runtergebracht, alle paar Minuten brach die Sirene der Feuerwehrkaserne in einen fürchterlichen Gesang aus, und sogar der Teer der Straße vibrierte unter dem Klang, der Junge mit der Augenklappe spielte gleichgültig auf allen vieren auf dem Balkon, der Alte und der Stumme profitierten von der Schnelligkeit, mit der wir die Arbeit beendet hatten, indem sie sich mit einem Invaliden ohne Beine, der auf einer Decke auf dem Bürgersteig saß und am Eingang um Almosen bettelte, in eine fast gegenüberliegende Kneipe begaben, die Concierge hörte auf zu spucken und zu grummeln und beruhigte sich allmählich, zog eine Haarspange aus der Schürze, steckte eine Strähne hinter dem Ohr fest und lächelte mich an, ihr fehlte ein
Vorderzahn oder ein Eckzahn, sie hatte rote dicke Handflächen und große Füße, aber ihre Hinterbacken wogten, als wären sie flüssig, und ihre Schenkel knisterten prall unter dem Rock, Setz dich hier auf diesen Stuhl, befahl Senhor Ilídio, dessen gebeugte Schultern jetzt den Kalender mit einer nackten Tusse verdeckten und der die Asthmapumpe in die Hand nahm und das Glasröhrchen in den Rachen steckte, setz dich hier hin, denn es ist an der Zeit, daß du diesen Schrottladen hier zu führen lernst, der Alte und der Stumme kamen einfach nicht wieder zurück, und sie und ich nutzten das, um ein wenig miteinander zu reden, ihr Mann war seit sieben Jahren in Frankreich, und während der letzten drei hatte sie nicht einen einzigen Brief erhalten, sie hatte nach Paris geschrieben und nichts, hatte es bei einem Cousin von ihm versucht und nichts, hat beim Konsulat angerufen und nichts, Vielleicht ist er in Deutschland, hatten sie ihr geantwortet, vielleicht ist er in Belgien, in Luxemburg, in Österreich, in Schweden, Jedenfalls ist er für mich gestorben, erklärte sie dem Soldaten, ich habe das Interesse an ihm verloren, auf Männer ist kein Verlaß, sie sind alle ausgemachte Lügner, ich ziehe meinen Sohn lieber alleine groß, Vrrummm vrrumm, knurrte der Kleine auf dem Balkon, indem er den Wagen anschob, Ganz so wird es nicht sein, antwortete ich ihr, wissen Sie, ein paar Ausnahmen gibt es schon noch, unsere Stimmen hallten merkwürdig wie die Lautsprecher der politischen Propaganda an den leeren Wänden wider, die Concierge machte mit dem Arm eine ungläubige Geste, und ich spürte den bitteren Geruch ihrer Achseln, ein Weib mit Muskeln, Herr Hauptmann, eine wie ich, eine, die stämmig war wie eine Kuh, er schaute Onkel Ilídio total überrascht an, und der sofort angeekelt, Wenn du nicht willst, hau ab, du Nichtsnutz, ich wußte doch gleich, daß du dich lieber herumtreibst, ich wußte doch gleich, daß du lieber weitersäufst, der Stumme und der Alte hupten schließlich auf dem Platz, und ihr Tresterschnapsatem glich einem tödlichen Pestizidausstoß, Hast du was mit der Kleinen abmachen können? fragte der Alte, und ich antwortete, Nein,
aber am nächsten Sonntag wartete ich an der Ecke des Gebäudes auf sie, und wir sind mit der Straßenbahn nach Belém gefahren, der Junge, der Eliseu hieß, saß auf der Bank vor uns, und hin und wieder gab ihm seine Mutter wegen diesem oder jenem einen erzieherischen Klaps auf den Hintern, Straßencafés, Bars, der Fluß, der Turm, der von kleinen, zahmen Wellen wie von gelockten Haaren umgeben war, Halt den Mund, nimm das Telefon ab, und red keinen Quatsch, befahl mir Onkel Ilídio, obwohl ich noch gar nichts gestottert hatte, hier hast du die Karte mit den Fahrten, darauf kannst du sofort die noch freien Daten erkennen, das nackte Mädchen vom Kalender lächelte, während es kniend seine Brüste hielt, die Concierge lächelte, während sie mit mir zusammen am Tejo Kastanien aß, Schiffe kamen und gingen, durchpflügten das trübe Wasser, der Verkehr summte wie Meeresschnecken auf den großen Eisenstreben der Brücke, ganze Familien aßen Mürbeteigpasteten und Hühnerflügel auf dem gelben Rasen, sie lud mich am Mittwoch darauf zum Fernsehen in das Kabuff ein, in dem sie wohnte, eine Küche mit einer Matratze für das Kind auf den Fliesen, ein Schlafzimmer, ein Klo, ein enges Wohnzimmerchen mit Unmengen von Kruzifixen und Postkarten und Feuchtigkeitsflecken, es gab zwei Strandstühle aus Segeltuch neben dem Apparat

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