Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
Vom Netzwerk:
unbedingt, daß dein Onkel sich mit ihr zusammentat, die Kerl hat nein gesagt, und da ist das Weib sauer geworden und hat gekündigt.
    – Eine weniger, die einem Befehle gibt, tröstete sich der Alte,
während er einen Stuhl nach dem flüchtigen Schatten einer Maus warf: die Schwärme der Biester schienen mittlerweile an Frechheit und Zahl zugenommen zu haben, die kleinen Tiere piepten unisono hinter den zerrissenen Samtpolstern wie kranke Babys. Laß nur, um so besser, wenn die Chefs die Schweinepest bekommen.
    – Magst du lieber flache oder gewölbte Eheringe, mein Schatz? fragte die Parfümwolke während der Fernsehserie, auf dem Schoß ihren scheußlichen Hund.
    – Wenn das Geschäft demnächst den Bach runtergeht, bellte Dona Emília, die Fäuste in die Taille gestemmt, dann sag mir mal, welches Interesse ich verdammt noch mal daran haben sollte, einen Grobian wie dich zu heiraten?
    – Olavo, sagte der Funker kopfschüttelnd, ehrlich, auf den Kerl wäre ich überhaupt nicht gekommen.
    – Der Tod deiner Frau und die Revolution haben dich endgültig fertiggemacht, brüllte die Buchhalterin, während sie mit Elan die Kugelschreiber und die Brille in die Handtasche stopfte, du bringst ja nicht mal mehr einen Blinden zum Singen, du bist nichts mehr wert, du Blödmann.
    Und in der Tat kam die Frau, wie es der Stumme vorausgesagt hatte, am nächsten Tag nicht zur Arbeit ins Büro im Lager und auch nicht am nächsten und am übernächsten, Onkel Ilídio starrte, dem Telefon, der Blume und einem schielenden Typen mit perlgrauer Krawatte gegenüber gleichgültig, der sich schimpfend wegen einer verspäteten Lieferung beschwerte, die leere Blumenvase an und hielt die Asthmapumpe in der Hand, die Angestellten spazierten auf der Rampe herum, kamen hoch, gingen, die brennende Zigarette in der Handfläche verborgen, nach draußen, um mit den Frauen zu flirten, die in der gegenüberliegenden Drogerie ein und aus gingen, sie spielten Karten hinter den Wagen an Tischen, die sie mit dem Ärmel abwischten, sie dösten in den Lastwagen, an die Rückenpolster gelehnt, mit offenem Mund wie Wasserleichen.

    – Und du hast dich nicht um das Geschäft gekümmert? fragte der Leutnant, und du hattest nicht den Mumm, dem Alten in dieser Situation zu helfen?
    Ich trank nur, Herr Hauptmann, ich versuchte nur, Odete zu vergessen, den Heini mit dem langen Mantel und die über den Fischgräten geschälten Birnen, ich wollte nur, daß man mich ins Büro rief, um mir anzuordnen, Eine Wohnungseinrichtung von Cruz Quebrada nach Marvila, die Möbel so schnell wie möglich abliefern, um dann in eine laue Atmosphäre mit Fliegen, Alkoholdämpfen und – gerüchen abzutauchen, die Ellenbogen auf den von den Spuren nasser Gläser tätowierten Zinktresen zu stützen, einen Wermut zu bestellen, das Stückchen Zitronenschale in der braunen Flüssigkeit herumschwimmen zu sehen, noch einen Wermut zu bestellen, um das Knistern der Hühner in meinem Kopf zu dämpfen, einen dritten Wermut zu bestellen, um die scharfen anklagenden Augen der Tiere zu vergessen, einen vierten, damit die Zahnschmerzen der Sehnsucht zu einer fernen, diffusen, erträglichen Beklemmung wurden, der Stumme steckte seine Finger in mein Glas (ihm fehlte ein Glied am Zeigefinger oder am Mittelfinger, ich weiß es nicht mehr so genau) und lutschte die Zitronenstückchen aus, der Alte, der ab dem sechsten Tresterschnaps äußerst liebenswürdig wurde, lächelte alle freundschaftlich an, es gab immer Kapverdianer mit Messern in der Tasche und unrasierte Raufbolde mit langsamen Glubschaugen, und die eine oder andere dicke, häßliche, schlechtgekleidete Frau in Pantoffeln trank im Schatten ihren Süßwein bis auf den letzten Tropfen aus, der Stumme ging zu ihnen, machten ihnen Komplimente, warf ihnen Witze hin, rülpste, kratzte sich die Leisten, lachte, Morgen werde ich mich ganz bestimmt in der Abendschule einschreiben, nahm sich der Soldat vor, dem die Fliegen gleichgültig waren, die ihm an Ohren und Stirn klebten, morgen fange ich ganz bestimmt mit dem Medizinstudium an, er würde im Krankenhaus arbeiten, und die Pförtner würden ihn ehrfürchtig mit Herr Doktor anreden und, wenn er hereinkam, in Verbeugungen
abknicken, er würde einen Kittel tragen, Befehle geben, Kranke einweisen, Rezepte unterzeichnen, operieren, wunderhübsche Krankenschwestern würden ihn lautlos, unter dem leichten, kaum hörbaren Stärkerascheln ihrer Uniformen umkreisen, Senhor Ilídio verlor vollkommen das

Weitere Kostenlose Bücher