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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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einen Besen und eine Schaufel zu holen, um das Zimmer sauberzumachen, kratzte mit einem Messer die hart gewordenen Hühnerexkremente ab, zerriß den runden Kopf des Chinesen in tausend Stücke und warf ihn in den Müll, Hier hat nie jemand gelebt, sagte er sich, ich bin noch nie hiergewesen, wie seltsam, es ist das erste Mal, daß ich hier hereinkomme, er ging langsam rückwärts zum Eingang, schloß die Tür gut zu, legte den Schlüssel in den zerbrochenen Porzellantopf mit einem Drachen auf dem Bauch, mitten auf dem Flur hörte er Senhor Ilídio sich unter Gepfeife und Gehuste auf der Matratze wälzen, und als er am Badezimmer vorbeikam, hörte er die ironische, wache Stimme des Alten den Widerstand der Sekretionen und der Bettücher durchdringen, Endlich hast du dich von ihr befeit, du Schwachkopf, wurde ja auch Zeit.
    – Der größere sechzehntausend, mein Schatz, verriet ihm die in Spitzen und Rüschen spektakuläre Parfümwolke, während sie mit präzisen Gesten den Tisch abdeckte: die als Marihuanaraucher verkleideten Apostel des Letzten Abendmahles verfolgten die Bewegungen ihrer Hinterbacken mit mystischer Lüsternheit. Ich wollte es nicht, Artur, ich schwöre dir, ich wollte es nicht, du hast mich gezwungen, es zu sagen.
    – Einen Sprudel, Mann? du willst einen Sprudel trinken? wunderte sich der Stumme. (Der bucklige Wirt fuhr mit einem
Lumpen über den steinernen Tresen.) Du bist doch nicht etwa schwul geworden?
    – Wenn nicht Olavo, dann wäre es ein anderer gewesen, da kannst du sicher sein, sagte der Leutnant zum Funker: das liegt ihnen im Blut, die Tussen halten es nicht lange allein aus. Wenn du den Versager gesehen hättest, mit dem sich Inês zusammengetan hat, ein Kerl im Alter meines Vater, spillerig, schlecht gekleidet, der spuckt, wenn er spricht, dann würden dir die Eier abfallen.
    – Erst gestern (reich mir die Dessertlöffel aus der Schublade, dies hier sind Kaffeelöffel, Dummkopf) war ich über eine Stunde im Juwelierladen und habe ihn mir angesehen, hauchte die Parfümwolke, während sie einen barocken, komplizierten Nachtisch servierte, bei dem Eisberge aus Eischnee in einem undefinierbaren dunklen Sirup schwammen. Der Verkäufer war wahnsinnig nett, er hat ihn mir aus dem Schaufenster geholt, ihn mit einem kleinen Spezialtuch gereinigt, hat erlaubt, daß ich ihn anprobiere, mit ein bißchen gutem Zureden setzen sie ihn bis auf höchstens dreizehn- oder vierzehntausend runter. Vierzehntausend ist geschenkt für so einen Ring.
    – Wahrscheinlich ist er leberkrank geworden, spottete der Bucklige. Wahrscheinlich hat er eine schwache Galle, und der Arzt hat ihn auf Diät gesetzt.
    Ich wollte ihnen nichts von Odete erzählen, Herr Hauptmann, wollte ihnen nichts von dem leeren Zimmer erzählen und von den Hühnern und vom Müll und von den Kohlpflanzen bei Nacht, wollte ihnen nichts von dem merkwürdigen Zahnschmerz der Sehnsucht erzählen, Dein Onkel möchte, daß du ins Büro raufkommst, teilte ihm der Alte mit, als er gerade einen Ofen vom Laster ablud, und noch viel weniger davon, daß ich geheilt war und keinen Tresterschnaps und keinen Wein mehr brauchte, um die grauen Wolken aus meinem Kopf zu schieben. Mein Onkel, dachte der Soldat, was will der denn jetzt von mir?, ein paar Wochen zuvor hatten sie Möbel aus einer Wohnung in Graça in
einem Gebäude neben der Feuerwehrkaserne geholt (Oh, oh, machte der Funker, oh, oh, Herr Oberstleutnant, das betrifft Sie jetzt), über einem Platz mit Bäumen und den dicken roten Lastern mit den Schläuchen, der Wohnungsbesitzer hatte den Schlüssel im Lager hinterlegt, aber kaum waren sie in die Eingangshalle getreten, da kam die Concierge aus ihrem Loch gekrochen und zog einen Jungen mit Brille an der Hand hinter sich her, bei dem ein Auge mit einer Klappe verdeckt war, und fuhr mit ihnen im engen Fahrstuhl nach oben, wobei sie diese riesigen Typen im Blaumann, aus deren Taschen Seile und Haken quollen, mißtrauisch beäugte. Eine noch junge Frau, Herr Hauptmann, fünfunddreißig, vierzig Jahre alt, was weiß ich, manchmal verbraucht einen das Leben so sehr, daß man das Alter der Leute nicht recht sehen kann, ordentliche Beine, große Titten, sie ging schweigend, mit wütendem Gesichtsausdruck hinter uns her von einem Zimmer ins andere, aber nach einer halben Stunde löste sich ihre Zunge, und sie fing an zu reden, sie bedachte den Besitzer der Möbel mit allen existierenden Schimpfworten, und als sie das Foto einer dicken, schmuckbehängten

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