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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Frau, die ständig mit einem fürchterlichen Besen bewaffnet auf dem Flur patrouillierte und Mäuse und Spinnen verfolgte, ich wählte die Nummer des Apartments, hörte in den Ohren die unregelmäßigen Schläge meines Blutes, ein Klingelton, zwei Klingeltöne, drei Klingeltöne, vier Klingeltöne, fünf Klingeltöne, Ich habe mich bei den Zahlen geirrt, dachte er, Sie ist nach São Paulo in ihr Elternhaus zurückgekehrt, dachte er, Sie lebt mit der Frau mit dem lila Haar in Rio de Janeiro zusammen, und sie gehen mit nackten Titten Hand in Hand über den Strand, dachte er, ein Klicken, ein metallischer Schlag, alle Muskeln reglos, innehaltend, abwartend, die Magere kam vorbeigetrabt, verscheuchte ein armes Tier mit dem unförmigen Piassavebesen, und endlich, nach einem ewig dauernden Abgrund, in den mein Körper in Serien von Angstvoluten kreiselnd verloren stürzte, Inês’ vertraute Stimme hier, direkt an mir, lebendig, aus Fleisch und Blut, fragend, schläfrig (Ich liebe dich), wütend (Ich habe dich aus dem Schlaf gerissen, so ein Scheiß), Hallo.
    – Wenn man mich mitten in der Nacht aufweckt, ist mit mir nicht gut Kirschen essen, warnte die Assistentin des Zauberers, die auf der Seite auf dem Sofa lag und eine Hinterbacke mit dem scharlachroten Daumennagel kratzte. Ich habe ein paar Monate
mit einem Arsch verbracht, der immer um vier Uhr morgens, zack, das Licht anmachte und mich schüttelte, weil er nicht schlafen konnte.
    – Mariana ist nicht bei mir, knurrte Inês, sie ist mit meiner Mutter zum Augenarzt nach London gefahren. Und übrigens, findest du, daß dies die richtige Zeit ist, um Leute anzurufen?
    – Célia, rief der Typ mit der Schlaflosigkeit, hast du zufällig das Fläschchen mit den Beruhigungsmitteln gesehen?
    – Ich war wirklich fix und fertig, klagte die Assistentin des Zauberers. Ich nickte ständig überall ein wie eine Alte, wegen meiner Augenringe mußte ich mich doppelt so stark für die Aufführungen schminken. Als ich den Typen los war, habe ich fast eine ganze Woche lang geschlafen.
    – Nein, es geht ihr gut, es ist ihr nie bessergegangen, gähnte Inês siegesbewußt. Aber meine Mutter mußte dorthin, um ihre Brillengläser auswechseln zu lassen, und hat sie für alle Fälle gleich mitgenommen. Ilka sagt, es könne nichts schaden, wenn sie einmal von einem Spezialisten im Ausland angeschaut wird.
    – Auf deinem Nachttisch, Célia, jaulte der Mann, sieh in der Schublade nach, sei so gut. Wenn du wüßtest, was für gräßliche Alpträume ich hatte.
    – Er war Verkäufer in einem Autoladen, ging die Assistentin des Zauberers ins Detail und massierte sich dabei den Bauchnabel. Ich habe noch niemanden erlebt, der so gut reden konnte, so selbstsicher war, so schnieke angezogen war. Und dann aber, nachts, sobald er den Schlafanzug angezogen hatte, begann er blaß zu werden, zu zittern, in den Schränken nach Pillen zu suchen, sich an mich zu klammern und zu stottern, Ach, ich fühle mich so merkwürdig, Ach, ich bin völlig verschwitzt, Ach, irgend etwas ist mit mir, Ach, wenn du mich jetzt verläßt, bleibt bestimmt mein Herz stehen.
    – Sie kommen im März zurück, unterbrach ihn Inês, meine Mutter möchte wegen der Bank noch gern in die Schweiz zum Familientreffen fahren. Ich verstehe allerdings dein augenblickliches
Interesse an Mariana nicht, wo sie dir doch Ewigkeiten lang piepegal war, du sie nicht ein einziges Mal besucht hast.
    – Es geht mir nicht gut, Célia, greinte der Mann, während er die Decken hochzog. Mir geht es überhaupt nicht gut, ich bekomme keine Luft, ich habe hier so einen Druck, bring mir schnell ein Glas Wasser, damit ich die Kapsel schlucken kann.
    – Und einen mit Parfüm gewaschenen Arsch und einen Butler zu Diensten und einen Fahrer vor der Tür? meinte darauf die Assistentin des Zauberers wütend und rollte sich fuchsteufelswild in die Decken ein, legte sich wegen des Lampenlichts das Kissen auf den Kopf, schob seinen zitternden Arm mit dem angewinkelten Ellenbogen weg. Geh zum Teufel, laß mich in Frieden, hör auf, mich zu nerven.
    – Versuch es im April oder Mai noch einmal, schlug Inês großzügig vor. Trotz der Betrügereien, mit denen du meinen Eltern Sorgen bereitet hast, habe ich nichts dagegen, daß du sie alle vierzehn Tage besuchst. Aber komm nicht auf den Gedanken, mehr als das zu wollen, keine Chance, du müßtest dieser Tage vom Anwalt den Brief mit den Scheidungsbedingungen bekommen.
    Aber weder im April noch im Mai, Herr

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