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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Sonnenblume der Finsternis auf der Suche nach der Nacht, wir kehrten, neben uns das klagende Meer, schweigend zum Büro des Rechtsanwaltes zurück, wo der Affe auf dem Boden sitzend sich an den zerfetzten Resten eines Wörterbuches gütlich tat, der Mann der Gesetze zog schimpfend seine Stiefel aus (In diesem
Land können die keine Schuhe machen, Herr Ingenieur), hängte die unglaubliche Jacke und den dreckigen Krawattenschnürsenkel an ihren Nagel, warf sich in einen Schaukelstuhl aus Flechtwerk, der bei jeder Bewegung seines Körpers zu zerbrechen schien, packte mit schwarzen Fingernägeln eine Branntweinflasche und stellte, während er im Halbdunkel den Hosenstall rieb, zufrieden fest, Wir haben sie geschlagen, Herr Ingenieur, mein Plädoyer hat trotz des Unwillens des Richters ins Schwarze getroffen, ich habe sie zerstört, habe sie niedergemacht, sie vollkommen pulverisiert, wir haben mehr erreicht, als ich anfangs dachte, sechzig Prozent des Gehaltes ist ein armseliger Betrag, den jedermann gibt.
    – Die liebe, lange Nacht hat er mich gerufen, die liebe, lange Nacht hat er mich verrückt gemacht, sagte die Assistentin des Zauberers kopfschüttelnd. Ich habe mehr als einen Monat Vitamine genommen, um wieder auf die Beine zu kommen, stellt euch das mal vor.
    Der Rechtsanwalt spuckte ein paarmal auf den Boden, betrachtete eingehend die schuppigen Zehenzwischenräume, konzentrierte sich in unendlichen grimmigen Meditationen, zündete über dem Affen, der auf einer Truhe döste, eine kleine bewegliche Lampe an, zog einen Kugelschreiber aus einer Müllpyramide, wischte die Spitze am Haar ab und begann schwierige Summen auf der Rückseite einer Rechnung zusammenzuzählen, erklärte laut, Stempelpapier soundsoviel, Trinkgelder für die Bürodiener, damit sie das Verfahren beschleunigen, soviel, Prozeßkosten soviel, Busfahrten zum Gericht, um mich über den Stand der Dinge zu informieren, soviel, private Treffen mit dem Kollegen der Gegenseite soviel, er zog einen Strich darunter, irrte sich mehrfach, kam schließlich zu irgendeinem Ergebnis, da er den Kugelschreiber verächtlich in eine Ecke der Dunkelheit schleuderte, strich das Stück Papier mit den Fingern glatt, zeigte es mir von fern, schüttete eine Minute Flasche in den Rachen und schlug hochachtungsvoll, freundschaftlich, mit komplizenhaft leiser Stimme vor, Sie
schulden mir einhunderttausend Cruzeiros, und wir reden nicht mehr drüber, Herr Ingenieur.
    – Célia, jaulte der Mann, eine Sauerstoffflasche, eine Infusion, irgendein Wunder, das mich rettet.
    – Einhunderttausend Cruzeiros? fragte der Leutnant entgeistert. Sind Sie verrückt geworden oder was?
    – Wer hundert sagt, meint fünfzig, ging prompt der Anwalt mit dem Preis herunter. Geld soll doch unsere Freundschaft nicht zerstören, Herr Ingenieur.
    Dutzende von Zellophanfaltern wogten um die Lampe, Waggons oder Kräne oder Winschen rollten sich in der Dunkelheit unter metallischen Impulsen ein, der Affe lärmte fröhlich in einer Schublade, drehte in den schwarzen Fingergliedern Blocks, Hefter, Briefmesser, Gummis, Farbbänder, Bindfadenknäuel, Kalender hin und her, der im Stuhl versunkene Anwalt schipperte mit dem undefinierbaren Gesichtsausdruck eines glücklichen Schiffbruchs von Fläschchen zu Fläschchen, von fünfzig gingen wir zu dreißig, von dreißig zu zwanzig und von zwanzig zu zehn runter und schlossen das Geschäft für fünftausend Cruzeiros, zahlbar in zwölf Monatsraten ab (Geld soll doch unsere Freundschaft nicht zerstören, Herr Ingenieur), um den Pakt zu besiegeln, probierte ich vom Branntwein des Juristen, der mir den Magen in einen schwefligen Igel mit Tausenden von Sodbrandstacheln verwandelte, seine Augen schwammen aus dem Ruder gelaufen auf der Oberfläche der Haut von Falte zu Falte, er schnarchte schließlich mit offenem Mund, während sein Hintern langsam im kaputten Flechtsitz des Stuhles versank und die Knie sich in der Haltung eines nach Alkohol stinkenden hinfälligen Fötus seinem Kinn näherten, das Wasser wälzte sich krausköpfig unter dem Ponton, als würde es schlaff am Fundament des Hauses knabbern, der Igel wurde beim zweiten Schluck kleiner, wurde beim dritten harmlos und verschwand beim vierten vollends, der Leutnant stolperte über die Steine, die Pappkartons und die leeren Dosen hinaus, die im Dunkeln hallten, Hunde, die an den Türen der Hütten schliefen,
kamen emphysematisch, mit spitzen gelben Pupillen herbei, um an ihm zu schnüffeln, am Sonntag

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