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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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kommen Sie darauf, Mutter, widersprach Mariana mit erschreckend erwachsener Natürlichkeit. Wir sind richtig viel rumgekommen, waren ständig woanders, haben uns wahnsinnig amüsiert. Wenn Vater es will, ist er richtig gut drauf.
    Und ich zwischen den dreien, Herr Hauptmann, lächelte die eine und die andere blöd mit offenem Mund wie ein Mongoloider an, tastete die Zigarettenpackung mit den Fingern ab, wagte nicht zu rauchen, hatte Durst auf ein Bier und schämte mich, darum zu bitten, war förmlich und steif, litt unter den Schweigepausen, litt weniger bei den Geheimnissen, den Gesten, den Gesprächen, sah im Gegenlicht zwischen zwei Türen das fleischgierige Profil Hilärias, die mir die langen, unsympathischen, grausamen Zähne zeigte, hörte stoßweise den Ton des Fernsehers im kleinen Salon, wo wahrscheinlich der Alte, den Whisky in der Hand, auf seinem üblichen Sessel döste.
    – Da waren die beiden, verstehen Sie, Herr Hauptmann, sagte der Leutnant, an die Truhen und die antiken Möbel gelehnt, unter den Heiligen, den Landschaften, den Stilleben, und ihre Hüften streiften einander, ihre Knie streiften einander, ihre Fingerglieder streiften einander, so verdammt schamlos, als gäbe es das Mädchen nicht, als gäbe es mich nicht, als gäbe es überhaupt niemanden. Es fehlte wirklich nur noch, daß sie sich auszogen und sich vor meinen Augen gegenseitig mit Insektenappetit die Titten verschlangen.
    – Und wo wohnst du jetzt? fragte wie nebenbei der Oberstleutnant, indem er vergebens versuchte, das Feuerzeug anzumachen, das nicht anging und seinen Fingern entglitt. Du suchst mich nie auf, rufst mich nie an, willst nie etwas von mir wissen, es sieht fast so aus, als interessierte dich mein Leben überhaupt nicht mehr.
    – Und welcher von den Herren hat ihn nun umgebracht? kümmerte sich plötzlich der dicke Polizist, an jedem Ohr einen
Telefonhörer. Wer von den hier Anwesenden hat das Messerchen in den Verstorbenen gestochen?
    – In Carcavelos? wunderte sich der Oberstleutnant. So weit weg? Und bei wem, wenn ich fragen darf?
    – Hör mal, das warst doch nicht zufällig du? fragte streng der Dicke und zeigte mit dem Bleistift auf die Assistentin des Zauberers.
    – Und das Verrückteste war, Herr Hauptmann, fuhr der Leutnant fort, daß ich da stand und sah, wie sie beide Mariana an der Hand hielten, mir war übel, ich war beklommen, wütend, und da, zack, ohne mir dessen bewußt zu werden, stellte ich sie mir plötzlich nackt vor, wie sie sich liebkosten, sich küßten, sich leckten, sich bissen, ich stellte mir dieses Durcheinander von Beinen, Armen, Hintern vor, und als ich mir dessen bewußt wurde, stellen Sie sich das bloß vor, da hatte ich einen Steifen.
    BERÜHMTER AUTOR SCHREIBT ROMAN ÜBER DAS LEBEN DES UNGLÜCKLICHEN OBERLEUTNANTS.
    – Inês, meinte entgeistert der Oberstleutnant. Nein, nein, den Namen kenne ich nicht. Ist es eine neue Freundin?
    – Und danach, fragte Melissa, die Göttin des Striptease, den Leutnant, während sie die Korbflasche zu sich herzog, wie viele Lesben hast du dann noch gehabt?
    – Er kann ja hier liegen und mitfeiern, räumte großzügig eine der Zwillingsschwestern ein, die eine Kaiserschnittnarbe auf dem Bauch hatte. Auch wenn er tot ist, hat er doch dieselben Rechte wie wir, oder?
    – Ihre Tochter ist Tennislehrerin, Herr Oberstleutnant, sie riecht nach Gummi, nach Gesundheit und Muskelschweiß, sie trägt ein weißes Röckchen, hat das fettige Haar mit einer grünen Schleife zusammengebunden, hat meiner Exfrau beigebracht, wie man einen Tennisschläger richtig hält: sie stellte sich hinter sie, um es ihr besser zu erklären, lehnte ihre Brust an ihre Schultern, den Bauch an ihren Rücken, die Knie in die Kurve ihrer Beine, hielt ihr die Schultern, die Ellenbogen, die Handgelenke fest,
zeigte ihr, wie man aufschlägt, wie man das Netz hochzieht, sich auf den Platz stellt, und nach der Lektion im Schwimmbad mit dem Holzrippenboden, schwer von Sonne, das gemeinsame Bad, die Lust des lauen Wassers auf dem Kopf, auf den müden Sehnen, die kleinen, von Tropfen gläsernen Brustwarzen, die mit Frotteetüchern abgetrockneten Leiber, und am dritten oder vierten oder fünften Tag der zweiten oder dritten Woche, der siebten, achten, neunten oder zehnten Unterrichtsstunde, als die Blicke länger, abschätzend, aufmerksam, leidenschaftlich, zärtlich auf der Kurve der Schenkel, der Taille, des Nackens, der Hinterbacken, des Halses verweilten, der Vorschlag, Soll ich dir den

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