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Fado Alexandrino

Fado Alexandrino

Titel: Fado Alexandrino Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: António Lobo Antunes
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Rücken massieren? Soll ich deine Sehnen einölen?, der Körper bäuchlings auf der mit Leder bezogenen Liege, aus deren Löchern Strohsträhnen herausragten, leichte Schläge, die Frische der Pomaden und Öle, Griffe, die zu Liebkosungen werden, zu Gesten süßer, beharrlicher, unendlicher Langsamkeit, Nasen, die sich einander nähern, Münder, Stirnen, vermengtes nasses Haar, wir sind zweimal mit der Achterbahn gefahren, Mutter, einmal in den Elektroautos, in denen, die einen Stock nach oben haben und Elektrofunken sprühen, man steckt eine Plastikscheibe in einen Schlitz, drückt auf das Pedal, und sie fahren los, jetzt Vulvas, die sich aneinander reiben, Klitoris oder Anus, die sich der Zunge darbieten, ein Geschmack nach etwas Feuchtem, Weichem, das sich zusammenzieht, die Hüften, die sich anschmiegen und sich bewegen und sich dagegendrücken und entfernen, der Himmel voll kleiner, runder Wolken scheint im Fenster zu brennen, eine Art Welle oder Tosen zeichnet sich deutlicher ab und wächst in der Ferne, das Öl rinnt ihnen wie Olivenöl vom Nabel, Und wir sind auch noch an den Strand gegangen, aber es hat geregnet, und in den Zoologischen Garten, aber da waren wahnsinnig viele Leute, alle warfen den Affen Erdnüsse und Brotstücke und Papier und Mist zu, ihre genauen Goldschmiedfinger, die genauen, von langen Borsten umgebenen Äuglein, die sich ständig bewegten, die nackten Hintern unheimlich geschwollen, Bewegungen, die schneller
werden, Münder, die sich öffnen, Atem, der heftiger geht, der Lärm weitet sich wie ein Ballon, strotzend, riesig, bereit zu platzen, Am nächsten Samstag komme ich wieder, versprach der Leutnant, während er wie ein förmlicher Majordomus zur Tür zurückwich, lauteres Lachen dort oben, Rufe, Proteste, schnell verschwinden, bevor Inês’ Mutter, die Spielkarten in der Hand, oben an der Treppe erscheint, bevor ich diesen und jenen und noch einen anderen Onkel begrüßen muß, feierliche, ernste, gebeugte alte Herren, gut gekleidet, gut rasiert, gut riechend, und ich in diesen Flanellhosen, dieser Jacke, mit diesem stoppeligen Kinn, diesem zerknitterten Hemd, ohne Krawatte, Inês lächelt, die Freundin lächelt, und die Augen der beiden sind leer, ausdruckslos und glänzend wie die von Puppen, die Hunde mit den Ellenbogen wegschieben, die Autotür schließen, den Schlüssel neben dem Lenkrad drehen, wegfahren, Mariana kommt unters Vordach, um sich zu verabschieden, wohlerzogen, erwachsen, mir wohlgesonnen?, der Arm hebt sich und winkt, und mich erschreckt der Gedanke an diese Tochter-Frau, die ich nicht kenne, die mich nicht kennt, die unversehens von der Nuckelflasche zum Marihuana übergegangen ist, der dicke Inspektor trat, das Telefon am Ohr, aus einer Fensterlaibung und wies mit der Kompaßnadel eines Bleistifts auf mich: Waren Sie es?
    – Und hör mal, fragte der Oberstleutnant, hast du vor, dort für immer zu bleiben?
    HÖCHST RESPEKTABLE DAME, DIE ANONYM BLEIBEN MÖCHTE, GESTEHT IN UNSERER REPORTAGE: ICH HABE DAS OPFER WAHNSINNIG GELIEBT.
    – Du mußt das rauskriegen, zischelte die Parfümwolke, die wie ein Geier auf der Schulter des Ehemannes hockte. So eine Geschichte in der Familie ist ein echter Skandal, was werden unsere Freunde bloß denken.
    – Ich will ja nichts sagen, meinte die dicke Mulattin, während sie sich unter der Achsel kratzte, aber es ist fast neun Uhr, und der Kerl fängt an zu riechen.

    BEKANNTER REGISSEUR PLANT FILM ÜBER DEN FALL DER RUA DA MÃE-D’ÁGUA. ITALIENISCHER KAMERAMANN, FRANZÖ-SISCHER PRODUZENT, HAUPTDARSTELLER BEREITS ANGESPROCHEN.
    – Lesben, soweit ich weiß, nur diese, antwortete der Leutnant Melissa, der Göttin des Striptease, die die Schubladen in schläfriger Neugier durchwühlte und Papiere und Umschläge auf den Boden säte. Die letzte, die danach kam, würde im übrigen keine Frau nehmen, denke ich.
    Die Welle, das Tosen, der strotzende, runde Ballon voller Keuchen und Küssen platzte schließlich in einem Lärmen von Schreien und Schaum, eine frenetisch auf der Liege radelnde Ferse warf eine Ölflasche um, die sich mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden ausbreitete, ein langer Speichelfaden hing aus einem Mund, Gelenke und Adern und Knochen, die ächzten, verwickelte Badehandtücher, Monogramme mit Beinen, die erzitterten und sich entspannten, Ob Mariana das einmal erlebt hat? dachte der Leutnant, ob Mariana einmal dabei war?, unmöglich, daß sie es nicht hört, es ist unmöglich, daß sie es nicht kennt, daß sie

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