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Fächergrün

Fächergrün

Titel: Fächergrün Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Leix
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brachen die Meißel immer wieder in die Hohlräume ein. Bereits freigelegte Teile wurden provisorisch wieder zugedeckt, denn zuerst sollte die komplette Fläche geöffnet werden, um eine Gesamtübersicht zu bekommen. Die Georadarspezialisten hatten immerhin 14 Umrisse aufgezeichnet.
    »Der Sauerstoffabschluss ist durch die Latexfarbe noch verstärkt worden«, stellte KTU-Chef Willms fest. »Wahrscheinlich hat’s da unten anfangs doch ein wenig gestunken, also haben sie die Fläche einfach versiegelt. Das erklärt auch die verschiedene Anzahl von Farbschichten.«
    »Wenn wir nur schon wüssten, wer sie sind.« Oskar Lindt stand oben im Hof, schaute ab und zu durch das breite Loch im Schuppenboden nach unten und zog wesentlich nervöser als sonst an seiner Pfeife.
     
    Die Aktion im Zug lief völlig unspektakulär ab. Die Karlsruher Kripobeamten öffneten kurz vor dem Halt ›Basel – Badischer Bahnhof‹ die Tür des Abteils, in dem die Gallos saßen. Die Brüder schienen nicht sehr überrascht zu sein, die bekannten Polizisten wiederzusehen.
    »Im Keller wurde etwas gefunden«, sagte Hauptkommissar Wellmann. »Sie können sich bestimmt denken, um was es sich handelt.«
    Giuseppe und Carlo Gallo schauten sich wortlos an.
    »Leider müssen Sie Ihre Reise heute erneut unterbrechen und mit uns zurück nach Karlsruhe kommen.«
    »Sind wir festgenommen?«, fragte Carlo.
    »Wenn Sie so wollen, ja.«
    »Bitte keine Handschellen.«
    Wellmann wollte auf Nummer sicher gehen. »Nur bis zum nächsten Zug, der zurückfährt. Dort werden wir sie abmachen und uns zu Ihnen ins Abteil setzen.«
     
    Vom Karlsruher Hauptbahnhof, wo die Korona nach ihrer mehrstündigen Zugfahrt wieder eintraf, verfrachtete man die beiden Gallos erst einmal ins Präsidium. Es war bereits weit nach Mitternacht, als ein VW-Bus des Reviers Oststadt die Italiener in die Lachnerstraße brachte, wo sie von Oskar Lindt erwartet wurden.
    »Kommen Sie«, war alles, was er zur Begrüßung sagte. Der Kommissar führte die Gallos in den Schuppen. Das ausladende Loch im Boden, aus dem immer noch ein ekelhafter Verwesungsgeruch nach oben stieg, war mittlerweile von der Feuerwehr abgeschrankt und mit Fangnetzen versehen worden.
    »Kommen Sie und werfen Sie einen Blick da hinunter.«
    Sehr zögernd lugten beide einen Augenblick in das Loch, erblickten die freigelegten Körper, die Seite an Seite lagen, drehten sich wieder weg und traten einige Schritte zurück.
    »Ich sehe, Sie sind nicht sehr überrascht. Was können Sie dazu sagen?« Eine Antwort blieben die Brüder schuldig.
    »Sie müssen uns nichts erzählen.« Lindt blies eine dicke Rauchwolke in den sommerlichen Nachthimmel der Fächerstadt. »Falls Sie aber lediglich am Rande beteiligt waren, kann ich Ihnen nur raten, mit uns zusammenzuarbeiten. Eine umfassende, wahrheitsgetreue Aussage kann sich noch am ehesten günstig auf das zu erwartende Strafmaß auswirken.«
    Wellmann und Sternberg, die von Lindt stets telefonisch über den Leichenfund auf dem Laufenden gehalten worden waren, bugsierten die Gallos wieder in den Transporter und brachten sie zum Präsidium zurück.
     
    Um zwei Uhr in der Nacht waren alle 14 Betonleichen freigelegt. Zwei Reihen mit je sieben Körpern. Jeder in seinem eigenen Betongrab, einen Meter breit, 2,50 Meter lang. Saubere Maurerarbeit, exakt eingeschalt und mit einem perfekten Glattstrich an der Oberfläche.
    Mittlerweile waren weitere Gerichtsmediziner hinzugezogen worden, um zu beraten, was mit den überwiegend gut konservierten Leichen geschehen sollte.
    Der weitgehende Luftabschluss hatte ein Ausdünsten der Faulgase und ein Ablaufen der entstehenden Flüssigkeiten so sehr verhindert, dass die Verwesung nahezu zum Stillstand gebracht worden war. Die Kleidungsstücke der Toten waren genauso gut erhalten wie die Grundlinien ihrer Gesichtszüge. Die Haut hatte sich lederartig verändert und die Farbe eines dunklen Braun angenommen. Eine große Schwierigkeit bestand aber darin, die Personen vollständig aus ihren Betonhüllen heraus und in die bereitgestellten Metallsärge zu bringen, da die Knochen und Muskeln keinerlei Stabilität mehr aufwiesen und total aufgeweicht waren.
    Erst durch das Verwenden von Leichensäcken konnte sichergestellt werden, dass keine Teile der Körper abbrachen oder sonstwie für die folgenden Untersuchungen unbrauchbar gemacht wurden.
    »Ich denke«, sagte Ludwig Willms gegen vier Uhr am Morgen, »teilweise lassen sich sogar noch Fingerabdrücke

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