Faeden des Schicksals
lächelte.
Eine eigene Praxis. Das ganze Studium hatte sie davon geträumt, hatte mit Laarni Pläne geschmiedet und der Traum war wirklich in Erfüllung gegangen. Das Lächeln wurde breiter. Die beiden hatten eine Gemeinschaftspraxis eröffnet. Laarni hatte sich auf den neurologischen Bereich spezialisiert, während Caitlyn Allgemeinärztin wurde. Heute praktizierte sie in Bereichen der Alternativmedizin. Sicher, die Kombination war vielleicht nicht die häufigste, doch die beiden hatten sich hervorragend arrangiert und betrieben inzwischen eine sehr beliebte Praxis.
Träume werden doch wahr , hallte es sanft in ihrem Kopf wieder. Caitlyn grinste.
„Es wird Zeit.“ Ruckartig stand sie auf und packte ihre Tasche. So sehr sie ihren Job auch liebte, für heute war es genug. Sie krallte sich den Schlüssel und warf ihre Jacke über den Arm. Die Stufen hinab, direkt auf die Straße.
Es war bereits dunkel und kühl. Schnell zog sie die Jacke doch über und ging mit schnellen Schritten weiter. Die U-Bahn-Haltestelle war ein wenig entfernt. Es war später als geplant und die nächste Bahn würde in wenigen Minuten abfahren.
Sie beschleunigte ihre Schritte und bog in eine Seitengasse ein. Sie musste sich beeilen und nahm die Abkürzung. Kurz darauf lief sie auf eine Straße zu. Nur noch dort hinüber, in die Unterführung und –
Ein Fehler; sie bemerkte es zu spät. Ein Wagen fuhr mit quietschenden Reifen um die Kurve, direkt auf sie zu. Alles, was sie empfand, war der Schreck, der ihr durch den gesamten Körper fuhr. Mit einem schmerzhaften Aufprall landete sie unsanft auf dem Asphalt.
Der Wagen hielt nicht an. Caitlyn roch verbranntes Gummi und starrte auf die Lichter, die sich rasend schnell entfernten.
Was war passiert? Caitlyn sah sich verwirrt um. Sie war nicht auf der Straße, war nicht von dem Auto erfasst und durch die Luft geschleudert worden. Sie lag auf dem Gehweg, unverletzt, außer diesem härteren Aufprall, der einige blaue Flecken zurücklassen würde.
Eine Bewegung aus den Augenwinkeln ließ sie den Kopf wenden. Ein Mantel? Caitlyn starrte auf die Ecke neben sich. War jemand dort gewesen?
Ihr Blick ging weiter nach oben, streifte ein Plakat, an dem ihr Blick hängen blieb. Ein Zirkus war in der Stadt.
Sie stand auf, spürte wie ein Schmerz durch ihren Knöchel zuckte. Mist, verstaucht!, sie fluchte innerlich, vergaß den Schatten, das Plakat. Ihr Blick ging nach unten zu ihrem Fuß.
Caitlyn biss die Zähne zusammen, versuchte den Schmerz zu ignorieren. Als sie um die Ecke lief und sich umsah, war alles leer, keine Menschenseele.
Hatte sie sich den Schatten eingebildet? Aber jemand musste hier gewesen sein. Jemand hatte sie von der Straße gestoßen. Sie hatte das Auto gesehen, hatte gesehen, wie nah es war und hätte nicht die Möglichkeit gehabt, ihm auszuweichen. Außerdem –
Sie berührte ihren Oberarm. Sie hatte etwas gespürt. Jemand hatte sie gepackt und mitgezerrt, bevor sie auf dem Boden aufgekommen war.
Ein Seufzen schob sich ihre Kehle hoch. Sie lehnte sich an die Häuserwand und atmete durch. Ihre Lider schlossen sich. Allmählich ließ der Schmerz in ihrem Knöchel nach. Immerhin eine Verbesserung. Als sie die Augen öffnete , durchfuhr sie der nächste Schreck.
Die Bahn!
Der Unfall hatte sie Zeit gekostet. Zu viel Zeit! Sie lief los, spürte den Schmerz erneut und stolperte die Treppen nach unten.
Zu spät! Sie sah wieder nur die Rücklichter, dieses Mal von der Bahn.
„Nein“, wimmerte sie leise. Das durfte alles nicht wahr sein. Nachts, als Frau, alleine in einer U-Bahn-Haltestelle. Konnte es noch schlimmer kommen?
Hinter ihr begannen einige Männer zu grölen. Anscheinend waren schon die ersten Betrunkenen unterwegs.
Eine Möglichkeit hatte sie noch. Sie überlegte nicht lange, fuhr auf der Stelle herum und ging die Treppen nach oben. Es gab eine andere Haltestelle. Vielleicht konnte sie dort eine Bahn erwischen und so zu einer halbwegs annehmbaren Zeit nach Hause kommen.
Caitlyn rannte. Es würde knapp werden, sehr knapp. Aber nach diesem Tag musste sie wenigstens einmal Glück haben.
Erneut benutzte sie eine der Seitenstraßen, um schneller an ihr Ziel zu kommen. Sicher würde sie nicht zweimal hintereinander überfahren werden. Doch auch so würde es knapp werden. Ihr Knöchel erinnerte sie mit jedem Schritt daran, dass etwas nicht in Ordnung war.
Reiß dich zusammen! Caitlyn fluchte innerlich, versuchte den Schmerz auszublenden. Sie zog ihr Handy hervor und
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