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Gentlemen's Club

Gentlemen's Club

Titel: Gentlemen's Club Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Primula Bond
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Erstes Kapitel
    Kaugummi klebte an meinem Schuh. Bei jedem Schritt auf dem dreckigen Gehweg blieb der Schuh leicht hängen, als wollte der Fuß mich nicht hinbringen. Ich blieb stehen und lehnte mich an das Schaufenster eines bekannten Wäschegeschäfts. Eine kopflose Puppe stand da, eng geschnürt in ein scharlachfarbenes Korsett, und klopfte gegen die Scheibe, als wollte sie herauskommen. Ich kratzte verzweifelt die Sohle meiner ausgeliehenen unbequemen Schuhe an der scharfen Kante der Treppenstufe ab, um den Kaugummi loszuwerden, während ich überlegte, wie das Korsett aussah, wenn man es noch mit einem Hundehalsband, mit einem schwarzen Lederrock, mit nackten Beinen und irre hohen Absätzen trug.
    Ich fing mir einen bösen Blick der dicken Frau im Geschäft ein. Sie hatte kirschrote Lippen und hochgezogene Augenbrauen, die stumm fragten, ob ich endlich hereinkäme, um etwas zu kaufen. Ich schüttelte den Kopf, wetzte die Sohle noch einige Male an der Kante ab, doch der Kaugummi klebte noch fest, als ich weiterging.
    Ich hatte keine Zeit, mich noch intensiver mit dem klebrigen Zeug zu beschäftigen. Ich war spät dran wie üblich, und dann erwies sich das Büro als unauffindbar. Wütend zerknüllte ich die Zeitungsanzeige in meiner Tasche und hinkte ungleichmäßig durch Mayfair. Ich hatte vergessen, wie vornehm und ruhig diese Gegend war, verglichen mit der stressigen City, wo man nur gehetzt leben konnte, um nur ja keinen Termin zu verpassen. Trotz des schlechten Wetters brach in meinen Achselhöhlen der Schweiß aus, als ich mir die Türeingänge besah. Einige von ihnen hatten gar keine Nummer.
    Fast alles von mir wollte sich umdrehen und flüchten. Ich wollte keinen beschissenen Job, weder hier noch sonst wo. Ich wollte das Leben von Riley fortführen, am liebsten unter ständig blauem Himmel. Wer immer Riley war, ich wollte ihn kennen lernen; ich wollte, dass er mich aus diesem Schlamassel herausholte. Ich wollte vergessen, dass ich kein Geld mehr hatte, nichts zum Anziehen und kein richtiges Arbeitsvisum. Ich konnte nirgendwo hingehen - höchstens nach Hause.
    Ich hastete gerade bei einem Makler vorbei, mit großen Hochglanzfotos von prächtigen Villen im Schaufenster, als der Name, den ich suchte, wie der Fangarm eines Kraken nach mir zu greifen schien.
    Gentlemen's Club stand da in schlichten schwarzen Buchstaben auf einem Holzschild, das an ein kleines Tor genagelt worden war. Abgesehen vom Namen hätte sich hinter dem Tor auch ein Bestattungsunternehmen verstecken können. Wenn ich geblinzelt hätte, wäre ich am Tor vorbeigegangen.
    Ich blieb stehen, und der lästige Schuh flog weiter. Kein Wunder. Chrissie war ein paar Zentimeter kleiner als ich, und dünner war sie auch. Ihre Schuhe und eine Nadelstreifenhose, die ich mir ebenfalls von ihr ausgeliehen hatte, waren viel zu klein für mich. Mit achtundzwanzig war ich viel zu jung, um wie eine Matrone in die Breite zu gehen.
    Verdammt, ich hatte mich immer für gut in Form gehalten, aber seit ich mich in diese Sachen gezwängt hatte, fühlten sich meine Rippen und Zehen eingeengt, gequetscht und gestaucht, als wäre ich ein paar Runden mit Mike Tyson gegangen. Aber ich konnte doch meine Freizeitklamotten nicht zu einem Bewerbungsgespräch anziehen, oder? Und ich brauchte diesen Job. Jeden Job.
    Ich drückte gegen das Tor, und es schwang quietschend auf, als stammte es aus einem Horrorfilm. Ich ging einen schmalen Weg entlang; es tropfte von den Wänden, und entfernt klangen einige Echos, dann sah ich eine schwere Doppeltür vor mir. Gentlemen's Club stand auf der Tür. Ich wollte sie aufdrücken, aber sie war verschlossen. Da war eine Klingel, aber kein Name. Ich drückte auf den Klingelknopf und wartete. Ich drückte noch einmal und nahm die zerknüllte Anzeige aus der Tasche. Zum x-ten Mal las ich den geheimnisvollen Text:
    Vielseitige, energische Person gesucht für unterschiedliche Aufgaben
    Privater Gentlemen's Club.
    Teufel, das hörte sich doch so an, als warteten sie auf mich.

Zweites Kapitel
    »Woher willst du wissen, dass du das kannst?«
    Chrissie hatte schon gestern Abend geschnauft, als ich ihr die offenen Stellen vorgelesen hatte, zusammen mit den Anzeigen für Billigflüge in die ganze Welt, wofür ich sparen wollte. »Das hört sich wie ein Altersheim an.«
    »Entweder das oder ein Massagesalon.« Im nächsten Moment bereute ich, es ihr überhaupt erzählt zu haben.
    »Kann sein. Schließlich ist es in der Nähe von Shepherd Market, und

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