Faeden des Schicksals
dass sie die folgenden Worte aussprach, „kann ich den Weg noch einmal gehen und die Stelle finden.“
„Wollen Sie sich das wirklich antun?“ Zweifel lagen in seinem Blick. Vielleicht hielt er sie für komplett verrückt.
Die ehrliche Antwort wäre ein klares Nein gewesen, trotzdem nickte sie. Der Typ hatte jemanden ermordet, er musste gefunden werden. Und was war mit der Leiche? Sie lag wahrscheinlich immer noch dort, blutig und zerfetzt. Egal, wie sich Caitlyn fühlte, sie konnte nicht alles ignorieren und nach Hause gehen. Sie musste tun, was in ihrer Macht stand. Auch wenn es im Moment recht wenig war.
Warum dann dieses Stechen in ihrem Magen? E twas war dort draußen, etwas, das ihr Angst einjagte.
2.
Nichts! Es war absolut nichts zu finden gewesen.
Caitlyn war immer und immer wieder die Straßen abgelaufen, war genau dem Weg gefolgt, den sie gegangen war und sie war zu hundert Prozent sicher gewesen, den Ort des Mordes wiedergefunden zu haben. Doch dort war nichts. Nicht einmal der kleinste Blutspritzer, geschweige denn eine komplette Leiche oder sonstige Spuren.
Bennett war ihr gefolgt, hatte sie nie aus den Augen gelassen und den Tatort abgesucht. Seine Kollegen waren überall gewesen, doch niemand konnte Beweise sichern. Die Gassen waren leer gefegt.
Caitlyn hatte in der Nacht gestanden und mit sich selbst gehadert. Es konnte doch nicht sein, dass sie sich alles eingebildet hatte ! Der Blick des Mannes, die folgende Flucht, das erneute Auftauchen in der U-Bahn. Für nichts gab es Anhaltspunkte.
Das anschließende Gespräch und die Worte des Detectives halfen ihr auch nicht. Er sagte irgendetwas von Überarbeitung und ähnlichem Unsinn, den Caitlyn nicht glauben wollte. Sie bildete sich ein solches Szenario doch nicht ein! Und die folgende Flucht? Nein, es war alles zu real gewesen. Allerdings waren die fehlenden Beweise und Indizien, dass hier etwas stattgefunden hatte, nicht zu leugnen.
Caitlyn hatte aufgegeben. Sie war dermaßen am Ende, dass sie sich nach Hause fahren ließ, ins Bett fiel und die Decke über den Kopf zog.
Wie hatte er das nur bewerkstelligen können? Die ganze Straße war voll mit dem Blut des Opfers gewesen. Der Leichnam, wo hatte er ihn hingebracht? Ihre Gedanken kreisten, ließen das Thema nicht mehr los.
Natürlich hatten die Polizisten die nähere Umgebung durchkämmt. Doch kein Blut, keine Leiche, kein Mord.
Wie, um alles in der Welt, war das möglich?
Caitlyn drehte sich unruhig um, griff nach dem Kissen und versteckte ihr Gesicht darin. Die Augen des Mörders erschienen in ihren Gedanken. Der stechende Blick, diese Wut, die darin zu glimmen schien. Hinter ihm ein Schatten. Was war das? Die Flügel! Die Zeichnungen schienen sich von seinem Körper zu entfalten und hinter ihm aufzufächern. Er kam auf sie zu, wie eine unaufhaltsame Welle, die auf den Strand zurollte. Dunkel, bedrohlich.
Caitlyn wich zurück, wollte entkommen , als plötzlich –
Eine zweite Wolke schob sich über das Bild vor ihr. Ein Schatten, der alles düsterer erscheinen ließ, unheilvoll und mit Spannung geladen.
Caitlyn lief ein kalter Schauer über den Rücken. Sie wusste nicht, was gefährlicher war, der Fremde oder das, was sie vor ihm beschützte.
Ein sanfter Wind kam auf, wehte durch lange, schwarze Haare, ließ sie vor ihr tanzen. Aus der Ferne klang Musik zu ihr. Ein sanftes Flötenspiel, eine Rassel. Im Hintergrund ein Tamburin? Es fügten sich immer mehr Klänge aneinander.
Caitlyn wandte sich um, sah vor sich einen weiten Platz, eingefasst von –
Dunkelheit! Die Wolke tauchte auf. Ein Augenpaar, das sie anstarrte, eine Hand, die nach ihr griff. Ein klingender Laut erklang, ein seltsames Surren. Ihr Blick ging nach oben. Feuer, eine gewaltige Welle, die auf sie zuraste. Nein, eine Klinge befand sich darin. Eine brennende Klinge, die immer näher und näher kam, bis –
Caitlyn keuchte und riss die Augen auf.
Dunkel, alles um sie herum war dunkel. Nur eines nicht! Diese seltsamen, roten Zeichen, die neben ihr –
Caitlyn wischte sich über die Augen und blinzelte mehrmals.
Der Wecker! Die weiche Matratze unter sich, die Decke halb über ihr und das zusammengedrückte Kissen, das auf ihrem Gesicht lag.
Sie war zu Hause. Kein Fremder, keine Musik, alles war völlig normal. Die Uhr zeigte kurz vor fünf an, draußen war es finster.
Hatte sie geschlafen? Sie fühlte sich nicht so. Fühlte sich eher, als würde sie in einem Traum stecken. Alles um wirkte so unwirklich. Einen
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