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Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition)

Titel: Fahr zur Hölle, Mister B.: Fantastischer Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barker Clive
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Auswirkungen nicht ertragen. Sekunden nachdem ich den Kopf gehoben hatte, wurden die Geräusche, die Quitoon von sich gab, noch lauter und durchdringender, und plötzlich ging ein Leuchten im Inneren der Rüstung damit einher, dessen gleißende Helligkeit aus jeder Öffnung und Ritze des Blechpanzers drang.
    Erst jetzt begriff ich – zu spät natürlich –, weshalb er mich aus dem Weg haben wollte. Ich drängte mich gegen das verfilzte Dickicht und versuchte, mich zwischen den Dornenranken hindurchzuzwängen, als Quitoon explodierte.
    Ich sah seine Rüstung platzen wie ein Ei, auf das man mit dem Hammer schlägt, und nur einen Sekundenbruchteil die gleißende Gestalt selbst. Dann erreichte mich die Welle der Energie, die die Rüstung gesprengt hatte, mit solcher Wucht, dass ich rückwärts über das Dickicht geschleudert wurde und in den mehrere Meter von der Lichtung entfernt gelegenen Sträuchern landete.
    Ein dichter, stinkender Rauch wallte in der Luft und verhinderte, dass ich die Lichtung sehen konnte. Mühsam versuchte ich, aus dem Dornenbett aufzustehen, in dem ich lag; schließlich schleppte ich mich zu der Lichtung zurück. Ich hatte Blutergüsse und Schnittwunden und fühlte mich schwindelig, aber ich war am Leben, was man von dem Pöbel, der Quitoon umzingelt hatte, nicht sagen konnte. Die Leute lagen hingestreckt auf dem Gras und alle waren sie tot. Manche hatte es den Kopf gekostet, andere hingen von unzähligen Wunden durchbohrt in den untersten Ästen. Neben den mehr oder weniger unversehrten Toten gab es eine Menge Leichenteile – Beine, Arme, Gedärm und dergleichen –, die die Bäume um die Lichtung herum wie festliche Girlanden schmückten.
    Und in der Mitte dieses seltsamen Obstgartens befand sich Quitoon. Bläulicher Rauch stieg von seinem nackten Körper auf, dessen Fleisch von Schichten aus Licht überzogen war, die immer mehr abdunkelten, je mehr die Intensität der einzelnen Schichten nachließ. Lediglich in Quitoons Augen hielt das Gleißen, das lodernden Feuern in seinem Schädel glich, unvermindert an.
    Ich bahnte mir einen Weg zwischen den verstreuten Toten hindurch. Nicht das Blut oder die Körperteile stießen mich ab, sondern die Parasiten, die sich zu Tausenden in Kleidung und Körpern des Pöbels eingenistet hatten und sich gerade hektisch auf die Suche nach neuen menschlichen Wirtskörpern machten. Ich hatte nicht die Absicht, einer davon zu werden, und musste auf dem Weg über die Lichtung mehrmals stehen bleiben, um einen übereifrigen Floh abzustreifen, der auf mich gesprungen war.
    Ich rief nach Quitoon, während ich zu ihm ging, doch er antwortete nicht. Ein Stück von ihm entfernt blieb ich stehen und versuchte, ihn aus seiner Benommenheit zurückzuholen. Die Feueröfen seiner Augen erfüllten mich mit Unbehagen. Ich war nicht sicher, ob ich mich ihm unbesorgt nähern konnte, solange nicht ein wenig von ihm selbst dieses Feuer abkühlte, das er heraufbeschworen hatte. Daher wartete ich. Auf der Lichtung herrschte Stille, abgesehen von dem Geräusch des Blutes, das von diesem auf jenes Blatt tropfte oder auf den ohnehin bereits durchtränkten Boden fiel und versickerte.
    Jenseits der Lichtung ertönten allerdings jetzt Geräusche, verbunden mit einem Geruch, den ich seit meiner Kindheit nur zu gut kannte: der Gestank verbrannten Fleisches. Der durchdringende Geruch erklärte beide Geräusche, die damit einhergingen; die qualvollen Schreie der brennenden Männer und Frauen und das anerkennende Raunen der Menschenmenge, die den Verbrennungen beiwohnte. Ich habe nie nennenswerten Geschmack an Menschenfleisch gefunden; es ist fad und meistens sehr fett, aber ich hatte seit Cawleys Köder nichts mehr gegessen, daher lief mir beim Geruch der brennenden Sodomiten, der von Joshua’s Field herüberwehte, das Wasser im Mund zusammen. Sabber floss mir aus den Mundwinkeln und am Kinn hinab. Mit zitternder Hand wischte ich die Spucke fort, eine absurde pingelige Geste der Reinlichkeit, wenn man meinen Allgemeinzustand berücksichtigt, und da fragte mich Quitoon:
    »Hungrig?«
    Ich sah ihn an. Das Feuer in seinen Augen war erloschen, während ich in Gedanken bei Joshua’s Field geweilt hatte. Aber jetzt war ich wieder voll da, genau wie Quitoon.
    Seine Pupillen waren schmale Schlitze, wie bei jedem Angehörigen der Dämonation. Die Hornhaut hatte eine dunkle Ockerfarbe mit goldenen Flecken. Spuren von Gold fanden sich auch in den symmetrischen Mustern in Türkis und Lila, die seinen

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