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Fahr zur Hölle Mister B.

Fahr zur Hölle Mister B.

Titel: Fahr zur Hölle Mister B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Freunde aus der alten Zeit sind mir geblieben. Wir unterhalten uns auf geistiger Ebene, sofern die Umstände es erlauben. Ich erfahre Neuigkeiten wie jeder Sträfling, der in Einzelhaft sitzt. Nicht viele. Aber genügend, dass ich den Verstand nicht verliere.
    Sie müssen wissen, dass ich das wahre Böse bin. Anders als die Angeber, die sich als Inkarnationen der Dunkelheit ausgeben, bin ich die Dunkelheit. Und wenn ich die Möglichkeit hätte, diesem Gefängnis aus Papier zu entkommen, dann würde ich so viel Leid bringen und solche Meere von Blut vergießen, dass der Name Jakabok Botch als Inbegriff für das Böse gelten würde.
    Ich war – nein, ich bin – ein eingeschworener Feind der Menschheit. Und ich nehme diese Feindschaft sehr ernst. Als ich noch frei war, gab ich mir größte Mühe, Schmerzen zuzufügen, ohne Rücksicht auf Schuld oder Unschuld der menschlichen Seele, die ich verdammte. Was habe ich nicht alles angerichtet! Ich müsste ein zweites Buch schreiben, wollte ich alle Grausamkeiten vermerken, die ich mit großem Vergnügen begangen habe. Die Schändungen heiliger Orte, wo ich den Hütern dieser Orte meist noch obendrein Gewalt antat. Nicht selten kamen diese armen, irregeleiteten Gläubigen in der Überzeugung, das Bildnis ihres Erlösers würde mich vertreiben, mit einem Kruzifix in der Hand auf mich zu und sagten zu mir: Fahr zur Hölle.
    Das hat natürlich nie geholfen. Oh, wie sie schrien und flehten, wenn ich sie in meine Arme nahm. Es versteht sich wohl von selbst, dass ich eine überaus hässliche Kreatur bin. Die Vorderseite meines Körpers war vom Scheitel bis zu den kostbaren Organen zwischen den Beinen so übel entstellt durch das Feuer, in das ich stürzte – in dem mich Pappy Gatmuss ein, zwei Minuten brennen ließ, während er meine Mutter verprügelte –, dass mein reptilienhaftes Äußeres jetzt einer Masse glänzender und rauer Narbenwülste glich. Mein Gesicht war – und ist – ein Chaos von Blasen, kleine, rote, harte Fleischwölbungen, wo ich in meinem eigenen Fett frittiert wurde. Meine Augen sind zwei Löcher ohne Wimpern oder Brauen. Ebenso meine Nase. Aus allem, Augen und Nase, rinnt ununterbrochen ein graugrüner Schleim, sodass Tag und Nacht nicht eine Sekunde vergeht, in der mir nicht Bäche übel riechender Flüssigkeiten über die Wangen laufen.
    Was meinen Mund anbelangt – von all meinen Gesichtszügen wünsche ich mir nichts sehnlicher als den Mund zurück, den ich vor den Verbrennungen hatte. Ich besaß die vollen, geschwungenen Lippen meiner Mutter, und die wenigen Küsse, die ich entweder auf meinen Handflächen, mit den Huren unweit unseres Hauses oder mit einem einsamen Schwein geübt hatte, brachten mich zu der Überzeugung, dass meine Lippen mir Anlass zur Freude sein würden. Mit ihnen wollte ich küssen und lügen; wollte alle, die ich begehrte, zu Opfern und willigen Sklaven machen, indem ich nur ein wenig redete, den Reden dann Küsse und den Küssen Forderungen folgen ließ. Und sie sollten sich fügen, jeder Einzelne, glücklich, die demütigsten Dienste zu tun, solange ich sie danach mit einem langen, innigen Zungenkuss belohnte.
    Doch das Feuer verschonte meine Lippen nicht. Es nahm auch sie und radierte sie vollkommen aus. Jetzt ist mein Mund nur ein Schlitz, den ich kaum weiter als zwei Zentimeter öffnen kann, weil das Narbengewebe um ihn herum so verhärtet ist.
    Ist es ein Wunder, dass ich mein Leben satthabe? Dass ich es durch Feuer auslöschen will? Ihnen würde es nicht anders ergehen. Und darum, im Namen der Barmherzigkeit, verbrennen Sie dieses Buch. Tun Sie es aus Mitleid, falls Sie ein Herz haben, oder weil Sie meine Wut teilen. Für mich gibt es keine Rettung. Ich bin verloren, für alle Zeiten zwischen diesen Buchdeckeln gefangen. Erlösen Sie mich.
    - - -
    Warum zögern Sie? Ich habe schließlich mein Versprechen gehalten, oder nicht?
    Ich habe Ihnen ein wenig über mich erzählt. Natürlich nicht alles. Wer würde schon alles preisgeben? Aber ich habe Ihnen genug erzählt, dass ich gewiss mehr für Sie bin als nur Worte auf einer Seite, die Sie herumkommandieren. Ach ja, wenn ich schon dabei bin, gestatten Sie mir, mich dafür zu entschuldigen, dass ich am Anfang so grob und unhöflich gewesen bin. Das habe ich von Pappy G. geerbt und ich bin nicht stolz darauf. Ich bin nur so erpicht darauf, dass endlich Flammen über diese Buchseiten züngeln und das Buch verbrennt; je eher, desto besser. Ich habe nicht an Ihre ausgesprochen

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