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Fahr zur Hölle Mister B.

Fahr zur Hölle Mister B.

Titel: Fahr zur Hölle Mister B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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führte, wo ich hereingekommen war, hörte aber weder das Stöhnen verwundeter Menschen noch die Stimmen von Dämonen oder Engeln. Dann blickte ich zu der Tür, durch die Hannah und Quitoon eingetreten waren und die, vermutete ich, zur Küche führte, aber auch dort deutete nichts auf natürliches oder übernatürliches Leben hin.
    Reine Neugier verlieh meinem Körper zusätzliche Kräfte und linderte die Schmerzen, sodass ich mich konzentrieren konnte. Ich gab mich nicht dem Irrglauben hin, dass dieser Friede von Dauer sein würde, wollte ihn aber nutzen, solange er währte. Es gab schließlich nur zwei Möglichkeiten, hereinzukommen und hinauszugehen; wohin ich mich auch wendete, es bestand mindestens eine Chance von 50 Prozent, dass ich die finden würde, die vor nicht einmal einer Minute noch hier gewesen waren.
    Moment. Vielleicht waren ja mehr als ein, zwei Minuten vergangen. Fliegenschwärme summten um das Blut des Mannes, den ich getötet hatte, und Abertausende um die Männer herum, die Opfer der fliegenden Glasscherben geworden waren. Und auf zehn Fliegen, die sich gütlich taten, kamen zwanzig in der Luft, die nach einem Landeplatz suchten.
    Als ich das sah, wurde mir klar, dass ich nicht nur wenige Augenblicke bewusstlos gewesen sein konnte. Es musste deutlich länger gewesen sein. Lange genug, dass das Menschenblut wenigstens teilweise gerann und sein Geruch die Schwärme der hungrigen Fliegen anlockte. Und lange genug, dass alle, die eine Rolle in dem Drama um Johannes Gutenbergs Druckerpresse gespielt hatten, sich entfernt und mich zurückgelassen hatten.
    Die Tatsache, dass die Sendboten Luzifers und des Herrn sich verzogen hatten, war mir gleichgültig. Aber dass Quitoon gegangen war – die einzige Seele, deren Liebe ich mir je gewünscht hatte –, traf mich zutiefst. Dabei hatte ich noch die Hoffnung gehegt, er würde meine Zuneigung spüren und mich allein dafür wieder lieben.
    »Botch«, murmelte ich bei mir und dachte an die Definition des Erzbischofs. Ein Schlamassel. Etwas vollkommen Wertloses …
    Ich unterbrach meine Gedankengänge. Warum? Weil ich selbst in meinem mitgenommenen Zustand plötzlich die dritte Tür der Werkstatt entdeckte. Das aber auch nur, weil jemand sie einen Daumen breit offen gelassen hatte. Andere, die nicht so versiert im Okkulten waren, hätten sie vielleicht gar nicht als offene Tür erkannt, sondern als Täuschung der Sonne, denn sie schien in der Luft zu schweben, ein schmaler Lichtstreifen, der einen halben Meter über dem Boden begann und zwei Meter höher aufhörte.
    In meinem verwundeten Zustand galt es, keine Zeit zu vergeuden. Ich ging schnurstracks darauf zu. Als ich näher kam, hüllten mich subtile Schwingungen der übernatürlichen Kräfte ein, die diese Tür geöffnet und erschaffen hatten, was dahinter lag. Die Berührung mit ihnen war nicht unfreundlich. Sie schienen meinen geschundenen Zustand zu spüren und badeten meine Wunden in ihrem Balsam. Mit ihrer Hilfe brachte ich die Kraft und den Willen auf, den Arm nach dem schmalen Streifen Licht auszustrecken und die Tür aufzustoßen. Weit jedoch nicht. Gerade genug, dass ich die Beine etwas heben und mit größter Vorsicht hindurchschleichen konnte – schließlich wusste ich nicht, was mich auf der anderen Seite erwartete.
    Ich gelangte in eine große Kammer, vielleicht doppelt so groß wie die Werkstatt, aus der ich kam. Welche Ausmaße sie beanspruchte, vermochte ich nicht zu sagen, zumal die angrenzende Werkstatt kleiner war als dieser Raum, aber solche Paradoxe findet man überall, glauben Sie mir. Sie sind die Regel, nicht die Ausnahme. Dass Sie sie nicht sehen, ist eine Funktion Ihrer Wahrnehmung der Welt und sonst nichts.
    Obwohl die Kammer in einem unverständlichen Raum existierte, machte sie einen soliden Eindruck: Wände, Boden und Decke aus einer Art von milchigem Stein – offenbar von Meistern der Steinmetzkunst zusammengefügt, denn man erkannte keine Ritzen zwischen den gewaltigen Platten. Die Wände waren vollkommen schmucklos, Fenster gab es keine. Und auch keine Teppiche auf dem Boden.
    Aber einen Tisch. Einen großen, langen Tisch mit einer Sanduhr darauf, wie ich sie schon bei Tribunalen gesehen hatte. Damit wurde die Zeit gemessen, die die Parteien reden durften. Um diesen Tisch saßen auf schweren, aber gepolsterten Stühlen die Individuen, die mich für tot gehalten hatten. Der Erzbischof saß an dem mir zugewandten Ende, weshalb ich sein Gesicht nicht sah, der Engel Hannah

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